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Solarindustrie

Meyer Burger hofft weiter

Meyer Burger hat im ersten Halbjahr 2013 einen Verlust von 82 Millionen Franken erzielt. Doch bald soll es wieder aufwärts gehen.

In diesem Bauwerk steckt Know-how der Meyer-Burger-Gruppe aus Thun. Auf fast 3000 Metern über Meer sind zwei Testfelder mit neuen Solarzellen installiert. Mit Hilfe effizienterer Technologien will Meyer Burger den Weg aus der Krise finden. Bild: Keystone

Dominik Balmer

Meyer Burger ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Solarzulieferer mit Hauptsitz in Thun beschäftigte Mitte 2011 weltweit rund 3000 Angestellte. Damals war das Unternehmen, das Maschinen wie Siliziumsägen für die Solarindustrie herstellt, ein Börsenstar. Dann kam die Solarkrise, und die Märkte brachen ein. Einen grossen Aderlass gab es auch bei Meyer Burger. Heute, zwei Jahre nach Beginn der Krise, zeigt sich die zerstörerische Wucht einmal mehr: Meyer Burger hat inzwischen sehr viel Geld verbrannt; und weltweit gut 1000 Angestellte abgebaut.

 

Umsatz schrumpfte stark

Gestern war der Zeitpunkt gekommen, um Bilanz zu ziehen - in Zürich präsentierte das börsenkotierte Unternehmen seine Zahlen für die erste Hälfte 2013. «Es war eine schwierige Periode», sagte Finanzchef Michel Hirschi. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 82 Millionen Franken. Bereits in der Vorjahresperiode hatte Meyer Burger ein Minus von 34 Millionen Franken eingefahren. Auch der Umsatz schrumpfte: im ersten Halbjahr 2013 setzte Meyer Burger nur gerade rund 90 Millionen Franken um. Damit ist für das Management auch klar, dass die angepeilten 400 Millionen Franken Umsatz für das Gesamtjahr 2013 nicht mehr erreicht werden können. Eine neue Prognose gab es nicht mehr.

Wie dramatisch viel Geld Meyer Burger «verbrennt», zeigt der operative Cashflow: im ersten Halbjahr 2013 betrug der Geldabfluss mehr als 82 Millionen Franken. Auch weil Meyer Burger im Mai eine Aktienkapitalerhöhung durchführte, die fast 150 Millionen Franken frisches Geld in die Kasse spülte, betragen die flüssigen Mittel immer noch über 220 Millionen Franken.

 

Wie lange reicht das Geld?

Die Hoffnung von Meyer Burger ruht nun auf neuen Aufträgen. «Wir kämpfen um jeden kleinen Auftrag», sagte Chef Peter Pauli. Nur das sei jetzt massgebend. Mit anderen Worten: die Kosten kann Meyer Burger kaum weiter reduzieren. Auch am Mitarbeiter-Bestand soll nicht geschraubt werden. Man brauche die rund 1800 Angestellten, um bereit zu sein, wenn der Aufschwung komme, sagte Finanzchef Hirschi. So dürften auch die Stellen der rund 450 Angestellten in Thun sicher sein. Laut Hirschi soll es im zweiten Halbjahr beim Personal nur noch «kleine und mittlere Massnahmen» geben. «Wir stehen Ende Jahr sicher nicht bei nur noch 1000 Leuten.»

Die grosse Frage ist jetzt: Wann endet die Solarkrise und wann kommen die neuen Aufträge? Chef Pauli sagte, es könne bloss Wochen dauern, aber vielleicht auch Monate, bis es namhafte neue Aufträge gebe. Klar ist: Ergattert sich Meyer Burger nich bald einmal einen grossen Auftrag, wird es eng. Das glaubt zumindest Analyst Stefan Gächter vom Aktienbroker Helvea. Wenn die von Meyer Burger eingeplanten Aufträge in den nächsten sechs Monaten nicht wie vorgesehen eintreffen würden, könne es abermals zu einem Liquiditätsengpass kommen, sagt Gächter. Meyer Burger rechnet mit Auftragseingängen für das Gesamtjahr 2013 von über 220 Millio-nen Franken. Rund 80 Millionen Franken hat Meyer Burger im ersten Halbjahr bereits generiert. Seit Ende Juni sind nun nochmals Aufträge mit einem Volumen von 40 Millionen Franken hinzugekommen. Bis Ende Jahr muss das Unternehmen also noch mindestens Aufträge mit einem Wert von 100 Millionen Franken einholen.

Viel Hoffnung setzt Chef Pauli unter anderem in die Heterojunction-Technologie. Diese spezielle Zellbeschichtung führt laut Meyer Burger zu besseren Wirkungsgraden bei den Solarzellen. Zudem soll deren Produktion wirtschaftlich attraktiver sein, weil für die Herstellung weniger Energie verbraucht wird. Bislang hat Meyer Burger noch keine solche Produktionslinie verkauft. Bereits genutzt wird die Technologie indes bei der Walliser Monte-Rosa-Hütte, wo zwei Testfelder installiert sind. Das Bild der Berghütte des Schweizerischen Alpenclubs nutzt Meyer Burger auch für den öffentlichen Auftritt in Publikationen.

 

Pauli als Chef unbestritten

Vor den Medien empfahl gestern Chef Pauli, man möge doch einmal die Hütte in den Alpen besuchen. Der Aufstieg gilt als anspruchsvoll. Als Krisenmanager dürfte Pauli in den vergangenen zwei Jahren jedoch mit weit gravierenderen Problemen konfrontiert worden sein. Die Rückendeckung, um nun auch den erhofften Aufschwung zu managen, hat er gestern jedoch offiziell erhalten. Meyer-Burger-Verwaltungsratspräsident Peter Wagner betonte: «Der Verwaltungsrat steht voll und ganz hinter dem Management.» Damit reagierte der Präsident auf Spekulationen von einzelnen Medien, wonach Pauli wegen der schlechten Ergebnisse angeblich unter Druck stehe. 

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