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Finma warnt vor Immobilienblase

Banken sollten bei der Vergabe von Immobilienkrediten zurückhaltender sein, verlangt die Finanzmarktaufsicht. Wenn nötig will sie die Vorschriften verschärfen.

Firma-Chef Mark Branson droht mit strengeren Eigenkapitalvorschritten. Bild: Keystone

Die Finanzmarktaufsicht Finma warnt vor einer Überhitzung im Markt für Mehrfamilienhäusern mit Mietwohnungen, die von Investoren als Renditeimmobilien gehalten werden. Sie fordert von der Bankbranche nun eine wirksame Anpassung der Selbstregulierung. Als Alternative erwägt sie schärfere Eigenmittelvorschriften.

Der Schweizer Hypothekarmarkt sei mit einem Volumen von über 1000 Milliarden Franken «too big to fail», sagte Finma-Direktor Mark Branson gestern an der Jahresmedienkonferenz der Behörde in Bern. Nicht nur sei das Volumen der Hypothekarkredite enorm hoch, es sei in den letzten Jahren auch stark gewachsen.

Während sich das Wachstum bei den selbstbewohnten Liegenschaften verlangsamt habe, sei es bei den Miethäusern ungebrochen stark. «Im aktuellen Umfeld mit hohen Preisen und wachsenden Leerständen erhöht sich das Risiko von Preiskorrekturen und allfälligen Kreditausfällen markant.»

Konservativere Kriterien
Um die Banken gegenüber Verlusten im dem Segment besser zu wappnen, wären für Branson «konservativere» Kriterien bei der Kreditvergabe etwa bezüglich der Belehnung oder der Amortisation der Kredite besonders effektiv. «Eine wirksame Anpassung der Selbstregulierung wäre sehr zu begrüssen», sagte er.

Die Alternative dazu wäre eine Verschärfung der Eigenmittelverordnung mit Blick auf Mietliegenschaften. Dann müssten Hypothekarkredite für Renditeimmobilien von den Banken stärker mit Kapital unterlegt werden als für selbstbewohntes Wohneigentum. Diese strengere Risikogewichtung entspreche auch den neusten internationalen Standards, betonte Branson.

Die Schweizer Banken sind sich der Problematik bewusst: Bereits vor rund zwei Wochen hatte die Schweizerische Bankiervereinigung angekündigt, die Selbstregulierung im Bereich der Renditeliegenschaften möglicherweise zu verschärfen und dazu eine Arbeitsgruppe einzusetzen.

Höhere Risiken
Auch die jüngsten Stresstests der Finma bei 18 Banken hätten gezeigt, dass Renditeliegenschaften im Fokus der Aufsichtstätigkeit stehen müssten, betonte Branson gestern: Im Vergleich zu früheren Tests habe sich das Risikoprofil der Banken verschlechtert.

Die Finma erhebe derzeit bei verschiedenen Banken Kapitalzuschläge wegen erhöhter Risiken im Hypothekarbereich, zudem habe sie bei diversen Instituten Anpassungen für deren interne Berechnungsmodelle festgelegt. «Insgesamt gelten bei elf Banken erhöhte Kapitalanforderungen von über vier Milliarden Franken.» awp

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Ermittlungen zu Dankse-Bank-Fall
Die Finma ist auch im Geldwäschereifall der Danske Bank aktiv. Zudem sieht sie sich die jüngsten Kreditvergaben der Grossbanken UBS in Papua Neuguinea und der CS in Mosambik an.
Im Geldwäschereifall der Danske Bank gehe es vor allem darum, auf Basis der aus Dänemark erhaltenen Daten Geldströmen durch die Schweiz nachzugehen, sagte Branson. Man wisse noch nicht, ob es Handlungsbedarf gebe. Im Zusammenhang mit einer Kreditvergabe von 2 Milliarden Dollar wurden in Mosambik fünf Personen wegen Korruption und Geldwäscherei angeklagt. Bezüglich der Kreditvergabe der UBS in Papua Neuguinea war bereits früher bestätigt worden, dass die Finma in Kontakt mit der UBS  sei. Bei der Affäre geht es um einen offenbar nicht regulär vergebenen Kredit über 1,2 Milliarden Dollar. awp

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