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Biel

Holzinnovation für Biel und Swatch

Ein Gebäude dient immer einer Nutzung. Architekt Shigeru Ban hat für Swatch einen neuen Firmensitz entworfen. Doch statt reiner Zweckerfüllung widerspiegelt die Architektur die Wesenszüge der Uhrenmarke. Sagt Bauherr Nick Hayek.

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Nandita Boger


«Dies ist das erste Mal, dass wir jemanden in das Innere des Gebäudes lasssen», sagt Nick Hayek vor versammelter Uhrenpresse. Für die Lancierung einer Weltneuerung für mechanische Uhrwerke wählt der Firmenchef bewusst den neuen Hauptsitz in Biel. Dieses Gebäude verkörpere die Essenz von Swatch, sagt er. Beide seien Symbol für Innovation. Zwar ist der Bau noch nicht ganz fertig, die offizielle Eröffnung ist erst in drei Monaten. Doch der Werbefilm, der die neue Uhr vorstellt, spielt in dem Neubau. Magisch schwebt die Uhr vor rhombenförmiger Holzstruktur, unverkennbar sind es die Formen der «Schlange» von Biel. Wo, wenn nicht hier, hätte die Pressekonferenz stattfinden sollen.


Heute gehe es nicht um das Gebäude, sagt Hayek. Und kann doch nicht verhindern, dass sich Fotografen und Journalisten den Hals verrenken, um die gewölbte  Decke aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Die Eingangshalle erstreckt sich bis unter das Dach. Sie erinnert an das Centre Pompidou in Metz, ein 2010 eingeweihtes Kunstmuseum. Sicher ist dieses auch Vorbild gewesen für den Entwurf. Immerhin hat der japanische Architekt Shigeru Ban schon für den Holzbau in Metz mit der Fachhochschule in Biel zusammengearbeitet. Die weltweite Bedeutung des Fachbereichs Holz der BFH habe ihn beeindruckt, sagt er anlässlich der Präsentation des Wettbewerbsprojekts 2013. Er habe Biel ein Zeichen setzen wollen mit seinem Entwurf für Swatch.


Die grosse Neuerung beim Museum von Metz waren in zwei Richtungen gebogene Holzbinder, die wie bei chinesischen Strohhüten geflochten wurden und sechseckige Muster ergaben. Diese Innovation kommt im Swatchgebäude ebenfalls zur Anwendung, nur dass hier die Struktur rhombenförmig statt wabenförmig ist. Das Problem bleibt das Gleiche: die freie Form der Aussenhaut lässt sich nicht mit Geschossdecken füllen. In Metz steht ein geschlossener Kubus innerhalb der poetischen Struktur, ragt teilweise sogar daraus hervor. Die darin untergebrachten fensterlosen Räume lassen zwar ungstörten Kunstgenuss zu, von der Holzkonstruktion spürt man jedoch wenig. Anders beim Neubau in Biel. Die Büroarbeitsplätze brauchen Tageslicht. Die äussere Hülle und das Innere sind im Dialog. Die Struktur enthält Öffnungen, welche die Räume erhellen und Ausblicke nach draussen freigeben


Doch zurück zur Lobby. Futuristisch hebt sich der gläserne Liftturm und die Treppe vom warmen Holz ab. Zurückhaltend in hellem Naturton sind auch die Bodenplatten. Die  Ausfachung der Holzstruktur erzeugt grafische Muster und eine beinahe sakrale Stimmung. Ausschnitte der Stadt und des Jura sind zu sehen. Dies ist ein Ort für grosse Veranstaltungen.


In den oberen Geschossen wechseln sich moderne Bürolandschaften und Veranstaltungsräume ab. Die Präsentation der «Flymagic» findet in der obersten Etage statt. Hier kommt die Holzstruktur der Decke voll zur Geltung, hell und luftig wirkt der Raum. Die Böden sind belegt mit pflegeleichtem und schallschluckendem hellgrauem Kugelgarnteppich.

 

Das Farbkonzept für die Möblierung besteht aus den Primärfarben rot, blau und gelb in pastelligen und doch kräftigen, an das Bauhaus erinnernden Tönen. Etwas verloren wirken die Arbeitstische in dem hallenartig hohen Raum, wenig Privatsphäre werden die Mitarbeitenden hier haben. Von der obersten Etage wird jeder Platz einsehbar. Abhilfe schaffen vielleicht die Sofas mit wandartig überhöhten Rücken- und Seitenlehnen. Hier würde man gerne arbeiten.

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