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Damoklesschwert über dem Quartier

Wie kein anderes Wohnquartier ist das Mühlefeld direkt vom Bau der A5-Umfahrung betroffen. Sparpläne des Bundes wecken Ängste der Anwohner.

Damoklesschwert über dem Quartier

Wie kein anderes Wohnquartier ist das Mühlefeld direkt vom Bau der
A5-Umfahrung betroffen. Sparpläne des Bundes wecken Ängste der Anwohner.<BR>

Mike Sommer<BR>

«Was können wir tun?» Die Frage aus dem Publikum hatte schon fast einen resignierten Unterton. Die nüchterne Antwort des Bieler Stadtplaners François Kuonen: «Das einzige was Sie tun können, ist Einsprache erheben.»<BR>

Rund hundert Personen hatten sich am Montagabend im Saal des Altersheims Cristal eingefunden, um von Stadtplaner Kuonen über die Auswirkungen der geplanten A5-Stadtumfahrung auf das Mühlefeld-Quartier informiert zu werden. Der Referent machte schon zu Beginn klar, dass er nicht viel zum Anschluss Biel-Zentrum sagen könne. Weil das Publikum hartnäckig nachfragte, tat er es schliesslich doch. Derzeit kämpfe die Stadt Biel zusammen mit Nidau für eine stadtverträgliche Lösung im Zentrum. Das Bundesamt für Strassen (Astra) hingegen verlange vom Kanton, Alternativen zu prüfen. Diese Alternativen, so Kuonen, hätten auf das Mühlefeld massive negative Auswirkungen.<BR>

Autolawine im Quartier?<BR>

Unbestritten ist, dass die vierspurige Autobahn selber vom Brüggmoos bis zum Vingelztunnel unter dem Boden durch das grösstenteils dicht besiedelte Stadtgebiet geführt wird. Das Problem sind die Verzweigungsbauwerke und Zubringerstrassen, welche die Verbindung zwischen der A5 und dem lokalem Strassennetz bilden. 25 000 bis 30 000 Fahrzeuge täglich werden dereinst allein über den Zubringer Nidau auf die A5 rollen.<BR>

Die bisherige Planung hatte vorgesehen, die Zubringerstrassen weitegehend unterirdisch zu bauen. Gemäss diesem Konzept müsste die A5 im Bereich der Anschlüsse ins zweite «Untergeschoss» verlegt werden. Das erste «Untergeschoss» wäre den Zubringerstrassen vorbehalten, das «Parterre» dem Quartierverkehr und dem öffentlichen Verkehr. Aus der Luft betrachtet sähe man vom ganzen Verkehrssystem praktisch nichts.<BR>

Um bis zu 200 Mio. Franken zu sparen, verlange das Astra nun vom Kanton, einen Verzicht auf das zweite «Untergeschoss» zu prüfen, sagte Kuonen. Lokaler und öffentlicher Verkehr müssten sich dann das oberirdische Strassennetz mit den Autolawinen teilen, die sich vor allem in den Stosszeiten zur oder von der A5 durch das Quartier ergiessen würden. Welche Strassen vorwiegend betroffen wären, ist laut Kuonen noch unklar. Als oberirdische Autobahnzubringer kämen etwa die Salzhaus- oder die Keltenstrasse entlang der BTI-Linie in Frage. Wie ein Riegel würde ein oberirdisches Zubringersystem eine attraktive Wohngegend von Biel und Nidau durchtrennen - dies also ist die Befürchtung der Bieler Behörden.<BR>

«Wir kämpfen mit harten Bandagen», sagte gestern auf Anfrage der Bieler Baudirektor Hubert Klopfenstein. Was das heisst, erklärte sein Direktionssekretär Rolf Iseli: «Wir sind nicht daran interessiert, an der Prüfung dieser Alternativen mitzuarbeiten. Wir wollen nicht helfen, unser eigenes Grab zu schaufeln.» Immerhin, so Iseli und Klopfenstein, habe die Stadt eine Art Gegenvorschlag unterbreitet. Dieser sehe vor, die Zubringerstrassen und Anschlüsse zwar praktisch oberirdisch zu bauen, aber mit Geländeanpassungen und Aufschüttungen zu überdecken.<BR>

Entscheid im September<BR>

Laut Jean-Pierre Zürcher, Leiter der Abteilung Nationalstrassenbau beim kantonalen Tiefbauamt, habe der Kanton den klaren Auftrag des Bundes, Varianten zur bisherigen Planung zu prüfen. Nach Ansicht des Astra habe man die Risikofaktoren, Baugrundverhältnisse und Kosten einer A5 im zweiten «Untergeschoss» zu wenig beachtet.<BR>

Bis Ende Juni würden nun Varianten studiert, damit ein Vergleich mit der bisherigen Planung möglich werde. Dabei würden siedlungsverträgliche Lösungen für die Zubringerstrassen und Anschlüsse gesucht, sagte Zürcher. Die Behördendelegation werde die Resultate des Vergleichs im August diskutieren und die kantonale Baudirektion dem Bund im September eine Variante vorschlagen. Für diese soll ein Jahr später ein Ausführungsprojekt vorliegen.<BR>

Dann käme der Moment, in dem sich Private oder Gemeinden per Einsprache wehren könnten, wenn sie mit dem Bau der A5 im Bieler Zentrum nicht einverstanden wären.
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A5-Westast<BR>

Die ganze Umfahrung von Biel (mit Vingelztunnel) soll bis 2019 etappiert in Betrieb genommen werden.<BR>
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Biel Zentrum/Weidteile 1,2 km): 2016<BR>

Zubringer Nidau (0,5 km): 2016<BR>
Seevorstadt City: (0,8 km): 2018<BR>
Vingelz (2,7 km, davon Tunnel 2,3 km): 2018/19<BR>

Variantenentscheid im Bereich Biel Zentrum noch in diesem Jahr, Auflageprojekt Herbst 2008. (ms)
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Im Bereich der Halbanschlüsse Biel Zentrum soll die A5 zweistöckig unterirdisch gebaut werden, fordert die Stadt Biel. Gemäss einer Skizze der Baudirektion (rechts) bliebe das ganze Bauwerk so an der Oberfläche praktisch unsichtbar. Bild: Skizze: zvg/Plan und Montage: rs
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