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Eine Baustelle, wie Biel sie noch nie gesehen hat

Nach Jahren der Planung beginnen im Sommer die Arbeiten am A5-Ostast. Der grösste Teil des 4,9 Kilometer langen Abschnitts der Autobahnumfahrung wird unterirdisch gebaut.

Eine Baustelle, wie Biel sie noch nie gesehen hat

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Mike Sommer<BR>

Er sei erleichtert, sagte gestern auf Anfrage Aldo Quadri, der Projektleiter der kantonalen Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion für den A5-Ostast. Dass der Vergabeentscheid für das Grossbauprojekt (vgl. Seite 1) von der Konkurrenz nicht per Beschwerde angefochten wurde, sei «eine positive Neuigkeit». Quadri: «Wenn ein Vergabeverfahren ohne Fehler durchgeführt wird, gibts ja eigentlich auch keinen Grund für eine Einsprache.» Lobend äusserte sich namens der FDP des Kantons Bern auch der Bieler Grossrat Peter Moser: «Die Ausschreibung wurde durch das Tiefbauamt gut vorbereitet.»<BR>

Moser, der als Grossrat, Vorstandsmitglied des Handes- und Industrievereins Biel-Seeland und Präsident der Koordinationskonferenz A5 seit Jahren gleich an mehreren Fronten für einen raschen Bau der Stadtumfahrung kämpft, war die Freude über den positiven Entscheid aus Bern gestern deutlich anzumerken: «Der Vergabeentscheid ist ein Meilenstein mit Signalcharakter. Bald sieht die Bevölkerung nun endlich, dass etwas Konkretes passiert.»<BR>

Schwierige Untertunnelung<BR>

Weil 4 von insgesamt 4,9 Kilometern des Ostastes zwischen dem Bözingenfeld und dem Brüggmoos unter dem Boden verlaufen, werden die Bauarbeiten grösstenteils «unter Ausschluss der Öffentlichkeit» geschehen. Sichtbar wird die grösste Baustelle, die Biel je gesehen hat, praktisch nur bei den so genannten Voreinschnitten, also den vier Einfahrtsbereichen in die beiden Tunnels durch den Büttenberg und durch das Längholz.<BR>

Im Juli gehts laut Aldo Quadri los. Die Arbeiten beginnen mit der Vorbereitung der Installationsplätze bei den Tunnelzugängen. Gleichzeitig werden die Voreinschnitte bis zu den Stellen gebaut, wo später die Tunnelbohrmaschine zum Einsatz kommt. Besonders problematisch sei der Voreinschnitt im Bözingenfeld, sagte Quadri. Hier befindet sich die Tunnelzufahrt unter der SBB-Linie Biel-Solothurn. Weil man es an dieser Stelle mit lockerem Gestein und Grundwasser zu tun habe, sei die Untertunnelung der SBB-Gleise sehr aufwändig und komplex.<BR>

Die Tunnelbohrmaschine wird laut Aldo Quadri eigens für die A5-Umfahrung von Biel konstruiert und wird im Verlauf des Jahres 2008 zum Einsatz kommen. Gebaut wird zuerst eine Röhre durch den Büttenberg und anschliessend der erste Durchstich durch das Längholz. Dann wird die Bohrmaschine im Brüggmoos demontiert und ins Bözingenfeld zurückgeschafft, von wo der Bau der zweiten , parallelen Röhren in Angriff genommen wird.<BR>

1,2 Mio. Kubikmeter Aushub<BR>

Dass die vier Tunnelröhren jeweils von Norden nach Süden gebaut werden, hat einen guten Grund. Rund 80 Prozent des Aushubmaterials von etwa 1,2 Millionen Kubikmeter Gestein wird im Norden und Nordosten von Biel deponiert. Damit möglichst wenige Transporte auf dem eh schon stark belasteten Strassennetz der Agglomeration erfolgen, wird das Aushubmaterial zuerst ins Bözingenfeld gebracht. Und zwar auch jenes aus dem Längholztunnel. Dieses Material wird vom Installationsplatz beim offenen Abschnitt Orpund auf einem Förderband durch die erste Tunnelröhre des Büttenbergs ins Bözingenfeld verfrachtet.<BR>

Insgesamt neun Deponien kommen für die Endlagerung des Aushubmaterials in Frage. Die bedeutendste («Chauruque») befindet sich in Reuchenette. Dazu kommen Deponien in Lengnau, Leuzingen, Safnern, Sutz, Lyss und an weiteren Standorten. Ganz ohne Beeinträchtigungen für die Bevölkerung wird der Bau des Ostastes trotzdem nicht sein. Probleme müssten insbesondere noch im Bereich Orpundplatz in Mett gefunden werden, sagte der Bieler Baudirektor Hubert Klopfenstein.<BR>

Dass geologische Überraschungen den Tunnelbau verzögern, hält Aldo Quadri für unwahrscheinlich: «Wir haben ausreichende Sondierbohrungen gemacht.» Im Büttenberg und dem grössten Teil des Längholzes haben es die Tunnelbauer mit relativ unproblematischer Molasse und Sandstein zu tun. Risikoreicher sei das Lockermaterial im Grundwasser auf rund 900 Metern Länge im südlichen Teil des Längholzes.<BR>

Risikofaktor Brüggmoos<BR>

Eine Eröffnung des Ostastes im Jahr 2015 könnte allenfalls fraglich werden, wenn es im Abschnitt Brüggmoos zu Verzögerungen infolge der Einsprachen käme, sagte Quadri weiter. Provisorische Anschlussbauten in diesem Gebiet wären teuer und kompliziert. Hubert Klopfenstein bleibt optimistisch: «Anscheinend gibt es dort keine fundamentalen Einsprachen.»
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Grösstenteils unterirdisch (gelb) verläuft die A5 im Osten Biels (technische Skizze aus dem Ausschreibungsdossier des Tiefbauamtes). Grafik: zvg
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A5-Umfahrung
in Zahlen<BR>

<B></B>Ostast: 4,9 km (Büttenbergtunnel 1,5 km, offener Abschnitt Orpund 0,5 km, Längholztunnel 2,5 km); Kosten 391 Mio. Franken<BR>
<B></B> Abschnitt Brüggmoos: 0,4 km; Stand: Ausführungsprojekt aufgelegt, Einsprachen derzeit noch nicht erledigt; geplanter Baubeginn 2009<BR>
<B></B>Westast: 5,2 km, grösstenteils unterirdisch oder Tieflage (1,2 km Biel Zentrum, 0,8 km City, 0,5 km Zubringer Nidau, 2,7 km Tunnel Vingelz); Stand: generelles Projekt liegt vor (Ausnahme Vingelztunnel); Baubeginn 2010 bzw. 2012 (Vingelztunnel); etappenweise Eröffnung bis 2018/19. (ms)
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