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Tornos

Hohe Verluste wegen Umstrukturierung

Der Maschinenhersteller aus Moutier hat auch im vergangenen Jahr hohe Verluste hinnehmen müssen. Die seit 2012 umgesetzte strategische Neuorientierung zeitigt aber bereits Früchte.

Michael Hauser, CEO von Tornos, glaubt, nun gut gerüstet zu sein für die Zukunft. Bild: Stéphane Gerber

Philippe Oudot

Der Drehmaschinenhersteller Tornos hat ein schwieriges Jahr 2013 hinter sich. Der Nettoverlust von 45,6 Mio. Franken ist doppelt so hoch wie im Geschäftsjahr 2012.

Gestern hat der Verwaltungsratspräsident François Frôté den Geschäftsbericht in der Zürcher Börse vorgelegt. Er bezeichnete das Jahresergebnis als «sehr schlecht». Zwei entscheidende Faktoren haben das Geschäftsjahr 2013 der Tornos-Gruppe geprägt: einerseits das nach wie vor schwierige makroökonomische Umfeld, das die Ergebnisse der Gruppe belastete und andererseits die im Herbst 2012 eingeleitete und im Jahr 2013 weitgehend umgesetzte strategische Neuorientierung der Gruppe.

Wegen der Umstrukturierung umfasst der Reinverlust von über 45 Mio. Franken ausserordentliche Aufwendungen von 28,3 Mio. Franken. Diese ergeben sich aufgrund der Straffung des Produktportfolios, der Veräusserung der Aktivitäten von Cyklos (Oberflächenbehandlung), der Optimierung des Vertriebsnetzes sowie der Anpassung des Unternehmens. Ebenso wurden Wertberichtigungen vorgenommen und aktive latente Steuern abgeschrieben. «Wenn wir diese ausserordentlichen, nicht wiederkehrenden Verluste ausser Acht lassen, schliesst die Erfolgsrechnung mit einem Reinverlust von 19 Mio. Franken ab», sagte Frôté.

 

Nicht nur Hightech

Auch wenn Tornos noch nicht ganz auf Erfolgskurs liegt, gab sich der Verwaltungsratspräsident zuversichtlich. Die schmerzhafte aber notwendige strategische Neuorientierung, die 2012 in Angriff genommen wurde, hat markttechnische Gründe. «Unsere bisherige Positionierung im Hightech-Segment war mit Blick auf die Märkte nicht mehr Erfolg versprechend. Nun wollen wir überall das zur Verkaufsregion passende Qualitätsprodukt mit dem dazugehörenden guten Service anbieten», so Frôté.

Die Tornos-Gruppe hat ihren Stammsitz in Moutier redimensioniert, dafür aber zwei neue Standorte in Asien eröffnet. Dort werden Maschinen im Standard- und mittleren Produktsegment gefertigt. Diese Umstellung hat das Geschäftsergebnis von 2012 und 2013 schwer belastet. Dennoch konnte Tornos einen bescheidenen Cashflow von 1,5 Mio. Franken ausweisen.

 

Ende des Tunnels

Der Verwaltungsratspräsident stellte fest, dass die tiefgreifende Umstrukturierung bereits heute Früchte zeitige: «Wir haben beachtliche Fortschritte unter schwierigen Bedingungen erzielt.» Heute ist Tornos in der Lage innovative Maschinen für das Standard-, das mittlere und das Hightech-Segment zu liefern. Offenbar hat das bernjurassische Unternehmen damit ins Schwarze getroffen, denn die neuen Produkte stossen weltweit auf grosses Interesse. Immerhin erwirtschaftet Tornos mit diesen Maschinen bereits einen Drittel seines Umsatzes.

Frôté nannte als Beispiel die Modellreihe Multi Swiss, deren Verkaufszahlen von 12,8 Mio. im Jahr 2012 auf 21,3 Mio. Franken im vergangenen Jahr gestiegen sind. Auch die Verkäufe der Swiss ST, die in Taiwan montiert wird, stiegen im selben Zeitraum von 1,8 auf 8 Mio. Franken. «Im vierten Quartal von 2013 war die Erfolgsrechnung von Tornos praktisch ausgeglichen», freute sich der Verwaltungsratspräsident. Er wies darauf hin, dass seine Firmengruppe über eine solide Finanzierung verfüge, die nicht von Geschäftsbanken abhängig sei. Dafür stünden die beiden Hauptaktionäre von Tornos, Walter Fust (42,9 Prozent Kapitalanteil) und Michel Rollier (14,4 Prozent).

Obwohl sich der Nebel stetig lichte, stellte François Frôté mehrere Schwachpunkte fest, die nun rasch verbessert werden sollen. So bezeichnete er die Produktivität am Standort Moutier als «ungenügend».

Gleiches gilt für die Verkaufstätigkeit, die ebenfalls als «ungenügend» eingestuft wurde. Als dritten Mangel nannte Frôté den Kundendienst, der noch Optimierungsbedarf aufweise, «weil nicht alle Möglichkeiten genutzt» würden.

Vor einem Jahr waren die geschäftlichen Aussichten so düster, dass Tornos auf eine Prognose für 2013 verzichtete. Heute geht der Verwaltungspräsident davon aus, dass die Lancierung neuer Produkte und die Straffung aller Prozesse «zu einer ausgeglichenen Erfolgsrechnung im laufenden Jahr führen wird».

Tornos-Geschäftsführer Michael Hauser stellte an der gestrigen Konferenz die sechs strategischen «Achsen» vor, die bis 2017 umgesetzt werden sollen.

Die wichtigste Stossrichtung umfasst die Internationalisierung der Geschäftstätigkeit. Tornos verfügt nun über vier Produktionsstandorte: Moutier, La Chaux-de-Fonds (Almac SA), Taichung (Taiwan) und Xi'an (China). Dazu kommen 15 Verkaufs- und Servicestellen. Die Fabrik in Taichung produziert im Jahr 200 Maschinen des mittleren Segments (Swiss ST 26). Mit dem Aufbau der taiwanesischen Firma konnte Tornos die Partnerschaft mit dem japanischen Unternehmen Tsugami, welches zugleich ein Konkurrent der Schweizer war, auflösen. Das Tornos-Werk in Xi'an hat Ende 2013 seine ersten Maschinen vom Typ CT 20 ausgeliefert. Die jährliche Produktionskapazität liegt bei 800 Einheiten.

 

Schmerzhafte Eingriffe

Hauser zeigte sich erfreut über den Erfolg des Modells Multi Swiss, das in der Schweiz hergestellt wird. Der Drehautomat wird vor allem in der Automobiltechnik eingesetzt und wurde bereits über 100 Mal geliefert. Auch die Eco Deco 32, die für die Bedürfnisse der Medizintechnik entwickelt wurde, verkauft sich bestens. Das Gleiche gilt für die Swiss Nano, die sich in der Uhrenbranche sehr gut behauptet.

Die anderen fünf Stossrichtungen lauten gemäss Geschäftsbericht: Erhöhung der Flexibilität, Wachstum dank Innovationsfähigkeit, Erhöhung der Erträge aus Servicetätigkeiten, operative Exzellenz sowie die Einführung spezifischer Lösungen für anvisierte Marktsegmente.

Michael Hauser unterstrich in seinem Referat, dass die Umstrukturierung zwar schmerzhaft aber notwendig war. Er ist trotz des schlechten Ergebnisses von 2013 überzeugt, dass Tornos nun gut für die Zukunft gerüstet ist.

 

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