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Nachfolge

Die junge Generation übernimmt

Die Brüder Tobias und David Fenk übernehmen die Hans Zangger Bau GmbH in Safnern. 
Das kleine, versierte Bauunternehmen hat Hans Zangger gegründet, und zwar zu weniger rosigen Zeiten.

Hans Zangger mit den neuen Chefs, den Brüdern David und Tobias Fenk (von links) auf dem Sportplatz in Safnern. Bild: Yann Staffelbach

Manuela Schnyder

«Wer bei mir arbeitet, darf kein Spezialist sein, sondern ein Alleskönner», sagt Hans Zangger. Man müsse nicht nur betonieren und mauern können, sondern auch Asphaltbeläge und Hausplätze legen, verschiedenste Maschinen und Anlagen bedienen oder Rohre flicken können. Das insgesamt sechsköpfige Team um den Chef erledigt denn auch sehr verschiedene Aufträge in der Region. Es baut und saniert Ein- und Zweifamilienhäuser, erledigt kleinere Tiefbauarbeiten, engagiert sich im Gartenbau oder rückt als Pikettgruppe bei notfallmässigen Leitungsbrüchen in den Gemeinden Meinisberg und Safnern aus. «Unsere Spezialität ist, dass wir viele Spezialitäten haben», sagt der Unternehmer.

Mit seiner kleinen versierten Baufirma ist Hans Zangger fast 25 Jahre in der Region tätig. Und die Geschäftsbücher sind noch immer gut gefüllt. «Ich musste eigentlich nie gross Werbung machen. Wer gute Arbeit leistet, für Schäden gerade steht und faire Preise anbietet, der braucht keine Werbung», sagt er.

Nun ist Hans Zangger mit seinen 67 Jahren bereits im Pensionsalter, leitet aber immer noch eigene Baustellen: «Ich bin kein Freizeitmensch. Ich musste nie arbeiten, ich durfte.» Dennoch ist es jetzt an der Zeit, den Betrieb an die junge Generation abzugeben, findet er.

«Es läuft einfach weiter»

Die junge Generation, das sind Tobias und David Fenk. Tobias Fenk hat bereits die Lehre bei Hans Zangger absolviert, bevor er in weiteren Baufirmen seine Erfahrungen sammelte und sich zum Polier und zum Sicherheitsbeauftragten hat weiterbilden lassen. Er, wie auch sein Bruder, kennen Hans Zangger bereits durch den Vater, die beiden sind gute Freunde.

Vor fünf Jahren ist Tobias Fenk in den Betrieb nach Safnern zurückgekehrt. Schon damals war klar, dass er den Betrieb später übernehmen wird. «Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe, auch wenn wohl vieles auf mich zukommt, das ich noch nicht einschätzen kann», sagt der erst 30-Jährige. Er erhält dabei Unterstützung von seinem Bruder David Fenk, der erst im März zum Unternehmen gestossen ist. «Ich kenne das Team bereits gut, ich hatte auch beruflich mit der Baufirma zusammengearbeitet», sagt der 33-Jährige.

Die Brüder übernehmen die als GmbH organisierte Firma zu gleichen Teilen. Ob es nicht auch schwierig werden könnte, Geschäftsentscheide immer gemeinsam zu fällen, verneinen die beiden. «Ich sehe das als Chance. So können wir alles auf zwei Schultern verteilen und uns gegenseitig beraten», sagt David Fenk.

Die Aufgabenteilung zwischen den Brüdern ist denn auch klar. David Fenk startete seine berufliche Laufbahn nämlich im Gartenbau, bevor er eine Weiterbildung im Bereich Strassenbau antrat und anschliessend ebenfalls als Polier arbeitete. So wird sich der jüngere der beiden um den Hoch- und Umbau kümmern, während David Fenk die Leitung der Garten-, Strassen- und Tiefbausparte übernehmen wird.

«Es ist für mich ein sehr freudiger Moment. Ich habe das Glück, dass ich Nachfolger gefunden habe, die in meinem Sinne das Unternehmen fortführen werden. Es läuft einfach weiter», sagt dazu Hans Zangger.

«Das war eine schlechte Zeit»

Entstanden ist die kleine Baufirma übrigens vor fast 25 Jahren im Jahr 1997, als die Immobilienkrise der 90er-Jahre gerade ihren Höhepunkt erreichte: «Das war wahrlich eine ganz schlechte Zeit für die Baubranche», erzählt Zangger. So hatten starkes Wachstum, eine lockere Geldpolitik und freizügige Kreditvergaben in den 80er-Jahren einen Exzess am Immobilienmarkt verursacht. Die Schweizerische Nationalbank reagierte ab 1989 mit Zinserhöhungen und bewirkte damit eine Korrektur am Immobilienmarkt. Gewerbeflächen wurden frei. Neben den neuen Objekten kamen alte Objekte wieder auf den Markt. Liegenschaften mussten versteigert werden. Das Baugewerbe steckte danach mehrere Jahre in der Krise. Hans Zangger arbeitete zu dieser Zeit als Bauführer bei einer in der Region ansässigen und angesehen Firma.

«Die schwierige Situation hat meinen früheren Chef dazu bewogen, das Geschäft einzustellen. Ich habe dies als Chance gesehen», erzählt Zangger. Mit 42 Jahren gründete er sein eigenes Unternehmen. Zusammen mit vier weiteren Mitarbeitern der früheren Firma hat er sich der Herausforderung gestellt: «Ich erhielt viel Zuspruch von den Gemeinden wie auch von Privaten, die mir Aufträge gegeben haben», erzählt er. So ging es für den Betrieb stetig bergauf. Grösser werden wollte er aber nie. Waren es damals fünf Mitarbeiter inklusive Chef, zählt das Unternehmen seit heute fünf Mitarbeiter und zwei Chefs. Zu den Mitarbeitern gehört vorübergehend auch noch Hans Zangger: «Ich werde noch eine Weile beratend zur Seite stehen und die Baustellen fertigmachen. Es ist nun meine Aufgabe, langsam loszulassen», sagt er und schmunzelt.

Der Führungswechsel wird coronabedingt nicht gefeiert. Man habe auch zu viel Arbeit, um etwas zu planen, das dann doch nicht stattfinden könne, sagt Zangger. Somit ist auch für das 25-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr nichts Konkretes geplant. «Wir werden aber sicher etwas machen, sobald die Zeit dafür gekommen ist», so David Fenk.

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