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Coronakrise

Bieler App löst Solidaritätswelle aus

Die Bieler Unterstützungsplattform Five up ist vor einem Jahr gegründet worden. In den letzten Tagen explodierten die Zahlen. Und die App hat plötzlich ganz andere Schwerpunkte.

Maximiliane Basile hat die Platform im vergangenen Jahr lanciert - lange vor der Coronakrise. Bild: PSJ/a

Maeva Pleines/pl

Vor einem Jahr lancierte die Bielerin Maximiliane Basile die App Five up. Es handelt sich um eine breit abgestützte Plattform zur Vernetzung von Freiwilligenhilfe in allen Lebensbereichen. So funktioniert «Five up»: Organisationen oder Privatpersonen melden Ihre Bedürfnisse im Netz, sei es im Hinblick auf eine Vereinsveranstaltung oder für ein persönliches Anliegen. Hierauf bieten Menschen, die auf das Angebot eintreten möchten, ihre ehrenamtliche Mithilfe an.

Hilfe für Personen
aus Risikogruppen

Nun verleiht die Coronakrise der App ungeahnten Auftrieb: In nur zehn Tagen haben sich
40 000 neue Nutzerinnen und Nutzer angemeldet. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 7000 Prozent. «Die Explosion der Nutzerzahlen von ‹Five up› beweist, wie sehr sich die Menschen um ihre Nachbarn sorgen», bestätigt die Gründerin.

Die aktuelle Krise zeige ein verändertes Anwendermuster auf der Plattform, die ursprünglich für das Anwerben von Helfern bei der Verwirklichung von Projekten gedacht war: «Die Suche nach Hilfskräften für die Organisation von Anlässen oder zur Verteilung von Flyern ist in den Hintergrund gerückt. Stattdessen bieten die meisten Besucher von ‹Five up› von sich aus Dienstleistungen für unterstützungsbedürftige Menschen an.»

Drei zentrale Schwerpunkte, angepasste Funktionen

Die wichtigsten Anliegen umfassen derzeit drei Schwerpunkte: die Hauslieferung von Einkäufen, die Kinderbetreuung und der Transport von Menschen zum Arzt oder ins Spital. «Beim Fahrdienst des Roten Kreuzes kommt es zu Engpässen, weil die meisten ehrenamtlichen Chauffeure zur gefährdeten Altersgruppe gehören. Diese Lücke füllen jetzt die vielen Freiwilligen über ‹Five up› auf», freut sich Maximiliane Basile.

Das veränderte Nutzerverhalten verlangt App-Anpassungen. «Die neue Software kommt jenen Menschen entgegen, die helfen möchten, damit sie ihr Angebot einfacher ins Netz stellen können», erklärt Basile. Zudem hat die Geschäftsführerin ihre Entwickler angewiesen, eine Browser-Version zu erstellen, damit auch Personen, die kein Smartphone besitzen, über ihren Computer auf die Dienstleistungen zugreifen können. Für Menschen, die sich in der elektronischen Welt nicht zurechtfinden, bietet das Rote Kreuz telefonisch Hilfe an (siehe Fussnote).

«Die Nutzung der Plattform ist kostenlos und bringt ‹Five up› keine Einnahmen. Deshalb sind wir auf Sponsorengelder angewiesen», erklärt Maximiliane Basile, die nach eigenen Angaben mit namhaften Unternehmen in Verhandlung stehe. Namen will sie noch nicht nennen.

Immerhin stiess ‹Five up› von Anfang an auf offene Türen: Wichtige Organisationen wie das Schweizerische Rote Kreuz, die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft und die kürzlich gegründete Seeländer Initiative Solidarité stehen als Partner hinter der Plattform.

Solidarität sei kein neues Phänomen, unterstreicht Basile: «Wer hat noch nie beim Nachbarn geläutet und ihm Hilfe angeboten?» Allerdings habe die Coronakrise die Dimensionen des Zusammenlebens erweitert: «Wir erkennen in der verordneten Quarantäne greifbare Bedürfnisse und Nöte, die wir gemeinsam im Rahmen eines Netzwerks lösen können.»

Info: Die telefonische Hotline des Schweizerischen Roten Kreuzes ist täglich von 9 bis 13 Uhr unter der Nummer 058 400 41 43 erreichbar.

Stichwörter: Start Up, Five Up, App

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