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Wirtschaft

Mehr Schutz für Uhrenbranche

Einbrüche in Luxusgüterfirmen häufen sich. Gestohlen werden wertvolle Edelmetalle und teure Uhren. Die Kriminellen gehen professionell vor.

Gold weckt Begehrlichkeiten, Bild: ky

LT. «Der Jurabogen ist ein einziger Tresor.» Dies sagt Pascal Lüthy, Fahnder bei der Neuenburger Polizei. Denn bei Uhrmachern, Verarbeitern von Edelmetallen und Bijoutiers finden sich oft Wertsachen in der Höhe von mehreren hunderttausend Franken, manchmal auch in Millionenhöhe.

Das weckt Begehrlichkeiten. Nicht nur bei Diebesbanden, manchmal auch beim eigenen Personal. Anlässlich eines Seminars in Neuenburg wurden die Verarbeiter von Edelmetallen sowie die Hersteller von Uhren und Verkäufer sensibilisiert. Hundert Personen nahmen am Seminar teil, unter ihnen zahlreiche Leute aus dem Seeland und dem Berner Jura. «Die Uhrenbranche ist verletzlich», sagt Fahnder Lüthy. «Die Verantwortlichen müssen sich dessen bewusst werden.»

Überfallen wurde zum Beispiel die Rama Swiss Watch SA aus La Neuveville. «Zum Glück ereignete sich der Überfall am Abend, so kamen zumindest keine Personen zu Schaden», sagt Romain Galeuchet, Verantwortlicher für die Kommunikation der Convention patronale de l'industrie horlogère suisse.

Enormer Verlust

Besonders schlimm hat es hat es vor acht Jahren die Firma Métalor in Neuenburg erwischt: 700 Kilogramm Gold wurden erbeutet. Nach dem Coup wurden mehrere Personen verhaftet, vom Gold fehlt bis heute jede Spur.

Ein Muster lässt sich hinter den Überfällen nicht erkennen: Mal ist der Kanton Neuenburg besonders stark betroffen, mal der Berner Jura und der Jura-Südfuss. In den letzten zwei Jahren konzentrierten sich die Diebe auf den Waadtländer Jura und den Kanton Jura.

Auch bezüglich der Diebe gibt es kein Muster: In einigen Fällen waren Mitarbeiter involviert. Sei es, weil sie Informationen weitergegeben hatten oder selber an den Raubüberfällen beteiligt waren. Überfallen wurden Uhrenhersteller, Edelmetallverarbeiter und Bijoutiers auch von Kriminellen, die eine regelrechte Karriere machten. «Diese werden sehr häufig erwischt», sagt Lüthy. Allerdings meist nicht sofort nach dem Überfall, sondern wenn sie erneut ein Verbrechen begehen. In den Jahren 2008 und 2009 waren im Jura die «Pink Panter» aktiv: Die gleiche Bande, die im Jahr 2008 auch Paul Cézannes Bild «Der Knabe mit der roten Weste» gestohlen hatte, das nun in Serbien wieder aufgetaucht ist. Die Bande ist laut Lüthy bekannt für sehr schnelle, effiziente Überfälle.

Achtung Mitarbeiter

«Die Firmeninhaber müssen sich schützen», sagt Lüthy. Eine einzige Sicherheitsmassnahme genüge nie; für jedes Unternehmen müsse ein massgeschneidertes Sicherheitskonzept erstellt werden. Dazu gehöre, als erstes Schwachstellen zu ermitteln.

Zu einem Sicherheitskonzept gehören Überwachungskameras, Schliess- und Alarmanlagen. Aber auch die Mitarbeiter müssen bei der Eistellung ganz genau überprüft werden; sensible Informationen dürfen nur an wenige, gut ausgewählte Mitarbeiter weitergegeben werden. Denn, wie Lüthy sagt: «An den schlimmsten Diebstählen waren Mitarbeiter beteiligt.»

Mehr zur Uhrenfahndung auf www.trustedwatch.de/community/uhren-fahndung

Der Einbruch:

  • Drei unbekannte Einbrecher haben aus der Uhrenfabrik von Rama Swiss Watch SA in La Neuveville mehrere Dutzend Luxusuhren gestohlen sowie Bargeld.
  • Nach ersten Erkenntnissen brachen die Diebe am 5. Februar 2012 gegen 17.30 Uhr ein, wie die regionale Staatsanwaltschaft und die Berner Kantonspolizei mitteilten.

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