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Feintool

Die Gründe für Zimmers Zuversicht

Das Coronavirus und der schwächere Automobilmarkt dominieren die Gegenwart der Lysser Technologiegruppe Feintool. Doch für die Zukunft rechnet das Unternehmen mit weiterem Wachstum.

Mitarbeiter im Feintool-Werk im chinesischen Tianjin – dieses ist letztes Jahr ausgebaut worden.  zvg
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Tobias Graden

«Mobilität bleibt ein Zukunftsthema!» Knut Zimmer sagt diesen Satz mit Bestimmtheit. Er klingt nach einem Allgemeinplatz, dieser Satz, aber angesichts gegenwärtiger Schreckensmeldungen aus den internationalen Automobilmärkten – in China ist die Nachfrage Coranavirus-bedingt zuletzt regelrecht eingebrochen – kann es nicht schaden, wenn der CEO von Feintool gewisse Grundgegebenheiten mal wieder in Erinnerung ruft.
Der global aufgestellte Zulieferer Feintool – das Unternehmen fertigt Teile und entwickelt die Feinschneid- und Umform-Technologie dazu – hat dies jüngst mit einer Studie getan. Der zusammen mit der Boston Consulting Group erstellte Bericht skizziert die Entwicklung in der Automobilindustrie für die nächsten Jahre. Sein grundsätzlicher Befund: Automobilität bleibt ein Wachstumsmarkt. Sind im letzten Jahr weltweit insgesamt 91 Millionen Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gewicht produziert worden, so sollen es gemäss dieser Studie im Jahr 2025 107 Millionen und fünf Jahre später 109 Millionen Stück sein.

Die Hybride kommen
Innerhalb dieses prognostizierten Trends sind es vor allem zwei Entwicklungen, welche die Feintool-Führung trotz gegenwärtiger Nachfragebaisse mit Zuversicht erfüllen. Zum einen ist dies der steigende Marktanteil von Hybridfahrzeugen. Diese werden ihren Marktanteil von zehn Prozent im laufenden Jahr auf 34 Prozent im Jahr 2030 mehr als verdreifachen. Zusammen mit den Autos, die mit einem reinen Verbrennungsmotor betrieben werden, bilden sie den Hauptmarkt für Feintool. Der Anteil des reinen Verbrennungsmotors geht zwar von 88 Prozent im laufenden Jahr auf 52 Prozent im Jahr 2030 zurück, dies wird aber überkompensiert durch die Hybride, da diese mehr von Feintool gefertigte Feinschneidteile benötigen. Den Anteil der reinen Elektrofahrzeuge, die mangels Getriebe kaum Feinschneidteile benötigen, sieht die Studie im Jahr 2030 erst bei 14 Prozent. Mit der Investition ins Elektroblechstanzen vor knapp zwei Jahren hat Feintool aber auch in dieses Segment einen Fuss gesetzt.
Zum andern ist dies der anhaltende Trend zu Automatikgetrieben bei Verbrennungsmotoren. Während die Automatik in den USA heute Standard ist, soll ihr Anteil in Europa bis 2023 von gegenwärtig 46 Prozent auf über 57 Prozent steigen. Auch dies hilft Feintool, weil mit Automatik mehr Feinschneidteile verbaut werden. Kurzum: «Feintool wächst, selbst wenn die Gesamtproduktion stagniert», sagt Zimmer.

Wichtiges Elektro-Projekt
Die Entwicklungen verlaufen aber regional sehr unterschiedlich. Während der Anteil der reine Verbrennungsmotoren in Europa schon in den nächsten vier Jahren unter 50 Prozent fällt, so dürfte sich die althergebrachte Technologie in Asien noch länger stark halten und in Nordamerika ist – Tesla zum Trotz – noch einmal deutlich weniger Dynamik auszumachen. Pläne, die Technologie des Elektroblechstanzens wie kürzlich in China auch in den USA aufzubauen, bestehen bei Feintool deswegen noch nicht. In Europa dagegen dürfte dieser Bereich bald schon wichtiger werden. Man beliefere heute schon Plattformen für künftige Elektroautos mit Vorserienteilen, so Zimmer. Die Europäer seien daran, die Lücke zu Tesla zu schliessen. Um welchen Hersteller es sich handelt, darf er offiziell nicht sagen. Angesichts der vom Hersteller kommunizierten Pläne – 60 Milliarden Euro Investitionen in die Elektromobilität in den nächsten fünf Jahren – dürfte es sich um den Volkswagen-Konzern handeln.
In China ist Feintool trotz der kürzlichen Zwangspause allgemein mit Ausbau beschäftigt. Das Werk in Tianjin wurde letztes Jahre erweitert, für das laufende Jahr ist die Verdoppelung der Produktionskapazitäten geplant. Es handelt sich dabei nicht um eine Investition auf gut Glück – was aufgebaut wird, ist durch neue Kundenaufträge ausgelastet.
Erfolgreich gestartet ist schliesslich auch die neue Pressengeneration. Die Baureihe «FB One» halte, was man sich von ihr verspreche, so Zimmer. So verbraucht sie bei gleicher Produktivität 30 Prozent weniger Energie. Allerdings wird das Investitionsgütersegment Fineblanking Technology dieses Jahr deutlich weniger zu tun haben als 2019, ist doch der Auftragseingang um 40 Prozent zurückgegangen.

Stabilen Umsatz erwartet
Es habe Diskussionen gegeben, ob man angesichts der anhaltenden Unsicherheiten überhaupt eine Guidance publizieren wolle, sagt Finanzchef Thomas Bögli. Feintool erwartet aber grundsätzlich einen Umsatz auf Vorjahresniveau bei verbesserter Profitabilität.
 

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