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Biel

Kein Werkstoff zu hart, keine Verzahnung zu kompliziert

Die Firmengruppe Diametal stellt Schleif- und Schneidewerkzeuge für die Bearbeitung ultraharter Metalle her. Nach einer Neuausrichtung etabliert sich das Bieler Unternehmen als globaler Player.

Beat Kaufmann steht seit 2019 auf der Kommandobrücke von Diametal AG. Bild: Stéphane Gerber

Philippe Oudot/pl

Diametal AG blickt auf 85 Jahre Erfahrung in der Herstellung von Schleif- und Zerspanungswerkzeugen zurück. Das 1936 gegründete Bieler Unternehmen wird seit 2019 von Beat Kaufmann geleitet. Der neue Geschäftsführer verfügt über eine langjährige Expertise im Werkzeugbau, in der Forschung und Entwicklung und im Verkauf. Auf Kaufmann wartete eine anspruchsvolle Aufgabe, denn der Verwaltungsrat betraute ihn mit der Integration der SCT-Gruppe (BTBienne-Malesani), einer Firma, die Diametal ein Jahr zuvor übernommen hatte.

Der Zusammenschluss war mit hohen Investitionen verbunden. Zuerst galt es, die drei Produktionsstätten an einem Standort zu vereinen. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung wurden die komplexen Aktivitäten in drei Geschäftsbereiche gegliedert: Abrasifs (Schleifwerkzeuge), Swiss Cutting Tool (Schneidewerkzeuge) und Wear Parts (Verschleissteile). «Mit dieser Struktur können wir passgenaue Lösungen für unsere Kunden entwickeln», sagt Kaufmann.

Einzigartige Marktposition

Das Geschäft mit Zerspanungswerkzeugen ist hart; neue Anbieter drängen auf den Markt. Aber trotz Gegenwinds hält Diametal AG seine starke Position: «Das Unternehmen verfügt über eine erstklassige industrielle Kompetenz: Schleifwerkzeuge mit Diamant- und Bornitrid-Beschichtung, Schneidewerkzeuge der Spitzenklasse und eine Werkstatt für Schleifarbeiten an ultraharten Werkstoffen verleihen uns eine einzigartige Marktposition», erklärt der Geschäftsführer.

Werkzeuge nach Katalog verkaufen, das könne jeder, sofern der Preis stimme. Da spielt Diametal in einer ganz anderen Liga, denn «wir bieten nicht nur das Produkt an, sondern eine umfassende Lösung für die speziellen Bedürfnisse unserer Partner», unterstreicht Beat Kaufmann.

Eigenes Zentrum

Aus diesem Blickwinkel hat das Unternehmen ein neues Anwendungszentrum eingerichtet, in dem komplette Bearbeitungskonzepte für die Kunden ausgearbeitet werden. Forschungs- und Entwicklungsingenieure entwerfen Werkzeug-Prototypen auf modernsten Maschinen und führen Testläufe an Werkstücken durch. Probleme werden an Ort und Stelle behoben, sodass dem Kunden ein fertiges Modell für die Serienproduktion angeboten wird. «Die globale technische Kompetenz ist unsere Stärke», ergänzt Kaufmann.

Die Diametal-Gruppe beschäftigt 176 Mitarbeitende. Davon arbeiten 118 am Firmensitz in Biel. Dort werden die Schneidewerkzeuge und die Verschleissteile aus ultrahartem Material hergestellt. Am elsässischen Standort Oltingue sind rund 50 Personen in der Produktion von Schleifwerkzeugen angestellt. Daneben umfasst das Unternehmen zwei Handelsfirmen, eine in Italien, die andere in China. Dort kümmern sich je sechs Angestellte um den Verkauf.

Pluspunkt für Diametal

Die Suche von qualifizierten Mitarbeitenden ist eine dauernde Aufgabe in der Industrie. Hier hat Diametal mit einem eigenen Ausbildungszentrum Abhilfe geschaffen: Der Nachwuchs an Polymechanikern und Produktionsmechanikern wird nun unter demselben Dach ausgebildet. «Die Eröffnung unserer Diametal Academy vor einem Jahr ist ein Pluspunkt für die Attraktivität des Unternehmens», bestätigt der Geschäftsführer.

Durch Covid gebremst

Beat Kaufmann hat sich während der Neuausrichtung seiner Firma mit einem neuen Leitungsteam umgeben. Trotzdem hat die Coronapandemie die Umsetzung einiger Projekte gebremst. «Wie fast alle Unternehmen der Branche verzeichneten wir einen starken Umsatzeinbruch im April 2020. Zudem hatten wir interne Schutzmassnahmen gegen die Verbreitung des Virus zu treffen. Dadurch hat unsere Produktion erheblich gelitten», sagt der Geschäftsführer.

Trotzdem musste Diametal im Gegensatz zu anderen Betrieben nie die Lichter löschen. Da die Pandemie zuerst in der chinesischen Niederlassung auftrat, waren die Bieler vorbereitet. Zur Vermeidung von Kontakten wurde in zwei Schichten gearbeitet: Die Hälfte der Belegschaft kam am Morgen, die andere am Nachmittag. Der Lohnausfall wurde durch die Kurzarbeitsentschädigung gedeckt. «Mit dieser Lösung konnten wir unseren Kundendienst aufrechterhalten», freut sich Kaufmann.

Er stellt fest, dass alle Branchen gleichermassen betroffen waren. Die Medizin- und Dentaltechnik hatten im zweiten Halbjahr 2020 als erste wieder angezogen; die anderen Sparten erholten sich ab Herbst. Im Januar 2021 konnte Diametal die Kurzarbeit aufheben.

Definitiv optimistisch

Seit Frühling bestätigt sich die Verbesserung der Nachfrage, die sich im Herbst abgezeichnet hatte. Beat Kaufmann blickt definitiv optimistisch in die Zukunft: «Die Bestellbücher zeigen eine zunehmende Erholung der Wirtschaft in unserer Sparte. Diametal hat neue Produkte entwickelt und gewinnt Marktanteile. Ich bin sehr zuversichtlich.»

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