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Konkurrenz

Facebook wird zur Gefahr

Der Social-Media-Konzern will ins boomende Geschäft der Smartwatches einsteigen.

Smartwatches hier bei Swatch - hier im Jahr 2015 - schon früh ein Thema. Bild: Anne-Camille Vaucher

Jon Mettler

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geht unter die Uhrmacher. Wie das Onlineportal «The Information» berichtet, tüftelt das soziale Netzwerk aus Kalifornien an einer eigenen Smartwatch. Das Gerät soll es erlauben, firmeneigene Kurznachrichtendienste wie Messenger und Whatsapp einfach am Handgelenk zu nutzen.

Gangart verschärfen
Der wichtigste Unterschied zu den Konkurrenzprodukten wird aber sein, dass sich Facebooks neue Uhr automatisch mit dem Mobilfunknetz verbindet. Es braucht demnach keine Koppelung ans Smartphone, wie dies etwa bei der Apple Watch nötig ist. Eine erste Version der Smartwatch von Facebook soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Preislich soll sie günstiger sein als das Produkt von Marktführer Apple. Beobachter sehen in den Plänen von Facebook vor allem die Absicht, die Gangart gegenüber dem Erzrivalen Apple zu verschärfen. Mark Zuckerberg und Apple-Chef Tim Cook liegen sich in den Haaren, weil sie unterschiedliche Auffassungen zum Datenschutz im Internet haben.
Doch nicht nur Apple dürfte interessieren, was Facebook vorhat. Auch die Schweizer Uhrenindustrie wird genau hinschauen. Kommt die neue Smartwatch tatsächlich auf den Markt, würde nebst Apple, Huawei, Samsung und Fitbit ein weiterer branchenfremder, aber starker Hersteller auf den Plan treten.


Uhrenexperte Oliver Müller vom Waadtländer Beratungsunternehmen Luxeconsult sagt, die Schweizer Uhrenindustrie habe gegen Apple, Facebook und Co. kaum mehr Chancen: «Der Kampf um die Smartwatches ist aus Sicht der Schweizer Uhrenindustrie entschieden. Die Sieger heissen Apple und Samsung.» Mit Facebook dürfte der Rückstand noch grösser werden. Den einheimischen Manufakturen bleibe nur noch übrig, mit Nischenprodukten langsam wieder aufzuholen, sagt Müller.


Was zählt der Datenschutz?
Die US-Technologiekonzerne positionieren ihre Computeruhren hauptsächlich im mittleren Preissegment, das heisst zwischen 200 und 500 Franken. Zeitmesser in dieser Preisspanne machen aber nur noch einen geringen Anteil der Exporte der hiesigen Uhrenhersteller aus. Die gesamte Branche sowie die Swatch Group setzen auf teure und lukrative Luxusuhren.
Während die Swatch Group im laufenden Jahr von einem coronabedingten Nachholbedarf beim Kauf von Uhren ausgeht, sorgen die Pläne von Facebook für Skepsis in den Sozialen Medien. Die Frage ist, ob die Konsumenten aus Sorge um den Datenschutz die neue Smartwatch aus dem Silicon Valley überhaupt kaufen werden. Gründe für Misstrauen gibt es genug. Zuletzt hatte Facebook die allgemeinen Geschäftsbedingungen für seinen Kurznachrichtendienst Whatsapp geändert.


Nutzer befürchten, dass damit ein grösserer Datenaustausch zwischen Facebook und dem Kurznachrichtendienst stattfindet. Daraufhin wanderten die Anwender massenhaft zu Konkurrenzdiensten ab. Bei der Smartwatch kann Mark Zuckerberg nun zeigen, wie lernfähig er ist.

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