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Mikron

Ein anderes, dafür ein stabiles Unternehmen

Produktionsstätten hat die Mikron in der Region zwar keine mehr, ihren Holdingsitz will sie aber in Biel behalten. Darum ist die gestrige Generalversammlung nicht die letzte im Kongresshaus gewesen.

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TOBIAS GRADEN


Er hat einen Klassiker geschrieben. «Der grüne Forstmoser» heisst dieser – respektive er wird so genannt. Der offizielle Titel des Buches ist trockener: «Schweizerisches Gesellschaftsrecht». Es ist ein Lehrbuch zum... schweizerischen Gesellschaftsrecht, ein Standardwerk. Die Erstausgabe erschien 1973, da war der Autor Peter Forstmoser gerade mal 30 Jahre alt. Heute aktuell ist die zwölfte Auflage, angehende Wirtschaftsjuristen und Betriebswirtschafter lernen immer noch mit dem «grünen Forstmoser».

Einer, der noch die Erstausgabe gelesen hat, ist Heinrich Spoerry, Verwaltungsratspräsident der Mikron. An der gestrigen Generalversammlung des Unternehmens im Bieler Kongresshaus zeigt er sein Exemplar. Drei Jahre nach Veröffentlichung des Buches, also 1976, trat Peter Forstmoser in den Verwaltungsrat der Mikron ein. 37 Jahre lang hat er also das Unternehmen begleitet, nun tritt er altershalber zurück – und holt an der Generalversammlung zu einer kurzen Geschichtslektion aus.

Von 80 auf 1500 auf 6

Es ist ohnehin nicht ganz selbstverständlich, dass das Unternehmen die GV noch in Biel abhält. Hier befindet sich zwar immer noch der Holdingsitz, doch die Geschichte der Mikron hat es mit sich gebracht, dass sich im Seeland keine Produktionsstätten mehr befinden. Die Schweizer Fabriken stehen in Boudry NE und Agno TI. Die Leitung der Holding, es sind fünf Personen, arbeitet seit 2009 auch nicht mehr in Biel, sondern nach einem Abstecher nach Boudry in Langenthal. Dies habe sich so ergeben, erklärt Finanzchef Martin Blom am Rand der GV, man habe bei der Ammann Group Räumlichkeiten mieten können. Letztere ist Teil der Investorengruppe, die 70 Prozent an der Mikron hält. Eine Verlegung des Sitzes stehe allerdings nicht zur Diskussion, so Blom. Nicht zuletzt werde so weiterhin die historische und nach wie vor bestehende Nähe zur Uhrenindustrie symbolisiert.

Zurück zur Geschichte. Mehrere Phasen hat Forstmoser bei Mikron erlebt. Da war jene des kontinuierlichen Aufbaus in den 1970er- und 1980er-Jahren, jäh beendet durch den (letztlich abgewehrten) feindlichen Übernahmeversuch 1989/1990 und der folgenden Strukturkrise der Schweizer Industrie. Ende des Jahrtausends dann die Übernahme der norwegigen Iplast und die enormen Hoffnungen in die Handy-Industrie, in welche Mikron nun zulieferte: von 80 Franken auf 1500 schnellte der Aktienkurs – und wieder zurück und gar darunter (6 Franken), als der Einbruch im Mobiltelefonmarkt mit einer erneuten Krise in der Maschinenindustrie zusammenfiel. Zum zweiten Mal musste Mikron saniert werden, die Rettung gelang dank Schweizer Industriellen, unter ihnen der heutige Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

Der Aktionärsbindungsvertrag dieser Investorengruppe läuft diesen Mai zwar aus, doch ist davon auszugehen, dass er verlängert wird. «Andernfalls hätten wir sicherlich entsprechende Anzeichen vor der Generalversammlung erhalten», so Martin Blom.

Dividende erhöht

Verglichen mit den turbulenten Phasen ist eine heutige Mikron-Generalversammlung fast schon langweilig – im positiven Sinne, denn die Stabilität im Aktionariat geht einher mit jener im operativen Geschäft, wie an der Generalversammlung klar wird. Die Dividende, letztes Jahr nach langer Zeit erstmals wieder ausgerichtet, kann darum erhöht werden. Das Unternehmen weist eine solide Bilanz auf, die Eigenkapitalquote beträgt 66 Prozent. Mikron steigerte den Umsatz im letzten Jahr um 12 Prozent auf 235,5 Millionen Franken, den Ebit von 9,4 auf 11,2 Millionen. Zudem konnte die Mikron letztes Jahr die ehemalige IMA Automation in Berlin von der Feintool kaufen. Herausforderungen aber bleiben, erzielt die Mikron doch um 60 Prozent ihres Umsatzes in Europa. Für das laufende Jahr zeigt sich die Unternehmensführung daher vorsichtig: der Umsatz soll gehalten, die Profitabilität gesteigert werden.

In einem Punkt allerdings wird es nicht mehr so lange Stabilität geben können wie bis anhin: Jurist Andreas Casutt, Nachfolger von Peter Forstmoser im Mikron-Verwaltungsrat, hat Jahrgang 1963. Bis zum Erreichen der festgelegten Altersgrenze bleiben ihm also «nur» noch 20 Jahre.

 

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