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Fahren mit Autogas

Das gleiche Gas für den Automotor wie für die Grillwurst

Automotoren werden meist mit Benzin und Diesel betrieben, zunehmend auch mit Erdgas. Autogas ist eine günstige Alternative, nur ist das Tankstellennetz noch dünn, auch im Seeland.

Autofahren mit Autogas ist wenig verbreitet, die Tendenz steigt aber.

Rolf Löffler

Bratwürste und Koteletts vom Gasgrill kennt jeder Freizeit-Grillmeister. Autofahren mit Erdgas? Ebenfalls Allgemeingut, jedenfalls unter der motorisierten Bevölkerung. Aber Autofahren mit dem fast gleichen Gas, mit dem auch Fleisch grilliert wird, das ist noch wenig bekannt in der Schweiz, im Gegensatz zum nahen Ausland. Obwohl es für manche Autofahrer finanziell sehr interessant wäre, den eigenen Motor auf Autogas umzurüsten.
Denn die Benzin- und Dieselpreise sind in den letzten Monaten stark gestiegen, für einen Liter Bleifrei bezahlt der Automobilist hohe 1.84 Franken. Ein Liter Autogas kostet dagegen rund einen Franken. Dazu kommt der etwas schlechtere Wirkungsgrad, weswegen der Liter auf rund 1.20 Franken zu stehen kommt, im Vergleich zum Benzin.
Thomas Marthaler, Sprecher der Vitogaz, dem führenden Anbieter von Autogas, schränkt beim Kostenargument aber ein: «Autogas lohnt sich für Vielfahrer, das Umrüsten eines Autos mit Benzinmotor ist aber sehr einfach und kostet 3000 bis 4000 Franken.» Vitogaz beteiligt sich an den Kosten mit zehn Tankfüllungen.
Ab 20 000 jährlich gefahrenen Kilometern rechne sich diese Investition, besonders interessant ist sie deshalb für Firmenflotten. Das Umrüsten ist tatsächlich einfach: Am Ort des Reserverades wird ein Tank installiert, der rund 40 Liter fasst und anschliessend werden die Schläuche zum Motor geführt. Fertig ist das Gasauto.


Weniger Schadstoffe
Das Autogas ist ein Butan-Propan-Gemisch, erklärt Marthaler, «ähnlich dem Gas im Feuerzeug». Ein weiteres Argument zugunsten des Autogases: die Ökologie. Autogas setzt weniger CO2 frei als Benzin und hat rund 80 Prozent weniger Schadstoffemissionen. Wie Erdgas ist Autogas seit 2008 steuerbegünstigt, seither hat sein Verbrauch kontinuierlich zugenommen, die Schweiz liegt aber noch Welten hinter Ländern wie Italien (2,2 Millionen Fahrzeuge), Deutschland (500 000) oder gar Polen (2,5 Millonen).
Hauptgrund für die bislang schwache Verbreitung von mit Autogas betriebenen Wagen ist das dünne Tankstellennetz. Im Seeland gibt es bisher drei Tankstellen: Eine steht im Weiler Aspi bei Seedorf, die andere in Gampelen, zwischen Bieler- und Neuenburgersee, eine dritte wurde in Worb eröffnet.  Die nächsten Tankstellen stehen in Bern und bei der A1-Raststätte in Deitingen (die mit dem berühmten Schalendach aus Beton).
Insgesamt gibt es landesweit 48 Tankstellen für Autogas, vier neue sind geplant, fünf wurden schon wieder geschlossen. Beim Blick auf die Karte fällt ein Ost-West-Gefälle auf, dicht ist das Tankstellen-Netz vor allem in den Auto-Kantonen Aargau, Zürich und Tessin.


Bald Tankstelle in Biel
Marthaler räumt ein, dass das bisher dünne Tankstellennetz ein Nachteil sei für die Automobilisten. Ein Ausbau ist aber geplant, bald kommt eine neue Tankstelle in Biel dazu, in der weiteren Umgebung ist eine neue in Münsingen vorgesehen. «Ziel von Vitogaz sind 20 neue Tankstellen pro Jahr.»
Autogas und Erdgas werden oft verwechselt (siehe auch Infobox und Zweittext). Thomas Marthaler sieht aber Autogas nicht unbedingt als Konkurrenz zum Erdgas, «wir besetzen in erster Linie und vorerst eine kleine Nische im grossen Markt der Energieanbieter».

Stichwörter: Auto, Motor, Erdgas

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