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Ordnung

Entrümpeln befreit auch die Seele

Der Winter ist die ideale Zeit, um die Wohnung wieder einmal gründlich zu entrümpeln. Nicht zuletzt hat das Motto «Weniger ist mehr» auch positive Auswirkungen auf unsere Psyche.

«Entrümpeln schafft Freiräume , in denen Neues wachsen kann und verschafft der Person, die wir heute sind, mehr Platz», sagt Aufräumcoach Karin Schrag, Bild: Keystone

von Rahel Mösch

Im Gang stapeln sich die Mützen und Handschuhe, in den Schränken der Kinder lagern zu kleine Sommerkleider und im Regal liegen Bücher, die Sie seit vier Jahren unbedingt wieder mal lesen wollen? Dann ist höchste Zeit fürs Ausmisten! Nehmen sie sich nicht zu viel auf einmal vor und beginnen sie mit kleinen Dingen. Feng Shui-Experten raten, mit einem Raum oder einem Thema wie zum Beispiel «Schränke» zu beginnen und von innen nach aussen zu arbeiten: Es bringe nichts, das Wohnzimmer aufzuräumen, wenn in den Regalen noch Chaos herrsche.

Nach Lust und Laune
Aufräumcoach Karin Schrag aus Bern sagt: «Das Lustprinzip ist immer richtig. Wo Sie beginnen, ist egal, Hauptsache, Sie sind motiviert.» Ausmisten ist nicht nur fürs Auge schön, sondern tut auch der Seele gut: «Wir lassen Vergangenes los und leben dadurch mehr im Jetzt. Entrümpeln schafft Freiräume, in denen Neues wachsen kann und verschafft der Person, die wir heute sind, mehr Platz,» sagt die Expertin. Je konsequenter und mehr man entrümpelt, desto nachhaltiger sei der Effekt.

Die drei Kisten-Methode
Wenn Sie eine Schublade oder ein Schrankfach ausmisten, stellen Sie drei Kisten (oder drei grosse Einkaufstaschen) und einen Müllsack vor das Möbel. In die erste Kiste kommen alle Dinge, die Sie ganz sicher – ohne zu zögern oder zu überlegen – behalten wollen. In die zweite legen Sie die Gegenstände, von denen Sie denken, dass Sie diese vielleicht noch mal brauchen können (aber meistens ehrlicherweise schon ganz lange nicht mehr in der Hand gehabt haben). Fragen Sie sich stets: «Brauche ich das wirklich?». Die Dinge in der dritten Kiste werden verschenkt, verkauft oder getauscht. Alles was kaputt, nicht fertig oder nicht mehr schön ist, kommt direkt in den Abfall. Putzen Sie die Schublade oder den Regalboden und räumen sie alle Sachen der ersten Kiste wieder ein. Stellen Sie die zweite Kiste für zwei bis sechs Monate in den Estrich oder Keller. Haben Sie die Sachen in dieser Zeit nicht vermisst, kommen sie in Kiste 3.

Kinder nicht überfordern
Auch im Kinderzimmer lohnt es sich, wieder einmal die Spielsachen und Bücher auszusortieren. Viele Kinder haben Mühe, sich von Sachen zu trennen, und finden bei allem, dass sie es noch brauchen. Mit Kindern ausmisten braucht viel Zeit und Geduld. Hier könnten die Eltern dem Nachwuchs helfen, in dem sie Vorarbeit leisten würden, sagt Karin Schrag: «Ausmisten mit Kindern dauert meistens länger als man denkt, zudem werden Kinder von Erwachsenen oft überfordert». Sie ist deshalb eher skeptisch, wenn man Kinder – vor allem kleinere – schon von Anfang an miteinbezieht.

Die wichtigste Regel lautet: «Nie ungefragt etwas wegwerfen! Denn Sachen, die in unseren Augen wertlos sind, können für Kinder sehr wertvoll sein», sagt die Expertin, die selbst Mutter ist. Sie schlägt vor, dass die Eltern die Spielsachen vorsortieren und erst danach mit dem Kind anschauen. Wann man mit Kindern am besten die Spielsachen und Bücher ausmiste, sei so individuell, wie die Kinder selbst. Gerade für Kinder, die sich schlecht von Dingen trennen können, ist das Ausmisten mit der Drei-Kisten-Methode hilfreich. So können die Schätze, die nicht dringend gebraucht werden, in der Kiste im Estrich ruhen. Auch hier rät die Expertin, die Sachen unbedingt noch einmal mit dem Kind anzuschauen, bevor man etwas weggibt.

Weniger Spielsachen bedeutet mehr Platz zum Spielen. Vielleicht können Sie mit diesem Argument ihren Nachwuchs überzeugen, einen Teil ihrer Sachen wegzugeben. Auch haben viele weniger Mühe, sich von einem Spielzeug zu trennen, wenn sie es einem Freund schenken, der jünger ist als sie. Oder einem Kind, das gar nichts zum Spielen hat. Auch der Anreiz auf das Geld, welches das Kind beim Verkauf seines Spielzeugs behalten darf, animiert zum Weggeben.

Jedem Ding seinen Platz
Der Eingangsbereich ist die Visitenkarte der Wohnung, aber gerade dort ist es oft schwierig, Ordnung zu halten, erst recht mit Kindern. So lange nicht klar ist, wo die Sachen hingehören, liegen sie immer wieder herum. Überlegen Sie sich deshalb, was Sie tun können, damit auch die Kleinen ihre Sachen selber wegräumen können. Eine Bank mit Schubladen zum Beispiel oder eine Kommode, bei der jedes Familienmitglied eine oder zwei Schubladen zur Verfügung hat. Kleiderhaken auf Kinderhöhe sind empfehlenswert. Am besten beschriften Sie alles mit dem Namen oder einem Symbol, so ist es für alle klar, wo die Sachen hingehören.

Vielleicht geht es Ihnen schon bald so wie einer Frau in einem Online-Kommentar zum Thema: «Ausmisten ist für mich schon fast so was wie ein Hobby. Jedes Mal, wenn ich etwas wegwerfe oder verschenke, was ich nicht mehr benötige, befreie ich mich damit auch gleichzeitig von alten Gedanken und unnützen Erinnerungen, die mich nur blockieren und belasten.» Getreu dem Motto: weniger ist mehr!

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