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Januar

Eine unangenehme Tradition

In Biel ist die Arbeitslosenquote traditionell überdurchschnittlich hoch. Verantwortlich dafür sind drei Gründe: Die konjunkturanfällige Exportindustrie, der Bauboom und der hohe Ausländeranteil.

Voraussetzung für die erfolgreiche Suche nach Arbeit sind gute Kenntnisse einer Landessprache. Bild: Olivier Gresset/a

LOTTI TEUSCHER

Der 8. 11. 2005 war für Biel ein denkwürdiger Tag: Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert war die Arbeitslosenquote mit 3,6 Prozent einen Prozentpunkt tiefer als der schweizerische Durchschnitt. Die Stadt organisierte eine Feier und der damalige Stadtpräsident Hans Stöckli sagte sichtlich stolz: «Biel hat die Krise überwunden.»

Das war vor gut sieben Jahren, seither herrscht in Biel wieder Courant normal. Diesen Monat ist die Arbeitslosenquote der Stadt um 3 Prozentpunkte auf 5 Prozent geklettert, der Durchschnitt in der Schweiz liegt bei 3,4 Prozent.

 

St. Gallen geht es besser

Städte haben grundsätzlich eine höhere Arbeitslosenquote als ländliche Regionen. Doch St. Gallen, eine Stadt, die viele Ähnlichkeiten mit Biel hat, weist im Januar eine Arbeitslosenquote von lediglich 3,7 Prozent aus. In St. Gallen sind die Mieten günstig, so wie in Biel. Die Stadt hat wie Biel Zentrumsfunktion und ist mit 74 000 Einwohnern nur wenig grösser als Biel.

Völlig anders ist hingegen die wirtschaftliche Struktur: Wichtige Branchen der Stadt im Osten der Schweiz sind der Metall- und Stahlhandel, grosse Bauunternehmen und Sanitärfirmen sowie Bauzulieferanten. Zudem hat St. Gallen eine Universität, und gut ausgebildete Leute ziehen Unternehmen an.

 

Biel bleibt Industriestadt

Biel hat in den letzten 20 Jahren zwar wirtschaftlich diversifiziert, ist traditionell aber eine Industriestadt geblieben. Der Uhrenindustrie geht es blendend, die übrige Exportindustrie und deren Zulieferanten leiden hingegen unter dem ungünstigen Umfeld. «Der Stadt Bern hilft die starke Verwaltung, die deutlich weniger konjunkturabhängig ist als die Industrie», sagt Marc Gilgen, Leiter Geschäftsbereich Arbeitsvermittlung beim Beco Berner Wirtschaft. Dem stimmt Adrian Haas zu, Direktor des Handels- und Industrievereins Kanton Bern (HIV): «Städte mit einem hohen Anteil an Dienstleistungsbetrieben sind weniger krisenanfällig.»

Allerdings ist auch im Berner Jura die Exportindustrie stark vertreten, dennoch ist die Arbeitslosigkeit dort in der Regel tiefer als in Biel. Gilgen führt dies darauf zurück, dass es im Jura viele kleinere KMU gibt, die gut aufgestellt sind und als Zulieferanten für die Uhrenindustrie arbeiten.

Ein weiterer Faktor, der zu einer höheren Arbeitslosigkeit führt, ist paradoxerweise der Bauboom in Biel. Dieser ist zwar positiv für die Stadt, führt aber im Winter zu einer saisonalen Erhöhung der Arbeitslosigkeit. Im Dezember waren 1500 Männer im Kanton Bern von der saisonalen Arbeitslosigkeit betroffen, im Januar hat sich die Zahl auf 1700 erhöht.

Ein weiterer Grund für die erhöhte Arbeitslosigkeit in Biel lässt sich aus der gestern veröffentlichten Statistik ableiten: Während 2,4 Prozent der Schweizer und Schweizerinnen arbeitslos sind, beträgt die Quote bei der ausländischen Wohnbevölkerung 6,8 Prozent. Und während die Schweiz einen Ausländeranteil von 23 Prozent aufweist, haben 30 Prozent der Bieler keinen Schweizer Pass.

 

Zu wenige Stellen

«Das Bieler RAF verzeichnet tatsächlich prozentual einen höheren Ausländeranteil als andere regionale Arbeitsvermittlungsstellen im Kanton Bern», sagt denn auch Gilgen vom Berner Beco. HIV-Direktor Haas verweist noch auf einen anderen Zusammenhang: Städte mit einer hohen Quote an Sozialhilfebezügern wie Biel (11,3 Prozent) weisen auch höhere Arbeitslosenzahlen auf. «Denn zahlreiche Sozialhilfebezüger sind ehemalige Langzeitarbeitslose», sagt Haas. Eine hohe Sozialhilfequote weise deshalb darauf hin, dass der regionale Arbeitsmarkt zu wenige Leute aufnehmen könne.

Dennoch: Die Uhrenindustrie hat im letzten Jahr viele Stellen geschaffen; allein Swatch Group hat in der Schweiz 1500 Personen eingestellt (es stand im BT), und auch Rolex dürfte zahlreiche neue Stellen geschaffen haben. Haas verweist indessen darauf hin, dass die Uhrenindustrie fast ausschliesslich gut bis sehr gut qualifizierte Leute eingestellt haben dürfte.

Viele Migranten sind hingegen schlecht ausgebildet, und es mangelt ihnen an Sprachkenntnissen. «Doch gute Kenntnisse einer Landessprache sind der Schlüssel zur Arbeitswelt», sagt Gilgen. Haas verweist noch auf ein anderes Problem: Muss ein Unternehmen Stellen abbauen, trifft es als Erstes die schlecht qualifizierten Mitarbeiter. Diese haben danach Mühe, eine neue Arbeit zu finden. Denn die Lohnkosten in der Schweiz sind hoch, deshalb werden Stellen für schwächere Mitarbeiter wenn immer möglich ersatzlos gestrichen.

Kommentare

faktus

Der sehr hohe Ausländeranteil (30%!) mit ungenügenden "Schulsäcken" und Sprachkenntnissen, trotz laufenden Einbürgerungen, die sehr hohe Sozialhilfequote und die seit Jahren amtierende linke "Gutmensch-Regierung", die soziale Probleme lieber verwaltet, statt hart durchzugreifen, sind wohl die Hauptgründe, warum sich in Biel sofort viele ungeniert die RAV-Bürotüren in die Hände geben! Gleichgesinnte ziehen sich an und geben einander Mut, die Sozialeinrichtungen hemmungslos zu nutzen!


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