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Drehmaschinen

Bei Tornos erholt sich das Geschäft

Nach zwei Jahren mit herben Verlusten ist der Drehmaschinenhersteller Tornos in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Das Geschäftsjahr 2011 schliesst mit einem Gewinn von 10,7 Mio. Franken ab.

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pho/pl. Das Ergebnis wäre ohne den starken Frankenkurs noch besser ausgefallen, erklärte Verwaltungsratspräsident François Frôté anlässlich der gestrigen Medienkonferenz von Tornos in der Zürcher Börse. Hätte der Frankenkurs gegenüber den anderen Währungen nicht «abgehoben», hätte die bernjurassische Firmengruppe im Jahr 2011 einen Umsatz von 291 Mio. Franken anstelle der tatsächlich erzielten 271 Mio. Franken erreicht.

Tornos hatte sich für 2011 ein Umsatzziel zwischen 250 und 300 Mio. Franken und eine Ebit-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern) zwischen 5 und 8 Prozent gesetzt. Und der Maschinenbauer aus Moutier hat seine Unternehmensziele im vergangenen Jahr erreicht: Mit 271 Mio. Franken stieg der Umsatz gegenüber 2010 um 69,3 Prozent. Die Ebit-Marge von 6,1 Prozent entspricht einem Wert von 16,6 Mio. Franken. Dennoch gestand Präsident Frôté: «Trotz des durchaus befriedigenden Ergebnisses sind diese Zahlen mit Blick auf unsere strategischen Ambitionen ungenügend.» Der Verantwortliche von Tornos durfte auch über andere erfreuliche Entwicklungen berichten: Die Auftragseingänge sind im vergangenen Jahr um 28,7 Prozent auf 276,3 Mio. Franken gestiegen (2010: 214,7 Mio. Franken).

Stark: Medizinalbranche ...

Im Kampf gegen den hohen Frankenkurs hat Tornos verschiedene Massnahmen ergriffen, wie Frôté erklärte: die Erhöhung der Verkaufspreise in Fremdwährungen, Neuverhandlungen der Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten und Geschäftspartnern sowie die Verbesserung der operativen Effizienz in allen Unternehmensbereichen. Die negativen Auswirkungen der Währungsverluste auf die Ebit-Marge konnten damit um 7,3 Mio. Franken verbessert werden. Der Aufschwung war 2011 vor allem im ersten Halbjahr spürbar, wo Bestellungen über 157,1 Mio. Franken eingingen. Zugpferde waren die Uhrmacher- und Medizinalbranche. Im zweiten Halbjahr blie-ben die Bestellungseingänge mit 119,2 Mio. Franken unter den Erwartungen. Grund dafür waren hinausgeschobene Investitionen der Automobil- und Elektronikindustrie. Verwaltungsratspräsident Frôté stellte fest, dass nun auch Kunden aus China und Taiwan vermehrt Mehrspindelautomaten bestellen, weil ihre Produktionsstätten mittlerweile befähigt sind, derart komplexe Bearbeitungszentren gewinnbringend zu bewirtschaften.

Die guten Verkaufsergebnisse von Tornos sind das Spiegelbild der Erholung der vier Branchen, in welchen der Drehmaschinenhersteller tätig ist: Automobil- industrie, Medizinaltechnik, Elektronik und Mikrotechnik.

Geschäftsführer Michael Hauser gab einige Zahlen über die Entwicklung in diesen vier Sektoren bekannt. 2011 konnte sein Unternehmen in der Automobilindustrie 144 Maschinen im Wert von 70 Mio. Franken verkaufen. Es handelte sich dabei vorwiegend um Mehrspindelautomaten. Dabei konnte die Gruppe sieben neue Kunden gewinnen und beliefert heute 72 Hersteller. Hauser erinnerte daran, dass Tornos-Automaten im High-End-Segment eingesetzt würden. Dazu gehörten Aggregate zur Energierückgewinnung bei Hybridfahrzeugen und Frontairbags zum Schutz von Fussgängern. In diesem Sektor seien die Bestellungen aus den USA stark angestiegen, sagte Michael Hauser, denn Tornos-Automaten würden in dieser Spitzentechnologie seit vielen Jahren geschätzt. Dazu gehörten Anwendungen aus den Bereichen Orthopädie, Traumatologie, Zahntechnik und Kardiologie.

Auch Hersteller chirurgischer Werkzeuge vertrauten auf die Maschinen aus dem Berner Jura, sagte Hauser, und er nannte ein eindrückliches Beispiel für eine anspruchsvolle Anwendung: In der Augenchirurgie würden kleinste Pumpen mit einem Innendurchmesser von nur 0,5 Millimetern eingesetzt. Zur Bearbeitung der winzigen Komponenten setzten die Hersteller auf die Maschinen aus Moutier. Im Jahr 2011 konnte Tornos in diesem Sektor 25 neue Kunden gewinnen. Mit 142 verkauften Maschinen wurde ein Umsatz von 42 Mio. Franken erzielt.

... und Uhrensektor

Auch in der boomenden Uhrenbranche konnte sich Tornos vier neue Kunden sichern. Heute verlassen sich 67 Hersteller auf die Schweizer Maschinen. 2011 wurden 185 Automaten im Wert von 40 Mio. Franken an die Uhrenindustrie verkauft. Nach dem glänzenden Erfolg der diesjährigen Baselworld erwartet Geschäftsführer Hauser ein weiteres Wachstum der Uhrenbranche. Für den Elektroniksektor durfte Tornos im Jahr 2011 98 neue Maschinen für 25 Mio. Franken liefern. Ein grosser Teil davon ging nach Thailand, wo die schweren Überschwemmungen vom letzten Jahr in Bangkok viele Produktionsstätten vernichtet hatten.

