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Feintool

Die Weichen sind gestellt

Die Generalversammlung hat gestern einen Aktiensplit beschlossen. Auf der operativen Ebene sollen sich die getätigten Investitionen bald auszahlen, etwa mit einem raschen Wachstum in den USA.

  • 1/4 CEO Heinz Loosli. Bilder: Olivier Gresset
  • 2/4 CEO Heinz Loosli. Bilder: Olivier Gresset
  • 3/4 Verwaltungsratspräsident Alexander von Witzleben. Bilder: Olivier Gresset
  • 4/4 Verwaltungsratspräsident Alexander von Witzleben. Bilder: Olivier Gresset
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(tg) Seit der Übernahme durch Michael Pieper sind die Generalversammlungen der Feintool fast familiäre Veranstaltungen. Viele der Kleinaktionäre haben ihre Aktien verkauft, dementsprechend geringer ist ihre Zahl an der Zusammenkunft. So auch gestern: Im Personalrestaurant der Feintool finden sich etwas über 60 Aktionäre persönlich ein. Unter ihnen aber auch der gewichtigste: Michael Pieper persönlich. Immer wieder hatte er betont, dass die Kleinaktionäre für das Unternehmen wichtig bleiben würden, sein Erscheinen zeigt, dass dies nicht leere Worte sind. Die Abstimmungen aber sind Formsache: Eine Hand von Pieper überstimmt alle übrigen Hände, vertritt sie doch dessen 80 Prozent Anteil an der Lysser Technologiegruppe. Nötig ist dies ohnehin nicht, sämtliche traktandierten Geschäfte gehen grossmehrheitlich glatt durch.

Dies gilt auch für das Traktandum 5. Es sieht einen Aktiensplit vor: Auf jede bisherige Aktie kommen künftig fünf, der Nennwert wird entsprechend gefünftelt (das BT berichtete). «Wir versprechen uns dadurch eine leichtere Aktie und erhöhte Volumina im Handel», begründet Verwaltungsratspräsident Alexander von Witzleben den Schritt. Weil damit auch der Kurs der einzelnen Aktie entsprechend tiefer ist, erleichtert der Aktiensplit den Einstieg allfälliger Neuaktionäre. Es gibt keine offizielle Kommunikation - etwa über einen allfälligen Zeitplan - dazu, doch kann dieser Schritt als Vorbereitung auf Aktienverkäufe durch Pieper gedeutet werden. Der Grossaktionär hat in der Vergangenheit betont, dass es für ihn nicht in Frage komme, das Unternehmen von der Börse zu nehmen, entsprechend wäre aber eine Verringerung seines Anteils sinnvoll, um der Aktie wieder zu Schwung zu verhelfen.

 

Mittelfristig: 600 Millionen

Was die Geschäftstätigkeit betrifft, so scheint ein künftiger Kursanstieg bei Feintool durchaus realistisch. Seit dem Krisenjahr 2008/2009 hat sich das Lysser Unternehmen klar fokussiert, und dies mit zunehmendem Erfolg auch in den Zahlen. Betrachtet man den Umsatz der fortgeführten Bereiche, so ist dieser von 338,2 Millionen (2008/2009) auf 427 Millionen Franken gestiegen. Dieses Jahr soll er 480 Millionen betragen, was vor allem durch die Akquisition zu erklären ist, doch setzt sich das Unternehmen ein Mittelfristziel von 600 Millionen durch organisches Wachstum. Feintool habe Neuaufträge akquiriert, die ab der zweiten Hälfte dieses Jahres, vor allem aber dann 2014 und 2015 deutlich in den Zahlen ablesbar seien, so von Witzleben. Dies betreffe vor allem den Standort Nashville in den USA, der erstmals überhaupt schwarze Zahlen schreibe und nun ein rasantes Wachstum vor sich habe, aber auch den neuen Standort in China: Diese beiden Fabriken würden für ein zweistelliges Umsatzwachstum besorgt sein.

 

Transparente Vergütungen

Im Hinblick auf die Veränderungen durch die Minder-Initiative zeigt sich Feintool transparent, was Vergütungen betrifft. Teil der Generalversammlung ist bereits jetzt der Vergütungsbericht. Abgesehen von der Abstimmung darüber und die Einführung der elektronischen Wahl habe Feintool die wichtigsten Punkte der Initiative bereits umgesetzt respektive künftig verbotene Elemente wie Abgangsentschädigungen gar nie praktiziert. tg

 

Erfolgreiches erstes Quartal

 

Die Feintool-Gruppe hat gestern am Tag der Generalversammlung auch die Quartalszahlen veröffentlicht. «Wir sind planungskonform ins Jahr 2013 gestartet», kommentierte CEO Heinz Loosli die Zahlen. In der Medienmitteilung schreibt das Unternehmen, es habe die «positive Geschäftsentwicklung» konsequent fortgesetzt. Die Industriegruppe hat im ersten Quartal 113 Millionen Franken Umsatz erzielt, das ist eine Zunahme um 14 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Auftragseingang betrug 126 Millionen (plus 30 Prozent), der Auftragsbestand 207 Millionen Franken (plus 21 Prozent).

Das klare Umsatzwachstum kommt allerdings durch die Akquisition der Herzing + Schroth zustande. Organisch habe sich der Umsatz «aufgrund des abgeschwächten Marktumfelds» um 1,8 Millionen Franken verringert. Das grösste Segment von Feintool, System Parts, legte akquisitionsbedingt stark zu. Ohne Berücksichtigung des Zukaufs liege der Umsatz auf Vorjahresniveau, schreibt Feintool. Im Investitionsgütersegment Fineblanking Technology stieg der Umsatz um 10,5 Prozent auf 25,3 Millionen Franken.

Für das zweite Quartal rechnet Feintool mit einer ähnlichen Entwicklung. Im zweiten Halbjahr aber werden neue Projekte auch in den Zahlen sichtbar (vgl. Haupttext). Fürs Gesamtjahr rechnet Feintool mit einem Umsatz von 480 Millionen Franken.

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