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Stiftung Battenberg

50-jährig und immer noch jung

Das Wohn- und Ausbildungszentrum für Menschen mit Handicaps feiert einen runden Geburtstag. Im Jubiläumsjahr werden 2,5 Millionen Franken investiert.

Markus Gerber, der Direktor der Stiftung Battenberg (rechts) und Jean-Daniel Pasche, Stiftungsratspräsident (Mitte) der Stiftung Battenberg, welche dieses Jahr einen runden Geburtstag feiert. Bild: bt/a

von Lotti Teuscher

50 Jahre alt wird die Stiftung Battenberg dieses Jahr. Aber eigentlich sollte es heissten: 50 Jahre jung, denn die Stiftung erneuert sich, sie wächst, erweitert ihr Angebot und bildet mehr Leute aus. 300 000 bis 500 000 Franken hat sie in den letzten Jahren pro Jahr investiert. Dieses Jahr werden es 2,5 Millionen Franken werden. Das Geld stammt aus eigenen Mitteln und Fremdkapital.

«Ein Schwerpunkt ist die Informatik, denn diese ist nicht nur für EDV-Ausbildungen wichtig, sondern auch für Berufe in der Uhrenindustrie», sagt Markus Gerber, Direktor der Stiftung. Zudem werden zehn neue Stellen geschaffen; das Gebäude in Mett umgebaut. «Wir müssen auf soziale und wirtschaftliche Veränderungen reagieren», erklärt Gerber.

Der «Battenberg» bildet Jugendlich ab 16 Jahren aus, die unter körperlichen, sozialen, kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen leiden. Aber auch Personen kurz vor der Pensionierung, die sich wegen eines Leidens oder Unfalls umschulen lassen, da sie ihren angestammten Beruf nicht mehr ausüben können. Geschützte Werkstätten bietet die Stiftung keine an. Denn Ziel ist immer die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt.

Die Auszubildenden stammen aus 15 Kantonen, die Kosten trägt die Invalidenversicherung (IV). Dass die Stiftung Battenberg wächst, ist denn auch zum Teil der IV zu verdanken, die seit der letzten Revision nach dem Motto «Integration vor Rente» arbeitet.

 

Gegründet von Uhrenfirmen

Gegründet wurde die Stiftung 1965 von der Uhrenindustrie, damals hiess sie «Centre suisse de formation professionnelle horlogère pour invalides». Engagiert hatten sich die Uhrenfirmen zum einen, weil sich viele Berufe aus der Uhrenbranche für Menschen mit Einschränkung eignen und die Uhrenindustrie Fachkräfte brauchte. Zum anderen war die Gründung ein soziales Engagement: «Die Menschlichkeit spielte eine Rolle», sagt Jean-Daniel Pasche, Präsident der Féderation Horlogère sowie seit 1996 Mitglied und heute Präsident des Stiftungsrats.

Uhrmacher, die ein eidgenössischem Diplom anstreben oder eine rein praktische Ausbildung absolvieren, bilden mit 47 Lernenden bis heute die grösste Gruppe innerhalb der Stiftung Battenberg. Aber auch zahlreiche andere Lehren werden angeboten in den Sektoren Industrie, Dienstleistung sowie Gastronomie und Pflege.

Stark gefördert wird die Zweisprachigkeit. Deutsch sprechende Mitarbeiter besuchen interne Französischkurse und umgekehrt. Die Stiftung Battenberg hat sich zur wichtigsten zweisprachigen Institution ihrer Art in der Schweiz entwickelt.

Mit dem zweiten Standort an der Zentralstrasse etabliert sich die Stiftung denn auch im Zentrum der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz. Damit verschafft sie sich neue Möglichkeit für Entwicklungsprojekte an ihrem Hauptstandort in Mett. Die Ausbildungsräume an der Zentralstrasse entsprechen zudem einem Wunsch vieler Auszubildenden: Sie hatten sich erhofft, getrennt vom Ausbildungsort, respektive ihrem Arbeitsplatz, zu wohnen.

 

Individuelle Unterstützung

Mittels Coaching und Case Management wurde die Ausbildung und Begleitung der Lernenden stark individualisiert. Eine Garantie, dass sie später einen Arbeitsplatz finden, gibt es dennoch nicht. Besonders schwierig sei die Arbeitssuche für Absolventen mit psychischen Krankheiten, sagt Gerber. Denn anders als einem Rollstuhlfahrer sehe man einer Person mit psychischem Handicap dies nicht an: «Wir müssen deshalb auf potenzielle Arbeitgeber zugehen und ihnen die Angst nehmen.» Die Integration der Absolventen in die Wirtschaft sei nach wie vor eine grosse Herausforderung, so Gerber: «In der Uhrenindustrie zum Beispiel haben unsere Klienten gute Chancen. Aber sie werden nicht einfach automatisch eingestellt.»

Eine Möglichkeit sind Praktika in den Betrieben, denn dann haben alle Beteiligten die Möglichkeit, sich kennenzulernen. Falls dies nichts fruchtet, bietet die Stiftung selber Arbeitsplätze an. Allerdings nur für wenige Monate. Denn Ziel ist immer die berufliche Selbständigkeit.

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