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Abschied aus Lyss

3S Swiss Solar Systems: Der Umzug des Solartechnologie-Unternehmens nach Thun ist in vollem Gange. Der grösste Teil der Belegschaft macht die Verlegung mit.

  • 1/4 David Baur. © Adrian Streun | Bieler Tagblatt
  • 2/4 David Baur. © Adrian Streun | Bieler Tagblatt
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TOBIAS GRADEN

 

Irgendwo auf dem weitläufigen Gelände im Industriering, etwas versteckt, arbeiten Ingo Leonard und Thomas Söderström in einer unscheinbaren Industriehalle. Von aussen deutet nichts darauf hin, dass hier die Entwicklungsabteilung von 3S Swiss Solar Systems ist.

Leonard und Söderholm sind beide von Haus aus Experimentalphysiker und nun Projektleiter Forschung bei der Lysser Firma. Zurzeit entwickeln sie neuartige Solarmodul-Designs, die widerstandsfähiger und kostengünstiger im Unterhalt sein sollen. Die Module werden auf Herz und Nieren geprüft, eine Maschine dient etwa der Simulation verschiedener klimatischer Bedingungen. Allein die Tests sind nicht einfach, will man doch Aussagen machen können, wie sich die Zellen auch mehrere Jahre nach der Installation verhalten.

 

«Ich freue mich»

Dem Solartechnologie-Unternehmen war bislang ganz recht, dass die Entwicklungsabteilung etwas versteckt ist - «so konnten wir ungestört Forschung und Entwicklung betreiben», sagt Philippe Baur, der CEO von 3S. Ideal war die räumliche Situation aus betrieblicher Sicht aber nicht. 3S, in Bern gegründet, aber seit 2005 in Lyss ansässig, wurde nach Jahren des Wachstums auf mehrere Standorte innerhalb des Industrierings verteilt, das Hauptgebäude befand sich am Schachenweg 24, im ehemaligen Zyliss-Gebäude. Der interne, auch informelle Austausch war also erschwert, lagen doch die einzelnen Abteilungen teils mehrere hundert Meter auseinander. Die Antwort, was die Forscher vom Umzug nach Thun halten, fällt denn auch deutlich aus: «Ich freue mich sehr», sagt Leonard. Er ist unabhängig und zurzeit daran, sich in Thun eine Wohnung zu suchen, um aus dem Seeland ins Oberland zu ziehen.

 

Zehn Prozent Abgänge

Nicht allen 3S-Mitarbeitern aber fällt der Umzug leicht, für manche ist er nicht möglich. Das ist Philippe Baur bewusst. «Wir haben schon bei Bekanntgabe der Konzentrationspläne vermutet, dass ein Teil der Belegschaft nicht mitkommen wird», sagt der CEO. Mittlerweile ist bereits ein guter Teil der Arbeitsplätze gezügelt, vor allem jene der Bereiche Administration, Verkauf und Marketing. Von den zuletzt 130 Mitarbeitern der 3S arbeiten noch zwischen 30 und 40 in Lyss, manche pendeln zwischen den Standorten. Denn gleichzeitig mit dem Umzug wird in Thun im Gebäude von Meyer Burger die Produktion von 3S Photovoltaics und 3S Modultec hochgefahren.

Die Abgänge hielten sich bislang im Rahmen der Erwartungen, sagt Philippe Baur; ein Zehntel der Belegschaft hat dem Umzug nicht zugestimmt und kommt nicht mit nach Thun. Wer den Umzug mitmacht und deswegen eine weite Pendlerstrecke zu bewältigen hat, bei dem beteiligt sich das Unternehmen im ersten Jahr an den Wegkosten.

 

Modultec leidet

Juristisch ist 3S nun mit der Meyer Burger AG fusioniert. Organisatorisch besteht diese jetzt aus zwei operativen Bereichen, die Divisionen «Module» und «Wafer». Die bislang in Lyss beheimateten Tätigkeiten werden in der Division «Module» weitergeführt. Als Firmenname verschwindet 3S Swiss Solar Systems also, als Technologiemarken bleiben 3S Photovoltaics und 3S Modultec bestehen. In der Kommunikation werde nur noch der Name Meyer Burger verwendet, so Baur, der nun die Division «Module» leitet und somit eine operative Aufgabenerweiterung erfährt. Mit dem Einzug in den Thuner Neubau werden auch Abläufe optimiert und gewisse Elemente, etwa die Logistik, mit Meyer Burger zusammengelegt. 3S kann so auch von bestehenden Einrichtungen wie dem Hochregallager profitieren. «Gleichzeitig ist gewährleistet, dass alle Lysser Mitarbeitenden weiterbeschäftigt werden», so Baur, «bei einem Teil werden sich aber die Aufgaben ändern oder erweitern.»

Inwiefern sich die kürzlich kommunizierten Abbaupläne von Meyer Burger auch auf 3S-Mitarbeiter auswirken, ist laut Philippe Baur noch unklar. Der Bereich Photovoltaics werde im Schweizer Markt 2012 ein Rekordjahr bei den Endinstallationen verzeichnen, der Bereich Modultec jedoch habe wie die gesamte Branche unter den weltweiten Überkapazitäten zu leiden.

Philippe Baur ist überzeugt: «Der Entscheid zur Zusammenführung war richtig, er stärkt den Standort Schweiz» - und fügt an: «Wir sind uns aber bewusst, dass dies nicht für alle Mitarbeitenden einfach ist.»

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