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Uhrenbranche

Mehr Wert, weniger Volumen

Die Exporte von Schweizer Uhren lagen im ersten Halbjahr über den Erwartungen. Allerdings gibt es markante Unterschiede in den einzelnen Segmenten.

Mechanische Schweizer Uhren sind auf dem Weltmarkt gefragt. Bild: Tanja Lander/a

Tobias Graden

Es ist ein zwiespältiges Bild, das der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (Fédération de l’industrie horlogère suisse, FH) für das erste Halbjahr 2019 zeichnet. «Wert über den Erwartungen und deutlich geringere Volumen» betitelte die FH ihre gestrige Mitteilung zur Halbjahresbilanz der Uhrenexporte.

«Über den Erwartungen»
Der gute Teil: «Die Ergebnisse der Uhrenexporte lagen im ersten Halbjahr schliesslich über den Erwartungen», schreibt die FH. Nach der sich abzeichnenden Abschwächung des Wachstums Ende letzten Jahres und der hohen Vergleichsbasis war mit einem «bescheidenen Jahresbeginn» gerechnet worden.

Ein Teil der Verbesserungen sei zwar besonderen Effekten wie dem erwarteten Brexit oder einer Ausstellung seltener Stücke in China zuzuschreiben, aber die allgemeine Entwicklung verlaufe weiterhin günstig und
sei für die Uhrenbranche im Jahresvergleich insgesamt ermutigend.

So erreichten die Uhrenexporte im ersten Halbjahr einen Gegenwert von 10,7 Milliarden Franken. Das ist ein Wachstum von 1,4 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Dabei ist zu beachten, dass dieser Wert den Preis ab Werk beschreibt und dabei die reinen Exporte erfasst, nicht die tatsächlichen Endverkäufe.

Besonders positiv verlief die Marktentwicklung offenbar für die Uhren des Luxussegments (Preis ab Werk ab 3000 Franken). Ihr Exportwert legte um 6 Prozent zu. Auch der Blick auf die wichtigsten Märkte (siehe Infobox) zeigt teilweise zweistellige Wachstumsraten, besonders in China, Japan, Grossbritannien und Singapur.

Minus bei günstigen Uhren
Damit ist auch gesagt, dass die Medaille zwei Seiten hat. So ist beispielsweise das Volumen der exportierten Uhren im ersten Halbjahr deutlich gesunken: um 14,1 Prozent auf 1,6 Millionen Stück. Der Wertzuwachs ist auf die mechanischen Uhren zurückzuführen, die mittlerweile 83 Prozent des Exportumsatzes ausmachen. Dagegen haben die Quarzuhren an Boden verloren, sie büssten im Vergleich zur Vorjahresperiode 17,5 Prozent an Volumen ein.

Das Bild, das sich schon seit Jahren abzeichnet, zeigt sich auch mit Blick auf die Preissegmente: Unterhalb der Schwelle von 3000 Franken sank der Wert der exportierten Uhren um 15,5 Prozent, und das Basissegment (Preis ab Werk bis 200 Franken) verlor mehr als 20 Prozent an Volumen.

Was die Märkte betrifft, so hat sich abgesehen von Grossbritannien Europa negativ entwickelt. Und schliesslich sind die Exporte im Juni stark zurückgegangen: um 10,7 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken – dies allerdings auch aus statistischen Gründen, hatte doch der heurige Juni zwei Werktage weniger als der letztjährige.

Die FH rechnet jedenfalls trotz komplexen Umfelds mit einem positiven Wachstum im ganzen Jahr, und die ersten Indikatoren deuteten darauf hin, dass dies auch 2020 so sein werde.

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Die wichtigsten Märkte
Erstes Halbjahr 2019, Exporte in Mio. Fr., Abweichung in Prozent

1. Hongkong 1448,7 -6,6

2. USA 1157,7 +7,1

3. China 925,6 +13,5

4. Japan 797,6 +21,8

5. Grossbrit. 698,5 +26,3

6. Singapur 599,5 +12,8

7. Deutschland 549,9 -2,0

8. Frankreich 523,6 -5,7

9. VAE 476,8 +4,9

10. Italien 472,5 -8,2

11. Südkorea 456,2 +0,9

12. Spanien 190,1 -2,4

13. Saudi-Arabien 159,2 -13,0

14. Taiwan 151,6 +2,1

15. Niederlande 124,4 -5,9

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