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«Global wettbewerbsfähig bleiben»

Verwaltungsratspräsident Alexander von Witzleben sieht durch die Annahme der Abzocker-Inititative keine Wettbewerbsnachteile für die Schweiz – und eine weiterhin positive Konjunktur in den USA.

Verwaltungsratspräsident Alexander von Witzleben: «Amerika agiert letzten Endes doch vernünftig.» Bild: zvg

Interview: Tobias Graden

Herr von Witzleben, was halten Sie von der Annahme der Abzockerinitiative, auch aus Ihrer Sicht als Deutscher?
Alexander von Witzleben: Mir war klar, dass die angenommen wird, ich wäre sogar eine Wette eingegangen auf die Höhe des Ja-Stimmen-Anteils. Ich pendle viel zwischen den Märkten Schweiz und Deutschland, und diese Diskussionen werden in beiden Ländern stark geführt. Was in der Schweiz 14 Tage vor der Abstimmung passiert ist (die Vorkommnisse bei Novartis, Anm. d. Red.), hat der Initaitve natürlich auch geholfen.

Was ändert sich für Feintool?
Im Wesentlichen ändern zwei Dinge: Erstens soll der Verwaltungsrat jährlich neu gewählt werden. Das ist bei uns seit Jahren der Fall. Zweitens muss man der Generalversammlung die ganze Vergütung des Managements und des Verwaltungsrats erklären. Im Rahmen des Vergütungsberichtes leisten wir das auch bereits seit Jahren.

Die Generalversammlung muss nun aber darüber befinden.
Genau. Doch wir berichten seit Jahren, jetzt müssen die Aktionäre eben noch zustimmen. Aber die Publikation ist für uns nicht neu.

Es gibt Stimmen, die sagen, mit der Annahme der Abzockerinitiative entstünden Wettbewerbsnachteile für die Schweiz. Sehen Sie das auch so?
Nein. Die Aktionäre entscheiden, und das ist auch richtig so. Zudem sieht man zunehmend auch bei Grosskonzernen, dass Gehaltsexzesse auf freiwilliger Basis eingeschränkt werden. Der Chef von Volkswagen hat freiwillig vorgeschlagen, sein Gehalt zu kürzen. Die gegenwärtigen Diskussionen werden sicher teilweise zu einem Umdenken führen, ich denke nicht, dass dies nachteilig ist für die Schweiz.

Allerdings stehen bald weitere Punkte auf der politischen Agenda, Stichwort 1:12-Initiative.
Das führt zu weit. Sie sehen das bei Feintool im kleineren Rahmen, aber auch bei vielen weiteren Schweizer Konzernen: Man hat den überwiegenden Teil des Geschäftes im Ausland, muss global agieren und global wettbewerbsfähig sein. Mit der 1:12-Initiative würden Wettbewerbsnachteile entstehen. Doch was jetzt kommt, ist beherrschbar und im Rahmen des politischen Kontextes in Ordnung.

Feintool sieht in naher Zukunft Risiken in Südeuropa, für die USA geben Sie sich sehr zuversichtlich. Wie sehen Sie dort die Risiken? Es gibt Befürchtungen, wonach die beschlossenen Haushaltskürzungen die Konjunktur abwürgen könnten.
Ich glaube, dass in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Die Erfahrung zeigt, dass Amerika letzten Endes doch vernünftig agiert. Zudem: Die Amerikaner können dank der Schiefergasvorkommen ihre Energiekosten enorm senken. Der Gaspreis liegt in den USA zurzeit bei 20 Prozent des Preises in Mitteleuropa. Das gibt der Volkswirtschaft der USA Vorteile bei den Energiekosten über Jahrzehnte. Das wird einen enormen Boom auslösen, es wird auch eine gewisse Reindustrialisierung geben. Bereits werden etwa Chemiefirmen, die zuletzt nicht mehr wettbewerbsfähig waren, wieder in Betrieb genommen. Das halte ich für den viel interessanteren Faktor für die US-Wirtschaft in den nächsten Jahren als diese Budgetdiskussion. Dass die USA zu viele Schulden haben und da was unternehmen müssen, ist eh klar.

Die IMA passt eigentlich nicht mehr in die Feintool-Struktur, schreibt zurzeit aber gute Gewinne. Was passiert mit ihr mittelfristig?
Ich kann mit der IMA sehr gut leben, wenn sie so grosse Freude macht wie jetzt. Sollte es eines Tages jemanden geben, der ein besserer Eigentümer ist als wir und ein attraktives Angebot macht, werden wir uns das genauer ansehen. Doch es ist ein gutes Unternehmen, es läuft gut, es macht Spass – im Moment wird es bei uns bleiben.

Ein Verkauf wäre zum Zeitpunkt, da es der IMA gut geht, aber einfacher.
Das stimmt. Wir wollten in den letzten Jahren eine klare Fokussierung hinbekommen und haben dies zu 90 Prozent erreicht. Mit den letzten zehn Prozent lassen wir uns ein bisschen Zeit, wir haben keine Not.

Sie haben in der Präsentation erwähnt, dass Grossaktionär Michael Pieper seinen Anteil an Feintool von heute 80 Prozent dereinst reduzieren dürfte. Kennen Sie den Zeitrahmen dafür?
Die Situation ist zurzeit nicht ideal: Wir haben die Lasten eines börsenkotierten Unternehmens, aber einen Streubesitz von nur zehn Prozent. Wann Herr Pieper diese Entscheidung fällen wird, kann ich aber nicht sagen. Ich glaube aber nicht, dass wir hier von zehn Jahren sprechen.

 

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