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Biel

Die Linde rechnet mit Wachstum

Stephan Pahls hat die Phase des Übergangs geleitet: Spätestens im August wird der Interimsdirektor der Klinik Linde wieder in die Hirslanden-Gruppenleitung wechseln. Die Umrisse des künftigen Platzes der Linde in der Gruppe zeichnen sich aber bereits deutlich ab.

Stephan Pahls geht davon aus, dass in der Linde künftig mehr Patienten behandelt werden. copyright: peter samuel jaggi/bieler tagblatt

Tobias Graden

Am 23. Juni letzten Jahres war die Sache entschieden:_64 Prozent der Aktien der Bieler Klinik Linde waren der Hirslanden-Gruppe angedient worden. Die Belegärzte, die Eigentümer des traditionsreichen Privatspitals, hatten damit klar deutlich gemacht, mit wem sie in die Zukunft gehen wollten. Das Nachsehen hatte das Westschweizer Swiss Medical Network (SMN), das mit seinem ursprünglichen Angebot den Bieterkampf um die «Schweizer Spital-Perle» (NZZ) überhaupt erst entfacht hatte (das BT berichtete). Was ist in der Linde seither passiert?

Einen Monat einarbeiten
Bald war klar, dass sich das Spital einen neuen Direktor suchen müssen würde. In der ersten Augusthälfte wurde bekannt, dass der bisherige Direktor Hanspeter Frank die Linde verlässt – intern hatte er es bereits zuvor angekündigt. «Er hat offen und klar kommuniziert», sagt Stephan Pahls, der als Interimsdirektor auf Frank folgte und diese Funktion jetzt noch ausübt. Angesichts von Franks neuem Arbeitgeber dürfte es kein Geheimnis sein, was seine Beweggründe für den Abschied waren:_Er wechselte zu SMN.

Zuvor aber arbeitete er noch Pahls ein, einen Monat lang. Den ganzen August hatte Pahls Zeit, die Linde kennenzulernen. Er kam aus der Gruppenleitung, hat dort die Funktion des Leiters Business Development inne und ist Mitglied der Geschäftsleitung auf Gruppenstufe. Was er in Biel antraf, hat ihn gefreut: «Die Linde ist gut aufgestellt, wir mussten nirgends gross korrigieren.»

Bald ein neues Logo
Abgesehen vom Personalverantwortlichen hat es laut Pahls keine weiteren Abgänge gegeben, die auf den Wechsel der Besitzverhältnisse zurückzuführen seien. «Es war somit ein unaufgeregter Übergang ins neue Hirslanden-Modell möglich», sagt Stephan Pahls. Die Belegärzte seien sehr kooperativ: «Es zeigt sich, dass nicht nur der Preis, sondern der Entscheid für unser Modell beim Verkauf wichtig war», sagt Pahls. Dass nicht nur die Ärzteschaft, sondern auch das übrige Personal mitzieht, liest Pahls aus der jüngsten Mitarbeiterbefragung: Hier reihe sich die Linde gruppenweit «im guten Mittelfeld» ein.

Der Übergang hat begonnen, ist aber noch längst nicht abgeschlossen. Gleichwohl wird er bald gegen aussen manifestiert: Am 1. April wechselt das Erscheinungsbild der Linde. Das bisherige Logo wird nicht nur am Gebäude selber, sondern in der ganzen Kommunikation ersetzt. Das neue Erscheinungsbild verdeutlicht die Zugehörigkeit zur Hirslanden-Gruppe, der Name der Klinik Linde bleibt aber erhalten, und zwar zweisprachig.

In der Klinik selber wird auch um- und ausgebaut. Nachdem die Physiotherapie in den modernsten Gebäudeteil gezügelt ist, gibt dies Raum für den Ausbau des Notfallzentrums. Im Herbst beginnen die Arbeiten, Mitte 2019 sind sie abgeschlossen. Es ist dies ein Projekt, das noch unter der früheren Führung angestossen worden ist.

Pahls nennt drei Gründe für diesen Schritt: Zum einen gebe es den Auftrag des Kantons, als Listenspital einen Beitrag zur medizinischen Grundversorgung zu leisten. Zudem solle das Notfallzentrum für «Linde-nahe Patienten» attraktiver werden. Hinzu komme der allgemeine Trend, dass Patienten vermehrt den Notfall anstelle etwa des Hausarztes aufsuchten. So könne über Notfall-Patienten auch die Auslastung der Spitalbetten verbessert werden.

Zertifiziertes Brustzentrum
Ein Ausbau ist auch in den Bereichen Innere Medizin und in der Grundversorgung geplant. Letzteres ist durchaus Ausdruck der Wettbewerbssituation mit dem Spitalzentrum auf dem Platz Biel. Pahls betont aber auch: «Dies ist Teil unseres Leistungsauftrags des Kantons.» Jedenfalls entwickle sich die Linde hin zu einem privaten Regionalspital mit umfassendem Angebot, das allen Bieler Patienten offenstehe.

Vertieft wird die Zusammenarbeit mit den Hirslanden-Kliniken in Bern. Deutlich wird dies anhand des Brustzentrums Bern-Biel, das nach den Vorgaben der Krebsliga zertifiziert wird. Dieses Zentrum manifestiert sich vorerst als organisatorische Struktur, die mit zwei Standorten unter einem gemeinsamen Dach das Erreichen der Mindestfallzahlen ermöglicht. In einem zweiten Schritt werde das Zentrum in Biel aber auch «räumlich abgebildet», sagt Pahls.

Schliesslich baut die Linde auch personell aus. Ab März werden neu zwei Assistenzärzte im Notfallzentrum arbeiten. Der Interimsdirektor sagt:_«Durch die Zusammenarbeit mit den Hirslanden-Kliniken in Bern können wir jetzt junge Ärzte weiterbilden.»

Stellen werden verlagert
Allerdings ist nicht zu verhehlen, dass es in anderen Bereichen der Klinik auch zu Stellenverlagerungen kommt. In den so genannten «shared services» («geteilte Dienste») werden Tätigkeiten von Biel in die entsprechende Einheit der Gruppe in Zürich verlagert. Dies betrifft die Bereiche Finanzen, Personalwesen und die Informatik und damit um die 20 Personen. «Im Einzelfall ist das durchaus bedauerlich», gesteht Pahls ein, «wir werden die betroffenen Mitarbeiter durch ein entsprechendes Programm in diesem Prozess begleiten und so viel wie möglich über natürliche Fluktuation lösen.» Noch ist es aber nicht so weit: Der Integrationsprozess, der alle Hirslanden-Kliniken betrifft, wird schrittweise über drei Jahre vollzogen, die Linde ist Teil der letzten Gruppe, die 2020 integriert wird.

Insgesamt aber rechnet Pahls mittelfristig mit weiterem, auch personellem Wachstum. Derzeit sind an der Linde rund 500 Personen in 376 Vollzeitstellen beschäftigt. Pahls sagt: «Wir werden wachsen, denn wir gehen davon aus, dass wir mehr Patienten behandeln werden.»
Und wann beginnt der neue Direktor Serge Reichlin? Noch ist er am Universitätsspital Basel tätig. Spätestens am 1. August wird er aber seine neue Stelle antreten. Bevor dann Stephan Pahls wieder nach Zürich in die Gruppenleitung zurückkehrt, wird er Reichlin einarbeiten: «Das hat sich bewährt.»
 

Stichwörter: Biel, Klinik Linde, Hirslanden

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