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Tornos

Hoffnung trotz schlechten Nachrichten

Nach dem Ende des Konsultationsverfahrens bei Tornos gibt es eine gute Nachricht: Zwar werden 225 Stellen gestrichen, Entlassungen gibt es aber lediglich 147. Zudem ist die hausinterne Job-Börse ein Erfolg.

  • 1/11 Tornos-Kader (von links): Patrick Gérard Köppe, Head of Marketing, Michael Hauser, CEO, Pierre-Yves Mueller, COO. Bild: Olivier Gresset
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LOTTI TEUSCHER


Zehn Jahre Jahre ist es her, da standen vor dem Maschinenhersteller Tornos über 300 weisse Kreuze, ein einprägsames Bild, das an einen Soldatenfriedhof erinnerte. Organisiert hatte die Kreuze die Gewerkschaft Unia, jedes stand für einen entlassenen Mitarbeiter.

Jetzt kommt es bei Tornos wieder zu einer Massenentlassung: 225 Stellen werden in Moutier und La Chaux-de-Fonds abgebaut. Doch dieses Mal werden die Mitarbeiter nicht gedankenlos auf die Strasse gestellt. Während des Konsultationsverfahrens, das bis letzten Freitag dauerte, konnte für 27 Stellen eine andere Lösung gefunden werden. Weitere Entlassungen werden durch Pensionierungen und Frühpensionierungen vermieden.

Jetzt sind es noch 147 Kündigungen, die ausgesprochen werden müssen, 16 davon bei Almac in La Chaux-de-Fonds.

Am runden Tisch den Medien gegenüber sitzt Michael Hauser, CEO von Tornos; er hat früher Mikron durch manchen Sturm geführt. Links von Hauser sitzt Pierre-Yves Mueller, der COO, meist ist er es, der spricht. Immer mit gedämpfter Stimme. Den beiden Kaderleuten ist unschwer anzusehen, dass es für sie eine Last ist, Tornos zu restrukturieren.

Schwere Tage für Belegschaft

Ist es zur Massenentlassung gekommen, weil zu lange Auftragseinbrüche mit Kurzarbeit überbrückt wurden? «In Ihrer Frage steckt bereits die Antwort», sagt Mueller. Hauser spricht während der Medienkonferenz nicht viel. Danach wird er der BT-Journalistin erklären, dass die Tiefe der Eurokrise nicht voraussehbar war, und auch nicht, dass sich die EU-Staaten so lange nicht erholen würden. Denn die EU ist trotz aller Anstrengungen der Schweizer Maschinenindustrie, neue Märkte zu erschliessen, noch immer der wichtigste Handelspartner.

Heute und morgen werden für alle Tornos-Mitarbeiter schwierige Tage sein. Denn dann erfährt die Belegschaft, wer entlassen wird und wer weiterarbeiten darf. Einer nach dem anderen wird in die Büros der Kaderleute gerufen; auch für diese dürften diese Tage hart werden.

Dennoch scheinen die Mitarbeiter von Tornos gelassen. Sie diskutieren gemäss Mueller zwar etwas öfter, aber sie streiken nicht, sie leisten gute Arbeit. Gestern, als die Personalkommission ihnen mitteilte, dass es weniger Kündigungen als erwartet geben wird, haben sie sogar kurz geklatscht. «Wir gehen respektvoll mit den Mitarbeitern um und informieren so transparent als möglich», sagt Mueller.

451 neue Stellen

Hinzu kommt, dass es für die Entlassenen auch eine gute Nachricht gibt. Die Geschäftsleitung hat bei Auftragnehmern, Lieferanten und Kunden nachgefragt, ob sie Stellen zu besetzen haben. Und zugleich erfahren, dass es trotz Krise bei Tornos bei keinem Zulieferanten zu Entlassungen kommt.

Die Mühe hat sich gelohnt: Ganze 451 freie Stellen wurden gemeldet. Alle, welche die Kündigung erhalten, bekommen zugleich einen Zugangscode für die Stellenbörse. Die anderen nicht. Denn das «Syndrom der Überlebenden» ist ein bekanntes Phänomen: Kommt es in einem Unternehmen zu Entlassungen, sind die Verbliebenen verunsichert und suchen ebenfalls nach einer neuen Stelle.

Werden somit die meisten rasch eine neue Arbeit finden? «Wir vermitteln nur. Die Mitarbeiter müssen sich selber verkaufen, und unsere Partner sind frei, wen sie einstellen wollen», sagt Mueller vorsichtig.

Der formelle Teil der Medienkonferenz ist vorüber, plötzlich überzieht ein Strahlen Hausers soeben noch ernstes Gesicht. «Wir haben sehr gut qualifizierte Leute. Ich bin überzeugt, dass mehr als die Hälfte der Entlassenen sofort eine neue Stelle finden werden!»


Massenentlassung

2002 kam es bei Tornos zu einer Massenentlassung. Insgesamt 310 der damals 900 Mitarbeiter mussten damals gehen, also mehr als jeder Dritte. Bis September 2012 konnten dank Kurzarbeit weitere Massenentlassungen vermieden werden. Tornos ist der grösste Arbeitgeber im Berner Jura.

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