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Wirtschaftskammer Biel-Seeland

«Biel ist die Kreativstadt der Schweiz»

Seit der gestrigen Wahl ist Andrea Roch neue Präsidentin der Wibs. Als Marketingspezialistin will sie nicht zuletzt die Aussenwahrnehmung der Region verbessern.

Stabsübergabe: Sibylle Thomke (links) ist mit der gestrigen Generalversammlung als Präsidentin der Wirtschaftskammer Biel-Seeland zurückgetreten, Andrea Roch ist neu gewählt worden. copyright: jonathan liechti/bieler tagblatti

Interview: Tobias Graden

Frau Roch, warum sind Sie die richtige Präsidentin für die Wirtschaftskammer?
Andrea Roch: Weil ich hier aufgewachsen bin, weil ich hier verwurzelt und verankert bin, weil ich eine Unternehmerin in der Region bin und mir diese Region am Herzen liegt und ich mich gerne für sie einsetze. Ich finde es spannend, mich mit Akteuren aus verschiedenen Gebieten auszutauschen und mich für sie einzusetzen.


Haben Sie lange Bedenkzeit gebraucht?
Eigentlich nicht. Es hat mich einerseits gefreut, für das Amt angefragt zu werden, es ist eine spannende Aufgabe. Anderseits muss man sich natürlich schon gut überlegen, was man alles gleichzeitig tun kann, denn was ich tue, will ich richtig machen können. Darum habe ich mich aus verschiedenen Anfragen für diese Aufgabe entschieden.


Geht es Ihnen auch darum, einen weiteren Karriereschritt machen zu können?
Ich denke nicht in Karriereschritten. Mich reizt die Möglichkeit, etwas bewegen zu können. Die Wibs ist gut aufgestellt, ich kannte sie ja schon als Unternehmerin, sie hat eine wichtige Funktion und ist mit ihrer Strategie auf dem richtigen Weg.


Es ist ein günstiger Zeitpunkt, da die Entwicklung der Region endlich auch von aussen wahrgenommen wird – im «Bilanz»-Städteranking von letzter Woche hat Biel 20 Plätze gutgemacht.
Mich freut dieser Aufstieg, denn er zeigt, dass wir kommunikativ auf dem richtigen Weg sind und von positiven Entwicklungen aus Biel berichten können. Biel und die Region werden permanent unter Wert geschlagen, dem wollen wir entgegenwirken. Biel ist nämlich die Kreativstadt der Schweiz.


Als ausgewiesene Marketingfachfrau dürften Sie also auch als Wibs-Präsidentin grossen Wert auf das «Verkaufen» der Bieler Vorzüge legen.
Dies liegt mir am Herzen, ja. Es ist einer der Hauptschwerpunkte der Wibs-Strategie, die Region zu stärken, und da gehört die Aussenwahrnehmung zwingend dazu. Ich habe Ideen, wie wir dies angehen wollen.


Wie sehen diese aus? Werden Sie einen Biel-Pavillon am Zürcher Hafenkran befestigen?
(lacht) Wir wollen das Image der Kreativstadt mit guten Aktionen hinaustragen. Aber wie wir diese gestalten, kann ich noch nicht sagen, dies werden wir zuerst im Vorstand und mit der Geschäftsstelle besprechen.


Ihre Vorgängerin Sibylle Thomke führt ein Architekturbüro, Sie führen eine Marketingagentur – können Wibs-Präsidentinnen aus diesen Branchen die weiterhin stark industriell geprägte Wirtschaftsregion glaubwürdig vertreten?
Davon bin ich überzeugt. Ich bin von Haus aus Betriebswirtschafterin, unsere Kunden sind KMU aus allen verschiedenen Branchen, und ich stamme aus einer Unternehmerfamilie – mein Vater führt ein Logistikunternehmen. Diese Mischung ermöglicht es mir, eine Präsidentin für alle Akteure aus der Region zu sein.


Was sind aus Ihrer Sicht die vordringlichsten Aufgaben für die Wibs in nächster Zeit?
In erster Linie wollen wir die Region fördern, entlang der definierten strategischen Schwerpunkte:Bildung, Bekämpfung des Fachkräftemangels, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Stärkung der Region.


Wird sich die Wibs punkto Fachkräftemangel künftig noch stärker engagieren?
«Fokus Technik»ist meines Erachtens ein exzellentes Projekt, dieses werden wir weiterführen. Wir haben zusätzlich die Berufswelt «Bau» hinzugenommen, der Berner Jura ist neu mit dabei. Es freut mich besonders, wenn Regionen von ausserhalb auf uns zukommen und Interesse bekunden, an solchen Projekten mitzuarbeiten.


Der Fachkräftemangel wird sich angesichts der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative in den nächsten Jahren nicht entspannen. Welches ist Ihre Position zu diesem Thema?
Als Wibs-Präsidentin ist meine Position, dass wir politisch neutral sind. Das wurde bislang so gehandhabt, und das werde auch ich so handhaben.


Und wenn ich Sie als Frau Roch frage?
Dann müssten wir ein zweites Interview führen und ich würde die Antwort als Unternehmerin geben.


Die Wibs wird sich also auch künftig bei wichtigen politischen Fragen komplett zurückhalten.
Das ist auch wichtig, denn in der Wibs sind alle relevanten Akteure vertreten. Wir wollen den Dialog fördern, nicht Stellung beziehen.


Gilt dies auch für die Gripen-Beschaffung? Immerhin können davon Firmen in der Region ganz konkret profitieren.
Es gilt auch in dieser Frage.


Das Projekt «Work &Home» zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat in der Öffentlichkeit noch nicht gross Beachtung gefunden. Werden Sie dies ändern?
Das Projekt war bislang unseren Mitgliedern vorbehalten. Letztes Jahr wurde der Pilotversuch gestartet, und im Nu waren die Plätze für den Vereinbarungs-check vergeben. Das werden wir dieses Jahr weiterführen, bekannter machen und im Herbst eine Input-Veranstaltung zum Thema durchführen.


Welches sind seitens Wibs die nächsten Schritte in Sachen Campus und Innovationspark?
Der Innovationspark ist direkt bei der Stadt Biel angegliedert, die Wibs betreibt hierzu kein eigenes Lobbying. Natürlich stehen wir zu 200 Prozent hinter dem Plan und unterstützen das Vorhaben. Zusammen mit dem Campus Technik liessen sich ideal Synergien nutzen.


Sie haben Ihre Agentur aus dem Nichts auf gegen 50 Mitarbeiter aufgebaut, Sie haben des Entrepreneur Forum ins Leben gerufen, und nun sind Sie Wibs-Präsidentin. Brauchen Sie eigentlich kein Privatleben?
Als Unternehmerin mache ich keine klare Trennung, was privat und was geschäftlich ist. Was ich mache, tue ich mit viel Freude, es inspiriert mich, ich mache es mit Intensität und Neugier, und ich stecke nicht nur Energie hinein, sondern ziehe auch Energie daraus.

 

Zur Person
• geboren am 24. Oktober 1974 in Biel
• Geschäftsführerin und Inhaberin von «business4you»
• Gründerin und Co-Präsidentin des Entrepreneur Forum Seeland
• seit 2013 im Wibs-Vorstand
• seit gestern Präsidentin der Wibs, sie folgt auf Sibylle Thomke, die das Amt fünf Jahre lang ausübte
• wohnt in Pieterlen
• Hobbys: leidenschaftlich Skifahren, gemütliche Momente mit Freunden bei einem guten Glas Wein, Reisen (vor allem Asien), Lesen (alles, was inspiriert)    tg

 

 

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