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Mauern bilden Brücken

Schweizer, Israelis, Palästinenser und Iren bauen auf dem Obergrenchenberg Trockenmauern.

Die vier Jugendgruppenleiter aus der Schweiz, Irland, Israel und Palästina. Von links: Viv Sadd (Irland), Oliver Schneitter (Schweiz), Netta Hazan (Israel), Abber Abu Libdeh (Palästina), Bild: zvg

(mt) Aus Ländern, in welchen Mauern Religionen und Kulturen voneinander trennen, kommen junge Menschen auf den Jura und bauen dort im August Naturstein-Trockenmauern. Ein Solothurner Verein fördert damit nachhaltige Entwicklung und interkulturelle Friedensarbeit.

Der Röstigraben verläuft auf der Krete des Grenchenbergs: Seine Nordseite neigt sich in den französischsprachigen Berner Jura, während an der Südseite die Klippen der Wandfluh sich dem deutschsprachigen Mittelland zuwenden. Entlang dieser Grenze zwischen den Sprachregionen zieht sich eine Trockenmauer, zum Teil in Trümmern.  Junge Erwachsene aus der Schweiz, Israel, Palästina und Irland werden sie vom 16. bis 26. August 2013 renovieren und neu bauen. Grenzen und Mauern sind Thema dieses zehntägigen Jugendaustausches. Organisiert wird er vom „Verein Naturkultur“ aus Lommiswil.

Verein für interkulturelle Naturarbeit
Der Trockenmauerbau ist ein traditionelles Handwerk, das in den letzten Jahren wieder neu entdeckt wurde und zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz gehört. Mit dem Trockenmauer-Jugendaustausch will der Verein Naturkultur nicht nur interkulturelle Begegnung fördern, sondern der Region etwas geben. Dies ist das Anliegen der beiden Lommiswiler Vereinsgründer: Oliver Schneitter führte in der Schweiz, in Europa und in Israel bereits Jugendbegegnungen und interkulturelle Bildungsprogramme durch, während Jörg Lötscher ausgebildeter Trockenmaurer und Leiter von Naturlagern ist. „Das Trockenmauer-Projekt ist deshalb eine Herzensangelegenheit für uns und entspricht der Seele des Vereins.“ Das Trockenmauern wird in der Schweiz als Gruppenprojekt für Jugendliche oder als Sozialprogramm eingesetzt. Damit leistet es nicht nur einen Beitrag an den Landschaftsschutz und für die Natur, sondern auch für die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Eigeninitiative der Teilnehmenden.

Wozu dient die Mauer?
Da eine Mauer nicht nur schützt, sondern auch trennt, ist sie ein ideales Werkzeug für interkulturelle Jugendarbeit. Die Mauer zwischen Israelis und Palästinensern ist ein Symbol des gesamten Nahostkonflikts. Für die einen steht sie für Unterdrückung und Besatzung, für die anderen ist sie unverzichtbare Sicherheitsgarantin. Weniger bekannt hierzulande sind die Bilder aus Nordirland, wo die sogenannte „Peace Wall“ die Viertel zwischen Protestanten und Katholiken, britischstämmigen Loyalisten und irischen Republikanern, voneinander trennt und mitten durch Parks verläuft. Grenzen und Mauern durch Mauerbau zu überwinden, ist daher das zweite Ziel des Projekts: In Kooperation mit Jugendarbeitsstellen aus Irland, Israel und Palästina kommen Katholiken und Protestanten aus Irland, sowie Juden, Christen und Muslime aus Israel und Palästina mit jungen Schweizern zusammen. Und legen mit dem Mauerbau auf dem Jura vielleicht den Grundstein, dass eines Tages die Mauern zuhause verschwinden.

Offene Teilnehmerplätze
Der Jugendaustausch bringt junge Schweizer mit jungen Menschen aus den anderen Kulturen zusammen und lehrt ihnen ein traditionelles Schweizer Handwerk. Interessierte können sich für eine Teilnahme an info@nakultur.ch wenden. Die Teilnahme ist kostenlos.
Das Projekt „Mauern bauen, Brücken bilden“ findet vom 16. bis 26. August auf dem Obergrenchenberg bei Solothurn statt. Es wird vom Verein Naturkultur in Kooperation mit der Bürgergemeinde Grenchen organisiert und vom  Programm „Jugend in Aktion“, dem Lotteriefonds des Kanton Solothurn und dem Fonds für Jugend- und Erwachsenenbildung der röm.-kath. Kirche im Kanton Solothurn gefördert. Die Trockenmauerarbeiten werden vom Fonds Landschaft Schweiz und der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz finanziert.

Mehr Informationen: www.nakultur.ch



 

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