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Berner Unternehmen

«Geht nicht ums Überleben»

Nach dem Nationalbank-Entscheid ist Kurzarbeit für die einen noch ein «Horrorszenario». Bei anderen wird es bereits einschneidend.

Emch-Geschäftsführer Bernhard Emch in der Werkstatt im Westen Berns. Der Aufzugsproduzent bleibt auch in der Eurokrise gelassen, Bild: Stefan Anderegg

von Tobias Habegger

Die Emch Aufzüge AG aus dem Westen Berns produziert Aufzüge. Ihre Produkte haben sich durch den tiefen Eurokurs für Kunden im Ausland verteuert. Es werde Frühling, bis man sehe, wie viele Aufträge deshalb ausblieben, sagt Geschäftsleiter Bernhard Emch auf Anfrage dieser Zeitung. Der Exportanteil betrage nur etwa 10 Prozent. «Das Überleben unserer Firma hängt nicht vom Euro ab.» Aufträge aus dem Ausland seien zwar schön für das Prestige. «Aber es ist nicht das Segment, in dem bei uns die Musik spielt», sagt Bernhard Emch.

Im primär wichtigen Schweizer Markt rechnet der Geschäftsleiter sogar mit Preissenkungen, da seine Firma einzelne Komponenten aus dem Euroraum beziehe und dabei selber vom tiefen Wechselkurs profitiere. «Allerdings haben wir derzeit noch genügend «schlechte» Euros in der Kasse, sodass wir momentan beim Einkauf kaum Vorteile durch den tiefen Kurs erzielen.» Es dürfte Sommer werden, bis die Emch AG erstmals etwas davon spürt. «Natürlich würden wir diese Preisvorteile an die Kunden weitergeben», sagt Bernhard Emch. Da die komplette Herstellung der Aufzüge in Bern stattfindet, wird dies aber kaum mehr als 3 Prozent auf den Gesamtpreis ausmachen.

Flexibler als die Konkurrenz
Der Lifthersteller aus Bern-West ist Preisdruck seit langem gewohnt. Er steht im Konkurrenzkampf mit internationalen Grossfirmen, die im Ausland günstiger produzieren. «Die Aufzüge von Grossfirmen sind im Standardsegment über 20 Prozent günstiger als unsere», sagt Bernhard Emch. «Wir aber können besser auf die Bedürfnisse des Kunden eingehen, weil unser Produkt nicht standardisiert ist.» Die Emch AG kann die Lieferung auch zu einem späten Zeitpunkt noch anpassen, etwa eine Klimaanlage einbauen oder die Farbe ändern. «Wenn aber ein Standardlift einmal gekauft ist, dann ist er gekauft. Dann kann man nur noch verbunden mit hohen Kosten etwas ändern», betont Bernhard Emch.

Schrumpfende Volumen
Mehr Sorgen als die Preispolitik und der tiefe Eurowechselkurs bereitet dem Emch-Chef die Entwicklung in der Baubranche. Das Baugewerbe schaut auf gute Jahre zurück mit vollen Auftragsbüchern. «Doch nun rechnen wir mit schrumpfenden Volumen», sagt Emch. Volksentscheide und psychologische Abstimmungsdebatten in der Schweiz hätten der Branche geschadet. Der EmchChef erwähnt die Zweitwohnungs- und die Masseneinwanderungsinitiative.

Aber auch der Versuch, die Pauschalbesteuerung abzuschaffen, habe sich negativ auf das Baugewerbe ausgewirkt. «Reiche Ausländer überlegen sich nun stärker, ob sie ihre Villa noch in der Schweiz bauen wollen.» Denn sie hätten Vertrauen in den Standort Schweiz verloren. Das Land strahle nicht mehr die gleiche Attraktivität aus auf reiche Ausländer wie noch vor fünf Jahren, sagt Bernhard Emch. «Doch das sind potenzielle Kunden von uns. Die bestellen für ihre Villa einen schönen Lift.»

Die Emch AG hat sich auf mögliche Volumenrückgänge vorbereitet. «Wir werden versuchen, mit natürlichen Abgängen darauf zu reagieren», sagt der Geschäftsführer. Kurzarbeit allerdings wäre für ihn «ein Horrorszenario». Sollte das Bauvolumen langfristig zurückgehen, müsste die Firma die Kostenstruktur weiter anpassen. Wachstum ist zurzeit kein Thema. «Doch die Produktion ins kostengünstige Ausland zu verschieben, bleibt ein No-go», sagt Bernhard Emch bestimmt.

 

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