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Tornos

Finanzchef geht von Bord

Wieder ein Wechsel an der Spitze des bernjurassischen Drehmaschinenherstellers Tornos : Nach CEO Philippe Jacot nimmt auch Finanzchef Paul Häring den Hut.

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pho/pl. Erst im August trat der CEO von Tornos, Philippe Jacot, nach nur sechsmonatiger Amtszeit mit sofortiger Wirkung zurück. Seither lenkt Michael Hauser die Geschicke des Unternehmens. Und heute nimmt der Finanzchef (CFO) Paul Häring den Hut.

Offenbar hat Tornos Mühe, geeignete Nachfolger für das ehemalige Führungstandem Raymond Stauffer, CEO, und Philippe Maquelin, CFO, zu finden, könnte man denken. Die beiden lenkten das Flaggschiff der Schweizer Feinmechanik nach seiner Rettung im Jahr 2002 durch die letzte Rezession.

Schon im vergangenen August verkündete Verwaltungsratspräsident François Frôté den fristlosen Abgang von CEO Philippe Jacot. Seine Wahl an die Spitze des Unternehmens sei nicht optimal gewesen, hiess es. Tatsächlich war es im Vorfeld zu Verwerfungen über die künftige Strategie von Tornos gekommen.

«Sicher nicht!»

Nun geht auch Finanzchef Paul Häring. Hat sich der Verwaltungsrat bei der Wahl der Nachfolger des Erfolgsduos Stauffer und Maquelin vergriffen?

Präsident Frôté widerspricht energisch: «Sicher nicht! Bei der Einstellung von Philippe Jacot hatten beide Parteien womöglich keine glückliche Hand. Aber für Häring gilt dies keinesfalls.» Tatsächlich hatte Jacot das Kommando fristlos abgegeben; Häring hingegen will bleiben, bis eine geeignete Nachfolge gefunden ist.

Damit soll ein reibungsloser Übergang sichergestellt werden. Die beiden Abgänge seien nicht miteinander vergleichbar, bestätigt Frôté: «Paul Häring hat sich entschlossen, andere berufliche Interessen zu verfolgen. Er will sich künftig vermehrt seinen Verwaltungsratsmandaten widmen, welche seinem unternehmerischen Naturell besser entsprechen.» Jedenfalls stehe das Ausscheiden von Häring nicht im Zusammenhang mit dem Geschäftsergebnis von Tornos, welches «ganz und gar den Prognosen entspricht», sagt Frôté.

Die Suche nach einem neuen Finanzchef macht dem VR-Präsidenten übrigens keine Sorgen: «Tornos ist ein sehr attraktives Unternehmen.»

Offen informieren

Zwei Persönlichkeiten der obersten Führung verlassen die Firma innerhalb von Monaten. Dieser Wechsel könnte durchaus Unsicherheit bei der Belegschaft erzeugen. «Sicher nicht», widerspricht Frôté, der den neuen CEO von Tornos, der ab September im Amt ist, als Garanten für die Stabilität der Firma schätzt: «Michael Hauser hat das Ruder fest in die Hand genommen. Er ist ein echter Patron und zudem ein Kenner der Werkzeugmaschinenbranche. Die Mitarbeitenden haben Vertrauen in seine Führung gewonnen.» Zudem pflege die Geschäftsführung eine sehr offene Informationspolitik gegenüber der Belegschaft. «Bei Tornos weiss jeder, wohin die Reise geht», so Frôté.

Gute Beziehungen zu Fust

Auch die Aktionäre des Werkzeugmaschinenherstellers könnten beruhigt sein, sagt der VR-Präsident: Der Aktienkurs sei in den letzten Monaten stabil geblieben. Allerdings könne niemand voraussehen, wie sich die weltweite Konjunktur und der Frankenkurs entwickeln werden. «An der unternehmerischen Stärke von Tornos wird es jedenfalls nicht liegen», bestätigt François Frôté.

Seit einem Jahr ist Walter Fust mit mehr als 20 Prozent des Aktienkapitals als Hauptaktionär bei Tornos eingestiegen. «Herr Fust hat übrigens nichts mit dem Ausscheiden von Paul Häring zu tun. Wir unterhalten sehr gute Beziehungen mit dem Investor», sagt der VR-Präsident.

Weitere zehn Prozent der Aktien werden durch das Management von Tornos gehalten. Schliesslich besitzt der japanische Partner Tsugami weitere zehn Prozent am Unternehmen. Damit verfügt der bernjurassische Maschinenhersteller über ein engagiertes und solides Aktionariat.

Verständnis für Entscheid

Walter Fust hatte mehrmals gewünscht, dass die wichtigen Akteure der Werkzeugmaschinenindustrie vermehrt zusammenarbeiten sollten. «Wir haben diese Anregung gerne aufgenommen, aber bisher hat sich nicht viel getan», gesteht François Frôté. Dennoch bestünden gute Kontakte innerhalb der Branche. Eine Zusammenarbeit sollte vorerst im operationellen Bereich vertieft werden, zum Beispiel beim gemeinsamen Einkauf in der Eurozone, um das Währungsgefälle zum Schweizer Franken zu mildern, sagt der VR-Präsident.

Der CEO von Tornos, Michael Hauser, bedauert den Rücktritt seines Finanzchefs Paul Häring. Aber er hat Verständnis für seinen Entscheid: «Seine Verantwortung in verschiedenen Aufsichtsräten lässt sich schwer mit den operativen Aufgaben bei Tornos vereinbaren.»

 

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