Sie sind hier

Abo

Fritz Bösch

«Damit habe ich nicht gerechnet»

Feintool-Gründer Fritz Bösch ist mit der Auszeichnung «Entrepreneur Lebenswerk 2013» geehrt worden. Das macht ihn auch stolz – denn er habe die Firma «aus dem absoluten Nichts» heraus gegründet.

  • 1/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 2/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 3/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 4/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 5/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 6/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 7/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 8/9 Bilder: Olivier Gresset
  • 9/9 Bilder: Olivier Gresset
zurück
Loading Video...
Porträt Fritz Bösch, SF ECO, Film: zvg
Interview: Lotti Teuscher

Herr Bösch, ich werde Ihnen eine Frage stellen, deren Antwort Ihnen schwer fallen wird. Was ist Ihnen wichtiger: Die Ehrenbürgerschaft von Lyss oder die Auszeichnung «Entrepreneur Lebenswerk 2013» für ihr Lebenswerk?

Fritz Bösch (lacht). Ehrenbürger von Lyss zu sein berührt mich sehr, denn ich lebe seit 50 Jahren in Lyss. Mein ganzes berufliches Leben hat sich vorwiegend in Lyss abgespielt, obwohl ich wegen den Gesellschaften, die ich gegründet hatte, oft im Ausland war.

Trotzdem: Entrepreneur des Jahres zu werden ist eine hohe Auszeichnung.

Ja, und ich habe nicht damit gerechnet, weil ich nicht mehr aktiv bin. Aber als Samuel Schmid mich anrief (alt Bundesrat, die Red.), hielt ich mich nicht dafür, nein zu sagen (lacht wieder).

Sie werden ausgezeichnet für Ihr Lebenswerk, die Feintool. Während Jahrzehnten hat Feintool vielen Menschen Arbeit geboten; die Fabrik ist bis heute wichtig für Lyss.

Ich habe Freude an dem, was in Lyss entstanden ist und ich konnte und durfte in Lyss viel bewegen.

Zum Beispiel?

Ich habe vieles organisiert, unter anderem die Berner Rundfahrt, die heute fester Bestandteil des Radrennsports ist.

Macht es Sie stolz, für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet zu werden?

Es ist schön, dass dies zur Kenntnis genommen wird und ich die Auszeichnung erhalte. Denn ich habe Lyss wirtschaftlich massgebend verändert durch meine Aktivitäten.

Aber sind Sie auch stolz?

Ja sicher (schmunzelt).

Ein Entrepreneur, also ein Unternehmer, geniesst in der Bevölkerung Respekt. Manager dagegen werden heute mit Gier assoziiert. Haben Sie Verständnis dafür?

Bedingt durch die neuste Entwicklung ist dies verständlich. Heute steht in erster Linie der Profit im Zentrum und dies in einem Ausmass, das beim Volk nicht gut ankommt und der mit Abzockerei verbunden wird. Es betrifft aber ganz sicher nicht alle Manager.

Wer ist eigentlich der Unternehmer Fritz Bösch?

Jaaa ... (zögert)

Ihr Ziel war bestimmt nicht, für sich selber möglichst viel Geld aus dem Unternehmen herauszuholen.

Nein, denn ich habe die Feintool aus dem absoluten Nichts heraus gegründet, begonnen habe ich mit nur ganz wenig Erspartem. Ja, es war eine sehr intensive Angelegenheit, aber mir hat es immer Spass gemacht. Ich habe neue Märkte, neue Kulturen kennengelernt, war viel unterwegs. Denn wenn man auf einem Markt erfolgreich sein will, muss man den Markt kennen, man muss zu den Leuten gehen.

Ein Unternehmen zum Erfolg zu führen braucht Wissen, Engagement, Ideen und ein gutes Gespür für die Märkte. Aber welche Rolle spielt Glück?

Das Glück spielt immer eine Rolle, aber nur auf das Glück kann man nicht bauen. Im richtigen Moment die richtigen Leute zu treffen erfordert Glück. Danach muss man die richtigen Entscheidungen treffen, obwohl man erst viel später sieht, ob eine Entscheidung richtig war.

Zu Ihrem 79. Geburtstag machten Sie sich ein Geschenk, indem Sie andere beschenkten: Die Stiftung Fritz Bösch mit einer Einlage von 5,5 Millionen Franken. Weshalb?

Weil ich etwas zurückgeben will und weiss, wie wichtig es ist, junge Leute zu fördern. Vor 40 bis 50 Jahren war es fast unmöglich, Geld von einer Bank zu erhalten, um ein Unternehmen zu gründen. Dies hat sich zwar etwas geändert, aber nur ein wenig.

Zweck der Stiftung ist, jungen Menschen in der Familie, dem Beruf und im Sport zu helfen und zwar in Lyss und der Schweiz. Damit sind die Ziele sehr breit gefasst. Um viel Spielraum zu haben?

Ja genau, wir wollen das ganze Spektrum nutzen, statt die Stiftungsziele einzuschränken. Zudem wollte ich die Stiftung nicht auf Lyss beschränken, denn auch die Tätigkeiten der Feintool gehen weit über Lyss hinaus. Erste Stipendien wurden bereits vergeben, der Bericht wird am 15. August verabschiedet.

Welche weiteren Ziele haben Sie?

Im Moment arbeiten wir an einem Buch über mein Leben, weil ich dazu motiviert wurde. Man hat mich immer wieder gefragt: «Wann machst du dein Buch?», und irgendwann sagt ich mir: Warum eigentlich nicht? Erscheinen wird das Buch in gut einem Jahr in Zusammenarbeit mit einer Journalistin, die nicht nur mich, sondern auch Feintool sehr gut kennt.

Damit Neues entstehen kann, muss man zuerst das Alte gehen lassen. Ist das schwer oder beglückend?

In einer ersten Phase ist es nicht einfach, sondern sehr schwierig, wenn man den täglichen 15-Stunden-Arbeitstag plötzlich nicht mehr hat. Zuerst fällt man in ein Loch, das war auch bei mir so. Dann braucht es etwas Zeit, um sich wieder aufzuraffen. Da muss man sich sagen: «Halt, du kannst dich nicht so fallen lassen.» Heute bin ich auf dem Weg, mich neu zu orientieren. Die Hälfte des Jahres verbringe ich in Thailand. Ich geniesse die Zufriedenheit dort, die Ruhe, die ganz anders ist als die Hektik bei uns. Denn die Leute sind weniger ehrgeizig, sie stehen weniger unter Leistungsdruck, ganz anders, als wir das müssen.

Danach steigen Sie ins Flugzeug und reisen wie im vergangenen Januar zurück ins Seeland, über dem eine dunkle, eiskalte Nebeldecke schwebt. Wie fühlt sich das an?

Dann sage ich mir: Ich gehe bald wieder (lacht herzhaft.).

 

Lesen Sie hier den Artikel über den Anlass Entrepreneur Forum Seeland und die Preisverleihung

 

Nachrichten zu Wirtschaft »