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Nidau

Deutsche Klänge für den Zibelemärit

Am Zibelemärit in Nidau tritt heute ein Orchester aus Deutschland auf. Nicht, dass Nidau selbst keine guten Musiker stellen könnte – das Engagement beruht auf einer langjährigen Gemeindepartnerschaft, die längst nicht nur an offiziellen Anlässen gelebt wird.

Zum ersten Mal tritt heute das Hauptorchester des Musikvereins Schliengen in Nidau auf. Im Jahre 2014 musizierte bereits das Jugendorchester am Zibelemärit.
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Esthy Rüdiger

Am Ortseingang steht eine Tafel mit einem roten Krebs und einer blauen, rotgetupften Forelle – das Nidauer Wappen. Im Ortszentrum liegt der «Nidauer Platz», auf ihm ein Frosch – ein spöttischer Beiname der Nidauer Einwohner. Ganz in der Nähe eine Seeländer Eiche. Man könnte sich ob dieser Dinge im Städtli neben Biel wähnen. In der Tat stehen diese Dinge aber 125 Kilometer von Nidau entfernt, im deutschenMarktgräflerland von Baden-Württemberg, genauer:im 5362-Seelendorf Schliengen.

Die Gemeinde hat einiges zu bieten:Sie liegt in einer beliebten Ferienregion nahe der bekannten Thermalbäder des Schwarzwalds. Es ist umgeben von Wanderwegen, Burgen und schönen Kirchen – und es wird das musikalische Rahmenprogramm des diesjährigen Zibelemärits in Nidau stellen, der heute zahlreiche Besucher ins Städtli lockt. Zwischen sieben Uhr morgens und fünf Uhr nachmittags stellen 32 Stände am Zibelemärit aus. Zwischen elf und 13 Uhr beehrt erstmals das Hauptorchester des Musikvereins Schliengen die Zibelemärit-Besucher mit Orchester-Musik (siehe Infobox).

Mit Musik hat es angefangen

Der Grund, weshalb ein Orchester extra für diesen einen Anlass eingefahren wird, ist simpel:Nidau pflegt mit der Gemeinde Schliengen eine aktive Städtepartnerschaft. So kam es, dass bereits am Zibelemärit 2014 das Jugendorchester auftrat. «Dieses kam beim Publikum damals sehr gut an», sagt Verwaltungspolizist Thomas Huber, der sich für den Zibelemärit verantwortlich zeigt. Der Entscheid, dieses Jahr sogar das Hauptorchester auftreten zu lassen, überrascht deshalb nicht. «Die Partnerschaft wird sehr gepflegt», so Huber.

Die Musik legte denn auch den Grundstein für die Gemeindepartnerschaft. Seit Beginn der 80er-Jahre bestanden Kontakte zwischen dem MusikvereinSchliengen und der Musikgesellschaft Nidau. Gegenseitige Besuche mit musikalischen Auftritten haben seither Tradition. 1986 besuchte erstmals ein Bürgermeister aus Schliengen das Städtlifest, worauf 1987 auch der Nidauer Gemeinderat auf einen Besuch ins Marktgräflerland eingeladen wurde. 1988 wurde schliesslich der Entschluss gefasst, eine Partnerschaft einzugehen. «Der Schritt zur Partnerschaft erfolgte nicht überstürzt, sondern ist über Jahre hinweg langsam gereift», sagt Suzanne Stolz Egger, die das Sekretariat der Arbeitsgruppe Schliengen in Nidau führt. Mit dieser Arbeitsgruppe ist die Kontaktpflege zur deutschen Partnergemeinde in Nidau also sogar institutionalisiert.

«So nah und doch so anders»

Dass die Städtepartnerschaft so intensiv gepflegt wird, liegt auch an der Nähe der beiden Ortschaften. Und sie greift längst nicht nur im politischen Bereich. «Im Laufe der Jahre haben sich viele freundschaftliche Kontakte gebildet», sagt Suzanne Stolz Egger, die selbst immer wieder ihre Ferien im Marktgräflerland verbringt. Der Herbstmarkt in Schliengen etwa ist ein fixer Termin in ihrer Agenda, für den sie Jahr für Jahr mit einer Nidauer Delegation nach Deutschland fährt. Auch Felix Lang, Vorstandsmitglied des Musikvereins Schliengen, pflegt persönliche Verbindungen zur Seeländer Gemeinde:«Diese ermöglichen es auch erst, in Nidau Gastkonzerte zu geben.»

Als wesentlicher Faktor für die funktionierende Partnerschaft sieht Suzanne Stolz Egger auch die Sprache – eine Sprachbarriere fehlt gänzlich. «Die Schliengener ‹schwätzen› alemannisch mit Basler Akzent. So können wir uns mit ihnen sogar auf Bieldeutsch unterhalten», so Stolz Egger.
Gemeinsamkeiten sieht sie sonst kaum. «Die Partnerschaft lebt gerade von der Andersartigkeit», sagt Suzanne Stolz Egger. «Man ist so nah und doch so anders.»

Für Felix Lang ist es heute bereits das zweite Mal, dass er mit einem Orchester in Nidau musiziert. Für den Zibelemärit hat der Musikverein ein Programm zusammengestellt, mit dem ein möglichst breites Publikum angesprochen werden soll. Darunter fallen aktuelle Hits sowie Filmmusik, Märsche und Klassiker, wie etwa der «Säbeltanz».

Bereits beim Zibelemärit 2014 seien sie «sehr freundlich» empfangen worden, so Lang. «Da das Konzert schon etwas zurückliegt, bin ich gespannt, wie sich Nidau in der Zwischenzeit entwickelt hat.»

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Über das Hauptorchester Schliengen
- Das Orchester ist Teil des Musikvereins Schliengen in Baden-Württemberg.
- Es besteht aus 45 Musikantinnen und Musikanten.
- Gespielt wird in klassischer Blasorchester Besetzung, also mit Blechblasinstrumenten (Trompeten, Posaunen und Hörnern), Holzblasinstrumenten (Klarinetten,Saxophone und Flöten) sowie einer Perkussionsgruppe.
- Die Altersspannweite im Orchester ist gross:Sie reicht von erfahrenen, über 60-jährigen Musikern bis hin zu talentierten 13-jährien Musikern.
- Am Zibelemärit spielt das Orchester sowohl Filmmusik, aktuelle Hits als auch Klassiker. reu

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