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Berufsbildung

Das Tor zur Uhrenbranche

Die Modulare Ausbildung der Uhrenindustrie ist 20 Jahre alt. Sie ist eine Erfolgsgeschichte: Mehr als 1900 Personen haben sie bislang berufsbegleitend absolviert.

Den Beruf des Uhrmachers können dank der Modularen Ausbildung auch Quereinsteiger erlernen. Keystone

von Michel Bourqui/tg

Die kürzliche Abschlussfeier und Übergabe der Zertifikate der Modularen Ausbildung der Uhrenindustrie im interregionalen Weiterbildungszentrum in Tramelan (CIP, Centre Interrégional de Perfectionnement) fielen zusammen mit dem 20-jährigen Bestehen dieses Bildungsangebotes.

Bei dieser Gelegenheit betonte François Matile, Generalsekretär des Arbeitgeberverbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie (CP, Convention Patronale), die Erfolgsgeschichte dieses Bildungswegs. Der Arbeitgeberverband hat die Aufsicht über die Modulare Ausbildung. Seit den Anfängen im Jahr 1994 hat die Modulare Ausbildung der Uhrenindustrie mehr als 1900 Personen zu einem Abschluss verholfen, dies an den sieben Bildungsstandorten Delsberg, Genf, La Chaux-de-Fonds, Le Locle, Morges, Morteau und Tramelan. Ihren Ursprung hat die Modulare Ausbildung in den Ausbildungszentren Le Locle, Tramelan und Morteau. Waren es im Anfangsjahr 1994 noch 16, so zählt der Jahrgang 2014 nicht weniger als 465 Teilnehmer.

 

Aus der Not geboren

Das Konzept der Modularen Ausbildung der Uhrenindustrie bedeutete die einfache Lösung für ein konkretes Bedürfnis an Arbeitskräften der Uhrenbranche. Wegen der Krise der Branche der 1970er- und 1980er-Jahre waren Arbeitskräfte mit spezifischem Know-how Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr in genügendem Mass vorhanden, als mechanische Uhren wieder stark nachgefragt wurden und den Grundstein für den Wiederaufschwung legten. Es bestand grosser Bedarf an qualifiziertem Personal für die Arbeiten an den Uhrwerken. Mit Beginn des Schuljahres 1993 wurden denn auch die ersten Weiterbildungskurse und Ausbildungen für Arbeitslose in Tramelan, Le Locle und Morteau angeboten. Sehr rasch wurde dann die Modulare Ausbildung entwickelt und angeboten, mit dem bekannten Erfolg und nicht zuletzt 347 Ausweisen zwischen den Jahren 2001 und 2014 (289 Eidgenössische Fähigkeitszeugnisse EFZ, 58 Eidgenössische Berufsatteste).

 

Berufsattest möglich

Das Konzept der Modularen Ausbildung beruht auf der Aufteilung des Berufs des Uhrmacher-Praktikers in fünf verschiedene Module, die mit zwei allgemeinen Modulen komplettiert werden. Wer alle Module erfolgreich absolviert, erhält das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis als Uhrmacher-Praktiker. Seit 2010 können die Kandidaten nunmehr auf ihrem Weg auch Halt machen und mit den Modulen zur Assemblage der Uhr ein Berufsattest als Uhrmacher-Operateur erlangen, ein auf eidgenössischer Ebene vollwertig anerkannter Beruf.

Die komplette Ausbildung, die zum Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis führt, benötigt viel Einsatz und auch Verzicht: Die Kandidaten besuchen mehr als 2000 Lektionen während einer Dauer, die sich bis auf sechs Jahre erstrecken kann. Die Leistungen werden jedoch belohnt, werden doch jährlich hunderte Teil-Zertifikate an einer offiziellen Feier für jedes absolvierte Modul verliehen. Alle Zertifikate werden von der gesamten Uhrenindustrie anerkannt.

 

Eine Uhr für die Schule

Zum 20-Jahr-Jubiläum der Modularen Ausbildung in der Uhrenindustrie kommt ein «Geburtstagsgeschenk» hinzu, in Form des Projekts einer «Schul-Uhr» der Uhrmacherschule CIP-CFCH (Aus- und Weiterbildungszentrum für Uhrmacher CFCH, Centre de formation continue en horlogerie).

In Planung ist dieses Projekt seit zwei Jahren. Christian Greder, verantwortlich für die Bildung am CIP, lancierte es nun offiziell und präsentierte die Grundzüge. Vorerst ein kurzer Rückblick: Früher war das Zusammenstellen einer Uhr die obligatorische Abschlussarbeit eines jeden Uhrmacherlehrlings. Dieses Gesellenstück bestätigte auf greifbare Weise das Savoir-faire des künftigen Uhrmachers, und es war ein unabdingbarer Schritt für jeden, der damit liebäugelte, Uhrmachermeister zu werden. Diese Uhr hatte früher gänzlich von Hand gebaut zu werden.

 

Basis: ETA 6497

Christian Greder sagt: «Das Projekt des CIP knüpft an diese Tradition an und adaptiert sie an die Herausforderungen und die Ausbildung von heute.» Einer der Dozenten am CFCH, Frédéric Jourdain, hat eine «Carte blanche» erhalten, um eine neuartige und einzigartige Uhr zu entwickeln, die Uhr des CFCH. Michael Pluess, Dozent und Atelierverantwortlicher am CFCH, ist am Projekt ebenfalls beteiligt. Die Uhr ist nicht nur technisch gelungen, sie ist auch sehr schön. Diese Uhr wird die Uhrmacher-Lehrlinge während ihrer Ausbildung begleiten und ihnen die Gelegenheit geben, ihre Fähigkeiten an einem Objekt zu beweisen, das ihnen am Schluss der Ausbildung gehören wird.

Die Gegebenheiten in der Industrie und in der modernen Ausbildung erlauben es dem CIP nicht, seine «Schul-Uhr» zu 100 Prozent zu produzieren. Der Wettbewerb zwischen verschiedenen spezialisierten Unternehmen war darum notwendig. Für die Lernenden bleiben jedoch zahlreiche spezifische Arbeiten auszuführen an ihrer ganz eigenen Uhr. Die ersten Muster sind für Anfang 2015 geplant. Die Uhr des CIP basiert auf dem Kaliber ETA 6497. Dies ist ein Uhrwerk mit Stundenzeiger und retrogradem Minutenzeiger.

 

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