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Kambly

Mehr Spass im Emmental dank deutscher Technik

Wer vor Corona den Fabrikladen von Kambly besuchte, hatte wohl oft ein Ziel: Güetzi probieren. Nun setzt die Traditionsfabrik in Trubschachen auf Spiele und Erlebnis-Installationen.

Nicht nur einkaufen, sondern auch erleben: Das war das Hauptanliegen von Ursula Leuenberger, die den Umbau leitete. Bild: Beat Mathys

Nina-Lou Frey

Zwischen den Regalen des Kambly-Ladens drängen sich Leute aneinander vorbei, stets mit einem Einkaufskorb in der Hand. Darin türmen sich Säcke voller Kekse, die wegen kleiner Mängel im Detailhandel nicht verkauft werden können. Während die Produkte genau begutachtet werden, haben die wenigsten Besuchenden Augen für die Informationstafeln und weiteren Installationen, die sich im hinteren Teil des Ladens befinden.

Der Umbau der Kambly-Erlebniswelt in Trubschachen wurde erst vor Kurzem abgeschlossen. Wegen der Pandemie kam es zu Verzögerungen in den Lieferketten. Bauarbeiter, Malerinnen und weitere Fachleute brachten über Monate die Aufschriften an, installierten Bildschirme und richteten Spiele ein. «Manchmal war es richtig laut», sagt die Projektleiterin Ursula Leuenberger. Trotzdem blieb der Laden samt Café, Confiserie und Backateliers geöffnet.

Für Jung und Alt

Das neue Konzept ziele darauf ab, dass Klein und Gross länger verweilen können und Besucher aus einem weiteren Umkreis nach Trubschachen reisen. «Wir möchten, dass man hier etwas erleben und lernen kann», so die 31-Jährige. Sie steht vor einer Halbkugel, auf die eine Weltkarte projiziert ist.

Ursula Leuenberger hat ihren Arm seitwärts ausgestreckt und angewinkelt. Wenige Sekunden später erscheint auf dem Bild an der Wand ein Händchen. Durchs Öffnen und Schliessen der Hand löst Leuenberger einen Klick aus. Ein Quiz startet. «Es sind Fragen zur Exportgeschichte», verrät die Projektleiterin. Die Technik hinter dem Quiz komme aus Deutschland. «Meines Wissens wird sie in der Schweiz kaum verwendet.»

Einige Meter von der Halbkugel entfernt geht es um Rohstoffe, um jene aus der Region. An der Wand werden verschiedene Lieferanten vorgestellt wie beispielsweise die Dorfkäserei Götschi oder die Bauernfamilie Stettler, die Urdinkel anbaut. Insgesamt liefern sieben Emmentaler Betriebe ihre Erzeugnisse an Kambly.

Während Leuenberger auf zwei Filme hinweist, die einerseits den Weg vom Lieferanten bis zu Kambly und andererseits die Produktion in der Fabrik zeigen, greift ein Kleinkind zu einem Hörer, der an der Wand befestigt ist. Das Mädchen hört, wie die Kuh Emma von ihrem Leben auf der Weide erzählt. Neben zwei Hörstationen sind ein Memory, ein Fragespiel und ein Labyrinth montiert.

«Den Bereich für unsere jüngeren Gäste haben wir stark ausgebaut», sagt Leuenberger. In einer Ecke stehen ein Zug und eine Backstube in Miniformat. An diesem Nachmittag spielen dort keine Kinder, aber Leuenberger meint, die neue Spielecke werde rege genutzt.

Weiter wurde verändert, dass die Angestellten in der Confiserie mehr Platz haben und der Bereich für die Backateliers vom Arbeitsbereich der Confiserie getrennt wurde. Obwohl es sich laut Leuenberger um einen grossen und zeitintensiven Umbau handle, gebe es aufgrund der Pandemie keine Eröffnungsfeier. Zu den Kosten gibt sie keine Auskunft.

Nicht zu viel verändert

Unter den Besuchenden haben die wenigsten die Veränderungen wahrgenommen. Eine Frau meint: «Wir kommen für die Güetzi.» Sie bedauere es, dass man keine mehr probieren könne. Ein Ehepaar findet es hingegen stossend, wenn man sich auf die Backwaren zum Probieren stürze. Trotzdem gefalle es den beiden hier sehr. Es scheint, als würden die Kekse, die man nicht mehr probieren darf, die Kambly-Gäste mehr beschäftigen als die neue Erlebniswelt.

Ursula Leuenberger sagt, dass das Konzept des Ladens absichtlich nicht komplett umgekrempelt wurde. «Während der Bauarbeiten haben mich Leute angesprochen und wollten, dass wir ja nicht zu viel verändern sollen.» So würden sich Stammgäste nun immer noch wohlfühlen und das antreffen, was sie sich wünschten. Wenn die Corona-Massnahmen gelockert würden, könne man auch wieder Güetzi probieren, verspricht Leuenberger.

Stichwörter: Kambly, Trubschachen, Fabrik

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