Sie sind hier

Abo

Nidau

Stedtli-Metzg bleibt in Familienhänden

Die Stedtli-Metzg, das Traditionsgeschäft an der Hauptstrasse 14 in Nidau, wird morgen in neue Hände übergeben. Der neue Besitzer tritt in grosse Fussstapfen.

Alex Niederhäuser führt die Metzgerei ab morgen. Peter Samuel Jaggi
Theresia Mühlemann
 
Nach 17 Jahren übergibt das Besitzerehepaar, Andreas und Sonja Zurbuchen, aus gesundheitlichen Gründen die Stedtli-Metzg. Nach längerer, schwieriger Suche nach einem Nachfolger wurde das Ehepaar in der eigenen Familie fündig. Alex Niederhäuser, ein Cousin von Andreas Zurbuchen, wird ab morgen die Metzgerei weiter führen. Dafür zieht er aus dem Kanton Luzern in die Umgebung. 
 
So wiederholt sich die Geschichte, denn auch die Zurbuchens übernahmen damals das Geschäft aus der eigenen Familie. Nach dem plötzlichen Tod des vorherigen Metzgers, der sowohl ein Onkel von Andreas Zurbuchen als auch vom neuen Besitzer Niederhäuser gewesen war, sprang die junge Familie von heute auf morgen in die Bresche. Innert nur sechs Wochen eröffneten sie die Metzgerei unter ihrem Namen und zogen mit ihren beiden Kindern von Bern nach Ipsach.
 
Unter der Führung des Ehepaars Zurbuchen hat sich die Stedtli-Metzg weitum einen Namen gemacht. Besonders beliebt sind die hausgemachten Wurstwaren. Im Sommer erfreuen sich die Grillwürste, die es in verschiedenen Variationen zu kaufen gibt, und in den Wintermonaten die preisgekrönten Treberwürste grosser Nachfrage. Die eigenen Produkte waren das Kerngeschäft des Inhaberpaares. Dabei standen die Kundenwünsche zuoberst. «Wir haben nie gesagt, das haben wir nicht, das gibt es nicht», sagt Sonja Zurbuchen.
 
Keine unlösbare Aufgabe
Niederhäuser, der genau wie Andreas Zurbuchen in einer Metzgerfamilie gross geworden ist, ist sich bewusst, dass er ein grosses Erbe antritt. Für seine Vorgänger ist er voll des Lobes: «Den hohen Qualitätsstandard der Zurbuchens zu erhalten oder gar zu toppen ist eine schwierige, doch nicht unlösbare Aufgabe, derer ich mich gerne annehme.» Er möchte sobald als möglich das Sortiment an selbst produzierter Ware ausbauen. Denn ein Vorteil der eigenen Produktionsstätte sei, den Kunden transparent weiter geben zu können, was in einem Produkt drin sei.
 
Auch ausbilden möchte Niederhäuser weiterhin. 75 Prozent der Lehrstellen in der Fleischerei-Branche blieben unbesetzt, erzählt er. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die wenigsten Bescheid wüssten, wie die Arbeit in einer Metzgerei aussehe. Gerade die Fachrichtungen Verarbeitung und Veredlung seien kreative, schöne Berufe. So lässt sich Fleischfachfrau oder -mann lernen, ohne direkt mit der Schlachtung  zu tun zu haben.
 
Obwohl der Fleischkonsum gegenwärtig rückläufig ist und immer mehr Menschen auf Alternativen setzen, müssen gute Metzgereien sich nicht sorgen: Der Trend gehe eher dahin, dass die Leute zwar weniger häufig Fleisch essen, dafür jedoch für ein gutes Stück lieber in der Metzgerei einkaufen gehen würden, schätzt Niederhäuser ein.
 
«Bei uns gibt es zusätzlich ganz viel Beratung über die Ladentheke», das sei wichtig. Wenn jemand ohne eine Anleitung zum ersten Mal ein Roastbeef zubereiten möchte, und es dann misslingt, versuche er es kein zweites Mal, so Niederhäuser. Gerade in der Coronazeit, als die Restaurants geschlossen hatten und im Homeoffice gearbeitet wurde, haben viele das  Kochen für sich entdeckt. Man habe richtig spüren können, wie gewisse Kunden sich langsam von einer Zubereitung einfacher Fleischstücke zu schwierigeren Rezepten vorgearbeitet hätten, sagt der Metzger.
 
Neueröffnung am Donnerstag
Heute und morgen bleibt das Geschäft wegen Inventur und Übergabe geschlossen, am Donnerstag feiert Niederhäuser seine Neueröffnung mit speziellen Angeboten und einer Überraschung. Noch eine Weile werden die Zurbuchens im Laden anzutreffen sein. Sie unterstützen ihren Nachfolger in den ersten Wochen des Neustarts und möchten auch als Ferienablösung bereitstehen. Ob den beiden das Führen der Metzgerei fehlen wird? «Wir haben einen grossen Garten, dort gibt es immer etwas zu tun. Ausserdem gibt es in meinem Leben noch die Schauspielerei, ich spiele seit Jahren Theater. Mein Mann freut sich, endlich wieder mehr Zeit für Töfftouren zu haben. Langweilig wird uns bestimmt nicht», lacht Zurbuchen.

Nachrichten zu Seeland »