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Haustiere

Tofu statt Dosenfutter

Viele Menschen ernähren sich vegetarisch. Doch wie sieht das bei den Haustieren aus? Ist eine vegetarische Ernährung möglich? Für Katzen und Hunde sind die Empfehlungen unterschiedlich.

Katzen brauchen Fleisch: Tiermediziner raten von einer vegetarischen Ernährung bei Katzen ab. Foto: Adrian Streun/a

von Karoline Kallweit

Geschätzte fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung, also rund 400000 Personen, verzichten in der Schweiz auf Fleisch und Tierprodukte. Gründe, vegetarisch oder gar vegan zu leben, gibt es viele – es müssen nicht einmal zwangsläufig ethische Bedenken sein. Auch die regelmässig auftretenden Skandale um Gammelfleisch und Medikamentenrückstände sowie die katastrophalen Zustände, in denen Millionen Masttiere gehalten werden, verderben immer mehr Menschen den Appetit auf Fleisch. Seit Jahren steigt die Zahl der Vegetarier und Veganer stetig. Aber lässt sich der Ernährungsgrundsatz auch auf unsere vierbeinigen Begleiter, unsere Haustiere, übertragen?

Ist Dosenfutter unnatürlich?

Vegetarische oder gar vegane Tierhalter befinden sich in einer moralischen Zwickmühle. Denn während für ihre eigene Ernährung kein Tier sterben darf, erhalten Hund oder Katze oft Dosenfutter aus industrieller Massenproduktion. Die Meinungen, ob man auch Haustiere vollkommen vegetarisch oder gar vegan er-nähren kann, gehen auseinander. Wissenschaftliche Arbeiten sprechen sich abwechselnd sowohl dafür als auch dagegen aus.
Gegner argumentieren: Die vegetarische Ernährung von Haustieren sei unnatürlich. Befürworter halten dagegen: Die Ernährung mit Dosenfutter sei unnatürlich. Ob die fleischlose Ernährung für die Vierbeiner eine Alternative ist, ist folglich mehr als umstritten.
Hunde knabbern gerne mal an einer Möhre. Für gewöhnlich besteht der Hauptteil ihrer Nahrung jedoch aus Fleisch. Dennoch können sie aus biologischer Sicht auch ohne tierische Produkte auskommen. Denn ihr Organismus ist in der Lage, das nötige Eiweiss aus pflanzlicher Kost zu generieren. Man nimmt an, dass der Hund sich im Laufe seiner 20000-jährigen Domestizierung immer mehr an die Ernährung des Menschen angepasst und daher seine Fähigkeit, vegetarisches Futter zu verwerten, ausgebaut hat. So sind die Ernährungsbedürfnisse des Hundes inzwischen mit denen seines Herrchens vergleichbar.
Die Vierbeiner können deshalb durchaus mit einer abwechslungsreichen Kost aus Milch- und Eiweissprodukten, Gemüse, Reis sowie Teigwaren ernährt werden. Aufgrund der steigenden Nachfrage sind im (Online-)Handel mittlerweile diverse Tierfuttersorten auf Soja-, Getreide- oder Gemüsebasis erhältlich.

Vorsicht bei Katzen

Halter, die sich für eine vege-tarische Ernährung entscheiden, müssen aber wissen, dass sie um ein Vielfaches aufwendiger ist als herkömmliche Mischkost. Nicht nur der tägliche Energiebedarf des Hundes muss abgedeckt werden, sondern auch Nährstoffe wie Kalzium, Vitamin E und Vitamin B12 wollen ausreichend zugeführt sein. Andernfalls droht die Gefahr einer Mangelernährung. Das Tückische: Ein Kalzium-Defizit lässt sich im Blutbild nicht rechtzeitig erkennen. Folgeschäden wie Probleme mit dem Knochenaufbau können sich allerdings innerhalb von zwei Jahren manifestieren. Vitamine und Mineralien müssen deshalb oft zugefüttert werden. Nahrungsergänzungsprodukte aus der Humanmedizin sind dafür übrigens ungeeignet, da sie zu niedrig dosiert sind.
Das bedeutet jedoch nicht, dass vegetarisch ernährte Hunde zwangsläufig krank werden. Im Gegenteil. Viele Herrchen geben an, dass Haut-, Fell- oder Allergieprobleme ihrer Schützlinge seit der Umstellung auf Vegetarier-Kost nachgelassen haben. Ein vegetarischer Ernährungsplan will dennoch eng mit dem Tierarzt abgesprochen sein. Zudem sollte das Tier regelmässig vom Veterinär untersucht werden, um Mangelerscheinungen frühzeitig erkennen zu können und entgegenzusteuern.
Von einer vegetarischen Ernährung für Katzen raten Tiermediziner sowie Tierschutzverbände allerdings grundsätzlich ab. Katzen sind auf die Aminosäure Taurin angewiesen, die ausschliesslich in tierischen Produkten enthalten ist. Zwar ist inzwischen auch Katzenfutter mit synthetisch hergestelltem Taurin erhältlich, aber wertvolle Studien darüber, wie gut die Stubentiger es verwerten können, fehlen bisher. Zudem findet bei vielen Katzen in den ersten Lebensjahren eine Futterprägung statt, die eine spätere Ernährungsumstellung schwierig bis unmöglich macht.
Eine bewusste Alternative zum Dosenfutter kann auch Fleisch aus kontrollierter Tierhaltung sein. Hersteller bieten verstärkt Futter in Bio-Qualität an. Tierfutter lässt sich übrigens auch relativ unkompliziert selbst zubereiten. So hat man stets Herkunft und Qualität der Zutaten im Blick.    

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