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Mikron

Herr Lanz stimmt gegen sich selber

Die Minder-Initiative zeitigt seltsame Blüten, dies ist gestern an der Generalversammlung der Mikron deutlich geworden. Das Unternehmen selber hat ein durchzogenes Jahr hinter sich.

Heinrich Spoerry, Verwaltungsratspräsident von Mikron. copyright: tanja lander / bieler tagblatt

tg. Urs Lanz ist Fürsprecher und Notar. Als solcher nimmt er auch an Generalversammlungen börsenkotierter Unternehmen teil. Lanz fungiert als so genannter unabhängiger Stimmrechtsvertreter: Er vertritt jene Aktionäre, die nicht persönlich an einer GV teilnehmen. Unabhängige Stimmrechtsvertreter sorgen immer wieder für Witzeleien, weil sie jeweils für Zustimmung, Ablehnung und Enthaltung die Hand erheben und dabei nicht selten als einzige im Saal die Minderheitsposition vertreten. An der gestrigen Generalversammlung der Mikron im Bieler Kongresshaus wohnte dem Schauspiel eine noch eigentümlichere Note inne: Im Traktandum 6, Wahl des unabhängigen Stimmrechtsvertreters, hob Urs Lanz auch die Hand – und vertrat als Aktionärsstimmen gegen sich selber.


Prospektiv abstimmen
Mehrmals sagt Mikron-Verwaltungsratspräsident Heinrich Spoerry: «Das haben wir Herrn Minder zu verdanken.» Hintergrund der beschriebenen Szene ist nämlich die Minder-Initiative. Unter die Stärkung der Aktionärsrechte fällt nun auch die Wahl des unabhängigen Stimmrechtsvertreters.
Nach Annahme der Initiative ist die «Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften (VegüV)» in Kraft getreten. Aufgrund dieser hat die Mikron ihre Statuten überarbeitet. In einem der wichtigsten Punkte, der Abstimmung über die Vergütungen für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung, geht Mikron den Weg der «prospektiven Abstimmung»: Ab 2015 stimmen die Aktionäre an der Generalversammlung über das maximale Kostendach der Vergütungen ab, über den konkreten Vergütungsbericht, der die Gehälter im Einzelnen offenlegt, wird dann jeweils rückblickend konsultativ abgestimmt.


Verluste in Berlin
Die Mikron-Aktionäre, von denen im Kongresshaus 80 persönlich anwesend waren, haben jedenfalls alle Anträge des Verwaltungsrates grossmehrheitlich angenommen. So genehmigten sie auch die Ausschüttung einer Dividende von 0.10 Franken pro Aktie. Diese liegt um einen Drittel tiefer als letztes Jahr. Allerdings hat das Unternehmen auch ein durchzogenes 2013 hinter sich, wofür neben eines teilweise schwachen Investitionsumfelds auch «selbst verursachte Probleme» verantwortlich waren, wie Spoerry und auch CEO Bruno Cathomen selbstkritisch einräumten. Insbesondere die Verluste bei einem Projekt für einen Grosskunden der von Feintool übernommenen heutigen Mikron Berlin sowie Wertberichtigungen auf übernommene Patente hätten das Jahr «verhaglet», wie der Verwaltungsratspräsident sagte, die EBIT-Marge fiel darum unbefriedigend aus. Angesichts der guten Auftragslage und der grossen Nachfrage besonders aus der Pharma- und Medizinalgeräteindustrie zeigt sich Mikron aber zuversichtlich für die Zukunft.

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