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Solarmarkt

Meyer Burger erzielt Riesenverlust

Der Thuner Solarzulieferer Meyer Burger ist weiter im Krebsgang: Für dieses Jahr dürfte das Unternehmen einen Verlust von bis zu 190 Millionen Franken einfahren. Trotzdem gibt es positive Signale.

Sie haben wieder mehr zu tun: Zwei Mitarbeiter des Solarzulieferers Meyer Burger bereiten ein Solarmodul für die Verpackung vor. Bild: Keystone

Dominik Balmer

Für den Thuner Solarzulieferer Meyer Burger endet ein Jahr, das an die Substanz ging. Das Unternehmen musste gestern eine Gewinnwarnung verschicken. Deren Inhalt ist happig: So rechnet Meyer Burger für das laufende Jahr mit einem Verlust von bis zu 190 Millionen Franken. Gleichzeitig erwartet das Solarunternehmen nur noch einen Umsatz von rund 200 Millionen Franken. Zum Vergleich: 2012 setzte Meyer Burger noch fast 650 Millionen Franken um.

Die düstere Meldung aus Thun quittieren die Analysten entsprechend enttäuscht: Die Aussagen zum Gesamtjahr 2013 liegen laut Richard Frei von der Zürcher Kantonalbank ZKB «deutlich unter dem Konsens». Daher werde die ZKB ihre Schätzungen betreffend der Geschäftszahlen von Meyer Burger «nochmals deutlich reduzieren».

Maschinen für Smartphones?

Die Aktie tauchte jedoch nicht. Im Gegenteil: Der Titel notierte gestern zu Börsenschluss bei fast zehn Franken. Im Tagesverlauf war er um mehr als sechs Prozent gestiegen. Der Aufwärtstrend zeigt vor allem, dass die schlechten Resultate erwartet worden sind. Sie dürften im Kurs denn auch bereits eingepreist sein.

Trotz der Gewinnwarnung und dem erwarteten Riesenverlust steht Meyer Burger nicht nur schlecht da. So vermeldete das Unternehmen zuletzt einige kleinere Aufträge. Und auch gestern wieder kamen zwei neue Aufträge mit Volumina von 40 respektive 30 Millionen Franken hinzu. Für den 40-Millionen-Auftrag liefert Meyer Burger Diamantdraht-Sägesysteme an einen neuen Kunden. Dieser Deal betrifft einen Kunden ausserhalb der Fotovoltaik-Industrie. Das zeigt zum einen, dass sich der darbende Solarmarkt noch immer nicht vollständig erholt hat und die Hersteller von Zellen und Modulen noch nicht wieder grosse Investitionen in Ausrüstungen tätigen. Zum andern ist es auch ein gutes Signal für Meyer Burger: Die Maschinen aus Thun scheinen vielseitig einsetzbar zu sein. Vermutlich nutzt der nicht namentlich genannte Kunde die Sägen für das Schneiden von Glas, wie es für die Herstellung von Smartphones genutzt wird. Möglich sind aber auch Einsätze in der Beleuchtungs- oder Halbleiterindustrie.

Offen bleibt, welchen Wert Aufträge ausserhalb des Kernmarkts haben. ZKB-Analyst Frei zumindest meint, sie könnten die Rückgänge im Kernmarkt «nicht annähernd» kompensieren.

Der zweite Auftrag, den Meyer Burger gestern publik machte, betrifft die Lieferung von Diamantdraht für Sägen. Dabei handelt es sich um eine Rahmenvereinbarung mit einem Umfang bis zu 30 Millionen Franken.

Insgesamt kommt Meyer Burger für das Jahr 2013 zu einem Auftragseingang von 240 bis 260 Millionen Franken. Dieser Wert liegt unter den rund 220 Millionen Franken von 2012. Besonders zuversichtlich stimmt, dass Meyer Burger einen Grossteil der Aufträge in der zweiten Jahreshälfte 2013 holte. Daran zeige sich die «wieder aufkommende Investitionsbereitschaft und der deutliche Anstieg an Kundenprojekten weltweit», schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. Mediensprecher Werner Buchholz formuliert die aktuelle Situation so: «Wir kommen ans Ende der Nacht, und bekanntlich ist der frühe Morgen die kälteste Zeit des Tages.»

Mit den zuletzt generierten Aufträgen dürfte nun auch eine neuerliche Erhöhung des Aktienkapitals kein Thema sein. Einzelne Medien schrieben, eine solche werde wegen ausbleibender Aufträge bei Meyer Burger wahrscheinlicher. Schon in diesem Frühling hatte der Thuner Konzern zu diesem Mittel greifen müssen. Im April stimmte die Generalversammlung einer Erhöhung um 150 Millionen Franken zu. So holte sich Meyer Burger etwas Luft. Denn während langer Zeit hatte das Unternehmen zuvor keinen grösseren Auftrag mehr ergattert.

Die Krise bekam auch das Personal zu spüren. Der Bestand sank von einst 3000 Angestellten auf heute rund 1800. Gemäss Mitteilung schaffte es Meyer Burger, im laufenden Jahr die operativen Kosten im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 90 Millionen Franken zu senken.

Blackrock und Al Gore

Nach wie vor sehen lassen können sich auch die Aktionäre des Thuner Unternehmens. So ist Blackrock neu der grösste Aktionär. Der weltweit grösste Vermögensverwalter hält über fünf Prozent. Fast gleich hoch ist die Beteiligung von Generation Investment. Hinter dem Vehikel steht der frühere US-Vizepräsident Al Gore. Lange Jahre war CEO Peter Pauli der grösste Aktionär. Heute beträgt sein Anteil weniger als drei Prozent.

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