Sie sind hier

Abo

Luftfahrt

Die Chancen für Swiss Skies sinken

Vier Aviatikfachleute kündeten im letzten Herbst eine neue Airline an. Bei der Investorensuche bekunden sie bisher grosse Mühe. Nun kommt ihnen auch noch die Germania-Krise in die Quere.

Noch weit von der Realisierung entfernt: Ein Teil der Flotte von Swiss Skies soll am Euro-Airpot in Basel-Müllhausen stationiert werden. Bild: Keystone

Ernst Meier

Sie erachteten den Zeitpunkt als ideal, um mit einer neuen Fluggesellschaft im wachsenden Markt von Überseeflügen mitzumischen: Vier Kenner der Luftfahrtbranche präsentierten im letzten September in Basel ihre Pläne für die erste Schweizer Fluggesellschaft, die Billiglangstreckenflüge anbietet. Das Medienecho zum angekündigten Projekt «Swiss Skies» war gross.

Fragt man heute bei den Verantwortlichen nach, wird man vertröstet. «Das Team von Swiss Skies arbeitet weiterhin intensiv an allen notwendigen Vorbereitungen für den Aufbau des Unternehmens und den Beginn des Zertifizierungsprozesses», teilt ein Mediensprecher schriftlich mit. «Wir erwarten, Ende des ersten Quartals über substanzielle Neuigkeiten zu unserem Projekt informieren zu können», heisst es.

Doch die Airline-Planer haben Mühe, das erforderliche Startkapital von 100 Millionen Franken zusammenzubringen. Man habe mehrere potenzielle Investoren getroffen, heisst es dazu offiziell. Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen zugeben, dass es nicht gelungen ist, bis Ende 2018 rund 50 Millionen einzusammeln. Dieses Ziel setzten sich die Macher im letzten Herbst selber.

Harzige Investorensuche
Die Investorensuche verlaufe langsamer als geplant, schreibt Swiss Skies, wegen «einer Reihe von Faktoren wie dem allgemeinen wirtschaftlichen Ausblick, steigender Treibstoffkosten, erhöhter globaler Handelsbeschränkungen und politischer Unsicherheit».

Genau dies sind die Faktoren, die viele Airlines in Turbulenzen gebracht haben. Ein Beispiel dafür ist die Germania. Deutschlands zweitgrösste Fluggesellschaft informierte vergangene Woche über finanzielle Probleme. Ende Woche zeigte sich Germania-Chef Karsten Balke zwar optimistisch, den Finanzbedarf decken zu können. Doch die Lage bleibt offenbar prekär.

Auch die Pleiten von Wettbewerbern wie Air Berlin, Primera Air, Small Planet, VLM und der Berner Skywork sorgten jüngst für Schlagzeilen. «Es zeigt sich einmal mehr, dass das Geschäftsmodell von tiefen Preisen auf Kosten der Mitarbeiter nicht nachhaltig ist», schreibt die Pilotengewerkschaft Aeropers als Reaktion auf die finanziellen Probleme von Germania.

In diesem schwierigen Umfeld versuchen die Swiss-Skies-Leute, ihre Pläne umzusetzen. Sie planen eine Flotte von 38 Flugzeugen mit 1900 Mitarbeitern. Damit sollen 45 Ziele auf fünf Kontinenten angeflogen werden.

Konsolidierung erwartet
Das Unternehmen verspricht sich viel von der neusten Generation an Flugzeugen: Mit ihnen soll der Treibstoffverbrauch sinken und damit auch die Kosten. Swiss Skies will so Tickets bis zu 30 Prozent tiefer als andere Gesellschaften anbieten.

Bei Aeropers schüttelt man ob der Pläne den Kopf. «Der europäischen Luftfahrtbranche steht ein Konsolidierungsprozess bevor», sagt Tobias Mattle, Aeropers-Sprecher. In den USA sei es bereits vor zehn Jahren dazu gekommen. «Übrig geblieben sind noch vier grosse Anbieter. Diese arbeiten heute sehr rentabel», sagt Mattle.

2018 war laut dem Branchenverband Iata für Fluggesellschaften noch ein gutes Jahr. «Airlines wie Germania, die in diesem Umfeld in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sind langfristig nicht überlebensfähig», so Mattle.

Dazu kommt, dass auch die Konkurrenz mit tiefen Preisen für Langstreckenflüge wirbt. Vergangene Woche mietete die Swiss die Halle im Hauptbahnhof Zürich für ihre Marketingkampagne. Miami ab 499 Franken, so gibt der Platzhirsch den Tarif vor.

Nachrichten zu Wirtschaft »