Tornos hat 2011 mit verschiedenen Neuheiten aufgewartet: Zum einen gab es Weiterentwicklungen bestehender Maschinen, wie die «Evo Deco», zum anderen brachte der Hersteller völlig neue Automaten auf den Markt. Dazu gehört die «Multi Swiss», die im September 2011 vorgestellt wurde und bis Ende Jahr bereits elf Abnehmer gefunden hat. Die brandneue «Cyklos» habe eine Revolution in der Oberflächenbehandlung von Komponenten eingeläutet, versicherte Michael Hauser.

Für das laufende Jahr gibt sich Tornos vorsichtig optimistisch. Verschiedene wirtschaftliche Indikatoren, sowie die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der europäischen Staatsschuldenkrise liessen für 2012 ein ähnliches Ergebnis wie im Jahr 2011 erwarten, heisst es beim Maschinenhersteller. Dabei sollten die Geschäfte erst im zweiten Halbjahr anziehen.

Für das laufende Jahr gibt sich Tornos vorsichtig optimistisch. Bild: Adrian Streun/a

Ein Blick in die Zukunft

- Tornos will seine Strategie für die Jahre 2012-2017 im kommenden Oktober bekanntgeben.

- Gestern lüftete Verwaltungsratspräsident François Frôté allerdings einen Teil des Schleiers: Der Maschinenhersteller will seine Expansion und die technologische Innovationskraft verstärken. Dabei soll die Flexibilität des Unternehmens noch besser auf künftige Rezessionen ausgerichtet werden.

- Die Tornos-Gruppe, die in 40 Ländern vertreten ist, will ihre Präsenz in den aufstrebenden Nationen stärken. Zudem müsse das Unternehmen seine Bilanz festigen, sagte Frôté an der gestrigen Medienkonferenz.

 

 

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«Haben vom Boom der Uhrenbranche profitiert»

Michael Hauser, der CEO von Tornos, spricht über Gründe des guten Ergebnisses, neue Maschinen und Überangebote.


Interview: Philippe Oudot

Im Gegensatz zu etlichen Konkurrenten legt Tornos für 2011 sehr gute Ergebnisse vor. Wie war dieser Erfolg vor dem Hintergrund des starken Frankens möglich?

Michael Hauser: Tornos bietet Maschinen von hohem technischen Niveau mit aussergewöhnlicher Fertigungsqualität an. Zudem sind wir auf dem Schweizer Markt sehr gut vertreten und konnten deshalb vom Boom der Uhrenbranche profitieren. Schliesslich werden unsere Automaten zur Herstellung von Komponenten mit hohem Mehrwert eingesetzt. Hier sind unsere Produkte durchaus konkurrenzfähig. Aber trotzdem hat uns der hohe Frankenkurs geschadet.

Letztes Jahr hat Tornos verschiedene neue Maschinen vorgestellt. Haben Sie noch weitere Highlights in der Pipeline?

Die Entwicklung neuer Maschinen braucht ihre Zeit. Die kürzlich vorgestellten Automaten wurden von meinen Vorgängern auf den Weg gebracht. Selbstverständlich werden wir weiterforschen und entwickeln, genau wie bei der «Evo Deco 10», die ja aus der bewährten «Deco 10» hervorgegangen ist.

Die Bearbeitungseinheit «Cyklos» liegt nicht auf der Linie Ihrer Kernprodukte. Wollen Sie sich damit neu orientieren?

Die Entwicklung dieser Maschine ist kein Zeichen einer Neuorientierung von Tornos. Ich sehe in der «Cyklos» eher einen Ausbau unseres bisherigen Angebots. Mit unseren Automaten werden Komponenten hergestellt, die später eine Oberflächenbehandlung benötigen: Entgratung, Reinigung, Korrosionsschutz oder Farbauftrag. Bislang wurden diese Fertigungsschritte an Drittfirmen ausgelagert. Dank «Cyklos» können diese Operationen direkt in den Produktionsprozess vor Ort integriert werden. Zudem können wir mit unserer «Cyklos»-Einheit auch ganz neue Industriesektoren beliefern, wie die Kosmetikindustrie, in der Anlagen zum Auftrag von Pigmenten benötigt werden.

Am vergangenen Donnerstag hat der Bundesrat beschlossen, die Kriterien für das Label «Swiss Made» auf Produkte zu beschränken, deren Enstehungskosten zu 60 Prozent in der Schweiz anfallen. Eine gute Nachricht für Tornos?

Ganz sicher, denn die Produktionsschritte von Schweizer Herstellern, die ins Ausland ausgelagert wurden, müssen nun wieder in der Schweiz ausgeführt werden.

Im Automobilsektor spricht man von einem Überangebot an Herstellern in Europa. Befürchten Sie deshalb Nachteile für den Absatz von Tornos-Produkten?

Nein. Das Überangebot betrifft vor allem einfache Produkte oder Erzeugnisse der mittleren Preisklasse. Bei den hochpreisigen Komponenten haben wir eine grosse Nachfrage aus Asien. Da Tornos vorwiegend in diesem Segment tätig ist, haben wir keine grossen Befürchtungen.

 

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