Sie sind hier

Abo

Justizvollzug

Neues Berner Gefängnis wird in Witzwil gebaut

Das neue Gefängnis, welches das Regionalgefängnis in Biel ersetzen soll, wird in Witzwil gebaut. Der Kanton rechnet mit Synergien zwischen dem bereits bestehenden Gefängnis und dem neuen Gebäude.

Bild: bt/a

Dan Steiner/pl

Der kantonale Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus hat an der gestrigen Medienkonferenz erklärt: «Der Standortentscheid markiert nur die Spitze des Eisbergs und damit das Ende eines langen Prozesses.» Die neue Vollzugseinrichtung für den Berner Jura und das Seeland wird auf dem Gelände von Witzwil gebaut. Das baufällige Bieler Regionalgefängnis wird geschlossen.

Im Vorfeld wurden 40 mögliche Standorte – auch solche, die nicht dem Kanton Bern gehören – analysiert. Am Ende blieben drei Varianten übrig: das ehemalige Jugendheim Prêles, Tramelan und Biel. Nun ist die Wahl auf die Gemeinde Gampelen am östlichen Teil des Neuenburgersees gefallen. «Wir haben auch den Standort des Bieler Regionalgefängnisses unter die Lupe genommen, kamen aber zum Schluss, dass selbst ein Neubau aus betrieblicher und wirtschaftlicher Sicht hier nicht sinnvoll zu realisieren ist», erklärte der SVP-Regierungsrat.

 

Das «ökologische Potenzial»

Das alte Bieler Gefängnis ist seinem Auftrag nicht mehr gewachsen (das BT berichtete). Heute sind dort etwa 40 Insassen untergebracht. Ihre Sicherheit bleibt gewährleistet, aber der Unterhalt des Gebäudes wird immer teurer, und es sind umfassende Renovierungen notwendig.

Nach Begehungen verschiedener Standorte, darunter auch des Jugendheimes auf dem Tessenberg, hat sich der Regierungsrat für Witzwil entschieden. Dafür sprechen gute Gründe: Der Kanton besitzt dort erhebliche Landreserven mit beträchtlichem Planungsspielraum. Es gibt vor Ort keine denkmalgeschützten Gebäude. Ferner ist Witzwil mit dem öffentlichen Verkehr und über die Strasse gut erschlossen. Bei künftig mehr als 300 Mitarbeitenden ist die gute Erreichbarkeit ein entscheidendes Argument.

Das neue Gefängnis wird also auf dem Gelände einer bestehenden Vollzugsanstalt gebaut. Beide Institutionen werden miteinander verbunden sein. Daraus ergeben sich synergetische Effekte. «Trotz offenem und geschlossenem Vollzug nebeneinander bieten sich verschiedenste Möglichkeiten», präzisierte Sicherheitsdirektor Philippe Müller an der Medienorientierung. Der Vorteil liege darin, «dass ein Untersuchungshäftling nach der Verurteilung zum Beispiel in die geschlossene Anstalt wechselt und nach einiger Zeit vielleicht seine Reststrafe in der offenen Anstalt verbüssen kann, um auf die Entlassung vorbereitet zu werden», erklärte der Regierungsrat. Damit sei vor Ort ein durchlässiger Strafvollzug möglich. Auch wenn künftig zwei Gefängnisse mit verschiedenen Haftarten am selben Standort betrieben werden, lassen sich Verwaltung, Sicherheits- und Gesundheitsdienst, Energieversorgung, Logistik und Einkauf zusammenlegen. «Hier wird es möglich sein, auf gemeinsame Personalressourcen zurückzugreifen», so der FDP-Politiker.

Beide Regierungsräte wiesen auf das «ökologische Potenzial» im Witzwiler Moos hin. Tatsächlich sind schon heute 13 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Biodiversität reserviert. Mit den neu geplanten Zonen steigt der Anteil auf 17 Prozent, was 107 Hektaren entspricht. Diese Aufwertung ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sie verschafft den Gefangenen auch Arbeit.

Die Flächen sind nämlich aktiv zu bewirtschaften. Der Kanton will die erwähnten Massnahmen unabhängig vom zusätzlichen Gefängnis realisieren. «Dabei achten wir sehr darauf, dass wir Lebensräume schaffen, die für besonders gefährdete Arten Nischen bieten», verspricht Philippe Müller. Dazu gehören Feldhasen und Kiebitze. Die Vogelreservate Fanel und Cudrefin sind nur einen Steinwurf von Witzwil entfernt.

 

Insgesamt 250 Plätze

Das neue Gefängnis wird 100 Plätze für die Untersuchungs- und Sicherheitshaft sowie 150 Plätze für den geschlossenen Strafvollzug fassen, 250 Plätze total. «Wir planen nicht zu gross, aber auch nicht zu klein, sondern machen genau so viel, wie nötig ist», versichert Philippe Müller.

Die neue Anstalt in Witzwil soll um 2032 in Betrieb gehen. Der Architekturwettbewerb ist 2024 und der Baubeginn 2028 geplant. Die Kosten sind mit 280 Millionen Franken veranschlagt. Was danach aus dem alten Bieler Regionalgefängnis wird, ist noch nicht entschieden.

Im Richtplan der Sanierungen der Vollzugsanstalten stehen weitere Projekte an: Renovierung von St. Johannsen (2029-2035), Frauengefängnis Hindelbank (2028-2036). Nach der Inbetriebnahme von Witzwil werden drei Regionalgefängnisse saniert: Burgdorf (2032), Thun (2034) und Bern (2035). «Der zusätzliche Neubau in Witzwil wird die nötigen Kapazitäten schaffen, damit wir die Belegungen wieder auf ein normales Niveau senken können», prognostizierte Regierungsrat Christoph Neuhaus.

Nachrichten zu Seeland »