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Elektrotechnik

«Das macht uns so leicht keiner nach»

Der kalifornische Konzern Power Integrations will im Längfeld einen neuen Firmensitz bauen – mit der Option zur Erweiterung. Warum der Bereich so stark wächst, erklärt sein Chef Thomas Simonis.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Manuela Schnyder

Die Umsätze in Biel würden schon seit einigen Jahren im zweistelligen Bereich wachsen, erklärt Thomas Simonis, der den Bieler Standort und damit den Leistungselektronikbereich seit drei Jahren leitet. «Dass wir an unsere Kapazitätsgrenze stossen, war deshalb schon länger klar». Nicht nur die Mitarbeiter bräuchten mehr Platz, sondern auch für die Prototypen-Produktion, für Labore und Langzeitversuche werde mehr Fläche benötigt, sagt der gebürtige Kölner.

Die Firma Power Integrations entwickelt in Biel sogenannte hochintegrierte Treiberschaltungen für den Hochspannungsbereich. Sie werden zum Beispiel in Eisenbahnlokomotiven oder Hochgeschwindigkeitszügen eingebaut, um die Elektromotoren anzusteuern. Um der hohen Spannung von mehr als 25 000 Volt standzuhalten, braucht es schon für einen einzigen Elektromotor Dutzende solcher Schaltungen. Der Eisenbahnbereich ist als Geschäftsfeld des Unternehmens ein wichtiges Standbein, das grösste Einsatzgebiet dieser Schaltungen liegt aber im wachsenden Bereich der erneuerbaren Energien wie etwa Solar- und Windanlagen. Verkauft werden sie vor allem in Asien, wohin auch die Serienproduktion ausgelagert ist. Die grossen Kunden sind in China, Indien und Taiwan. In Europa werden sie vor allem nach Deutschland und Spanien abgesetzt. Genaue Zahlen zum Standort Biel will Simonis nicht nennen. Lediglich die Konzernzahlen werden kommuniziert.

 

Die besten auf dem Markt

«Kein Produkt ist höher integriert als unseres», sagt Simonis weiter. Kein Chip besteht aus so vielen Bauelementen wie die von Power Integrations. In der Tat ist das Unternehmen mit seinem Produkt weltweit marktführend. Wer nicht so hoch integrieren könne, der brauche wesentlich mehr Bauteile und damit mehr Platz, weshalb die Produkte von Power Integrations von den Kunden bevorzugt würden. Schon die Bieler Vorgängerfirma CT Concept, die 1986 gegründet und 2012 von Power Integrations gekauft wurde, hatte sich mit ihrer Technologie global durchsetzen können. Dass die Firma immer noch das beste Produkt auf dem Markt stellt, ist laut Simonis dem kalifornischen Mutterkonzern zu verdanken. Dieser produziere, ganz im Gegensatz zum Bieler Ableger, Schaltungen für tiefere Leistungsbereiche wie sie etwa für Handy-Ladegeräte zum Einsatz kommen. Fast alle Mobiltelefonhersteller benützten sie. Das Wissen über die dafür verwendete Isolationstechnologie habe geholfen, auch im Hochspannungsbereich die Chips weiterzuentwickeln. Gerade im Eisenbahnbereich, wo die Schaltungen starken Erschütterungen standhalten müssten, sei Isolation ein wichtiges Thema. Diese Synergie der beiden Chiptechnologien sei das Alleinstellungsmerkmal, das Power Integrations von der Konkurrenz abhebe und im Wettbewerb einen Vorsprung verschaffe. «Das macht uns so leicht keiner nach», sagt der 56-Jährige, der seine berufliche Karriere als Entwicklungsingenieur startete, danach aber vor allem im Aufbau und in der Koordination von globalen Entwicklungszentren für verschiedene Firmen wie etwa Infineon (vormals Siemens Halbleiter) tätig war und dafür unter anderem drei Jahre in Indien lebte.

 

Spatenstich im Herbst

Aktuell beschäftigt Power Integrations in Biel auf drei Standorte verteilt rund 50 Angestellte, davon 35 Ingenieure. In den Meetings würden oft bis zu vier Sprachen gesprochen: Englisch, Französisch, Deutsch und Schweizerdeutsch. Weil Entwickler im Leistungselektronikbereich sehr schwierig zu finden seien, sei das Team sehr international aufgestellt. Die Ingenieure müssten spezifisches Wissen im Bereich der Hochvolttechnik vorweisen können.

Angesichts der Geschäftsentwicklung will Simonis sein Team nun aber weiter ausbauen. Er habe aktuell bis zu 15 Stellen ausgeschrieben, sagt er, aber kaum Platz, den künftigen Mitarbeitern einen angenehmen Arbeitsplatz zu bieten. Und das sei wichtig. Der Beruf des Entwicklungsingenieurs sei kreativ. Da könne man nicht einfach sagen: «Morgen will ich eine Idee» oder «denk mal schneller». Die Ingenieure bräuchten ein ruhiges Umfeld und einen Platz für zufällige Aufeinandertreffen, wo sie sich austauschen könnten. Zum Beispiel stünden in der Cafeteria sogenannte Whiteboards, wo sich die Mitarbeiter aus allen Bereichen über Ideen unterhalten und Modelle skizzieren könnten.

Es passiere durchaus, dass sie dann spontan eine Stunde dort stünden und das ganze Board vollmalten. «So entstehen neue Produktkonzepte», betont er. Das sei derzeit wegen der örtlichen Trennung über die drei Standorte hinweg nur begrenzt möglich. Deshalb freue er sich, endlich mit dem rund 15 Millionen teuren Neubau beginnen zu können. Das neue Gebäude ist auf 80 Mitarbeiter konzipiert mit der Möglichkeit, das Areal noch zu erweitern. «Schon der Spatenstich ist ein Meilenstein», sagt Simonis, der mit seiner Frau in Biel lebt. Lange habe man über den Bau geredet und die Mitarbeiter vertröstet. Im Herbst ist es nun soweit: die Bagger werden auffahren und die Mitarbeiter können endlich sehen, dass es vorwärts geht.

 

 

1,5 Millionen Franken

Die Einwohnergemeinde Biel hat der Firma Power Integrations von einer Gesamtfläche von 6780 m am Längfeldweg eine Fläche von rund 3719 m für den Bau eines neuen Firmensitzes verkauft. Für die restliche Fläche wird ihr ein Kaufrecht für die spätere Erweiterung eingeräumt. Der Verkaufspreis wurde auf 400 Franken pro Quadratmeter festgelegt. Das entspricht einem Kaufpreis von knapp 1,5 Millionen Franken. Der Stadtrat hat dem Geschäft am 21. Februar zugestimmt. msd

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