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Brust-Screening

Jährlich 140 Frauen das Leben retten

Der Kanton Bern führt seit diesem Sommer ein Mammografie-Screening durch. Davon erhofft man sich eine Senkung der Brustkrebs-Sterblichkeitsrate um 25 Prozent.

Eine Frau während einer Mammografie, links die Röntgenaufnahme der Brust. Frauen ab 50 werden im Kanton Bern dazu aufgefordert, bei der Früherkennung mitzumachen. Bild: Keystone

Sarah Zurbuchen

Seit Mitte August erhalten sämtliche Frauen zwischen 50 und 74 Jahren, verteilt über die kommenden zwei Jahre, eine Einladung zur Mammografie. Dieses sogenannte «Mammografie-Screening» gibt es bereits in neun Kantonen. Ab diesem Jahr ist nun auch der Kanton Bern mit dabei. Das Spitalzentrum (SZB) arbeitet ausserdem mit dem Früherkennungsprogramm Bejune (Berner-Jura, Jura, Neuenburg) zusammen. Das heisst, auch Frauen aus diesen Gebieten können ihre Vorsorgeuntersuchung am SZB durchführen.

140 Todesfälle weniger
Die Krebsliga sowie der Kanton Bern versprechen sich von diesem systematischen Brust-Screening die Verhinderung von Brustkrebs-Todesfällen. Dies unterstreicht auch Marianne Braunschweig, Chefärztin am Institut für medizinische Radiologie am Spitalzentrum Biel. «Mit der konsequen-ten Umsetzung des Früherkennungsprogramms kann jährlich 140 Frauen das Leben gerettet werden.» Eine frühzeitige Erkennung erhöhe nicht nur die Heilungschancen, sondern erlaube auch eine schonendere Behandlung mit geringeren Nebenwirkungen und damit eine bessere Lebensqualität.

Die Teilnahme am Screening ist freiwillig, in Biel können sich die Frauen am Spitalzentrum, in der Klinik Linde sowie in der Seeland-Klinik untersuchen lassen. Die Kosten für die Mammografie im Rahmen des Screenings werden von der Versicherung übernommen. Die Patientinnen bezahlen zehn Prozent, zirka 20 Franken, unabhängig von der Franchise.

Ab 50 Jahren
Warum werden die Frauen erst ab 50 zum Brust-Screening eingeladen? «Brustkrebs tritt häufiger in der zweiten Lebenshälfte auf», erklärt Marianne Braunschweig. Frauen, die in jüngerem Alter an Brustkrebs erkranken, haben oft ein erhöhtes familiäres Risiko und bedürfen einer intensiveren Früherkennung ausserhalb des Screeningprogramms. Röntgeninstitute, die am Brustkrebsfrüherkennungsprogramm der Krebsliga teilnehmen, müssen klar definierte Qualitätsanforderungen erfüllen. Diese sind höher als bei Mammografien, die auf individueller Basis durchgeführt werden. Das Personal ist speziell ausgebildet und muss Erfahrung und regelmässige Weiterbildung vorweisen. Dank modernsten Geräten ist die Strahlenbelastung gering.

Pro Brust werden zwei Röntgenaufnahmen gemacht, dabei wird die Brust einmal vertikal und einmal horizontal zusammengedrückt. «Das ist unangenehm, die Brust nimmt dadurch aber keinen Schaden», sagt Marianne Braunschweig. Jede Mammografie wird von zwei verschiedenen Ärzten unabhängig voneinander beurteilt. Auch die Ärzte müssen vorgegebene Qualitätsanforderungen erfüllen. Bei Bedarf wird eine Drittmeinung eingeholt. Trotzdem gilt hier wie überall: Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. «Es kommt vor, dass ein Tumor auf einer Mammografie nicht sichtbar ist», sagt die Chefärztin.

Die Mammografie-Früherkennung kann auch Nachteile mit sich bringen. So können Veränderungen wie Mikroverkalkungen weitere Untersuchungen (Ultraschall, MRI, Biopsie) nach sich ziehen. Nur dadurch kann zwischen gut- und bösartig unterschieden werden. Solche Folgeuntersuchungen und die Ungewissheit können für die betroffene Frau belastend sein. Eine Krebserkrankung findet man jedoch nur bei sieben von 50 Frauen, die zu einer Abklärung einbestellt werden. Das Spitalzentrum Biel ist auch für diese Abklärungen akkreditiert.  
Schliesslich werden bei der Mammografie auch bösartige Tumoren entdeckt und behandelt, die der betroffenen Frau wahrscheinlich nie Beschwerden bereitet hätten. Es wird jedoch empfohlen, alle entdeckten bösartigen Tumoren zu behandeln, da man nicht voraussagen kann, welche von ihnen ungefährlich bleiben.

Jede Frau muss selbst entscheiden, welche Früherkennungsuntersuchungen sie in Anspruch nehmen will. Es gilt den individuellen Nutzen einer Früherkennung gegen die vergleichsweise geringen Nachteile abzuwägen.

Das Mammografie-Screening- Programm lädt alle Frauen der entsprechenden Altersgruppe zur Teilnahme an den Untersuchungen zur Brustkrebsfrüherkennung ein und garantiert eine bestmögliche Qualität.

 

«Rope of Solidarity»
Am 22. Oktober zeigt das Filmpodium Biel im Rahmen des Brustkrebs-Monats Oktober den Film «Rope of Solidarity» (siehe Artikel auf Seite 22).

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