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Beschäftigung

Franken beginnt zu wirken

Im Januar ist die Arbeitslosenquote grossteils stabil geblieben. Unternehmen wollen aber vermehrt wegen der Frankenstärke Kurzarbeit einführen.

Im Winter herrscht auf Baustellen (hier die Esplanade in Biel)weniger Betrieb. Deswegen steigt jeweils die Arbeitslosigkeit in der Baubranche aus saisonalen Gründen. copyright: peter samuel jaggi/bieler tagblatt

Tobias Graden

Der Schock der Frankenaufwertung nach dem Ende der Mindestkurspolitik der Schweizer Nationalbank sitzt noch tief. Verglichen mit dem Dezember ist der Schweizer Franken um gut 15 Prozent aufgewertet, was die Exportwirtschaft vor grosse Herausforderungen stellt.
In der Arbeitslosenstatistik ist dieser Aufwertungsschock jedoch noch nicht ablesbar. In der Stadt Biel hat die Arbeitslosenquote im Januar nur leicht zugenommen, um 0,1 Prozentpunkte. Insgesamt waren 586 Frauen und 879 Männer als arbeitslos gemeldet, was einer Quote von 5,7 Prozent entspricht. Das ist zwar deutlich höher als der Vorjahresdurchschnitt (1313 Personen, 5,1 Prozent Arbeitslosenquote), bedenkt man jedoch den Effekt des Sputnik-Konkurses, fällt der Anstieg im Vergleich mit dem Vorjahresmonat moderat aus (Januar 2014: 1382 Personen, Quote 5,4 Prozent).


Anstieg folgt später


In der Region zeigt sich ein ähnliches Bild (vgl. Infobox):Im Berner Jura stieg die Arbeitslosenquote zwar um 0,2 Prozentpunkte an, in der Region Grenchen sank sie dagegen leicht.
Für den ganzen Kanton Bern stieg tdie Arbeitslosenquote von 2,6 auf 2,7 Prozent. Insgesamt waren 14 609 Personen arbeitslos gemeldet, 181 mehr als im Monat zuvor. Dieser Anstieg sei hauptsächlich auf saisonale Effekte zurückzuführen, teilte die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern gestern mit. Dafür typisch ist denn auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Baugewerbe. Diese Branche hatte wie aus dem gleichen Grund der Personalverleih («sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen») den grössten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermelden.
«Ein allfälliger Aufwertungsschock wird in der Arbeitslosenstatistik erst mit Verzögerung abgebildet sein», sagt Remo Frei, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Arbeitsvermittlung beim Beco Berner Wirtschaft. «Gestützt auf die Einschätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft gehen wir aber davon aus, dass die Arbeitslosigkeit im Lauf des Jahres zunehmen wird.»


27 Gesuche aus der Region


Klar ablesbar ist die Frankenaufwertung aber in der Zahl der eingegangenen Gesuche um Kurzarbeit. Beim Beco sind im Januar 41 Gesuche eingegangen, sie betrafen 608 Beschäftigte. Zwar hatten im Dezember mehr Unternehmen ein Gesuch eingereicht (45, 466 Beschäftigte), doch verdeutlicht der Vergleich mit dem Januar 2014 den Anstieg: Damals waren es laut Frei bloss 26 Gesuche.
Am 27. Januar hatte Bundesrat Johann Schneider-Ammann die Frankenstärke als Begründung für Kurzarbeit bei Arbeitsausfall bewilligt. Von dieser Möglichkeit machen die Unternehmen nun Gebrauch:Von den 50 Berner Firmen, die bis am Montag, 9. Februar, ein Gesuch gestellt haben, begründeten dies 27 mit dem starken Franken. Davon stammen 17 aus der Region Biel-Seeland-Berner Jura.


Heikel wird’s im Frühling


In der ganzen Schweiz waren Ende Januar 150946 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren eingeschrieben. Die Arbeitslosenquote stieg leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist die Arbeitslosigkeit aber leicht gesunken.
Yves Flückiger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Genf, sagte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, trotz der Möglichkeit von Kurzarbeit und trotz des durch die verbilligten Importe begünstigten privaten Konsums könne die konjunkturelle Lage sehr «delikat» werden. Der saisonale Rückgang der Arbeitslosigkeit im Frühjahr könnte entfallen.   

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