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Solarindustrie

Meyer Burger «im Sonnenaufgang»

Nach dem Verlustjahr 2013 sorgen Auftragseingang und Wandel in der Solarindustrie für Zuversicht bei Meyer Burger. Für schwarze Zahlen dürfte es aber auch in diesem Jahr nicht reichen.

Die Sorgenfalten sind weniger geworden: Meyer-Burger-Konzernchef Peter Pauli rechnet nach dem Schreckensjahr 2013 wieder mit besseren Zeiten. Bild: Keystone

von Jon Mettler

Deutliche Worte wählte Peter Wagner, Verwaltungsratspräsident von Meyer Burger: «Dass das Jahr 2013 sauschlecht war, müssen Sie uns nicht sagen. Das wissen wir selber», sagte er gestern in Zürich an der Bilanzmedienkonferenz zu den anwesenden Finanzanalysten und Wirtschaftsjournalisten.

Zur Erinnerung: Vergangene Woche hatte das Unternehmen mit Sitz in Thun fürs Geschäftsjahr 2013 einen Verlust von knapp 168 Millionen Franken bekanntgegeben. Weiter hatte Meyer Burger mitgeteilt, dass die Firma 4,8 Millionen Stück neue Aktien herausgibt. Somit sind Meyer Burger brutto 77,8 Millionen Franken frisches Kapital zugeflossen. Wagner begründete die Kapitalerhöhung mit der angestrebten Flexibilität: «Sollten grosse Projekte kommen, die Vorfinanzierungen erfordern, brauchen wir das Geld.» Er will der Generalversammlung vom 29. April wieder genehmigtes Kapital beantragen.

Schliesslich hatte das Unternehmen darüber informiert, dass es die Betriebskosten um knapp 100 Millionen Franken verringert hat, auch durch einen Stellenabbau. Allein in Thun sank die Zahl der Festangestellten vergangenes Jahr von 621 auf 452. Die schlechte Auftragslage im weltweiten Solarmarkt hat Meyer Burger das Ergebnis 2013 gründlich verhagelt.

 

Optimistisch

Vor diesem Hintergrund versuchte Konzernchef Peter Pauli gestern, Zuversicht zu verbreiten. Nein, Meyer Burger kämpfe nicht ums Überleben, sagte Pauli. Vielmehr stehe die Gruppe «im Sonnenaufgang». Als ersten von zwei Gründen für den Optimismus nannte der Konzernchef die Veränderungen in der Solarindustrie. Sie stecke nicht mehr in Kinderschuhen und entwickle sich zunehmend zu einem Massenmarkt mit grossen Volumen. Mit anderen Worten: Nicht mehr die Energiewende und damit die Einspeisevergütungen in Europa treiben das Geschäft, sondern der steigende Energiebedarf in den aufstrebenden Sonnengürtelregionen der Welt.

Meyer Burger erwartet deshalb im laufenden Jahr weitere Kundenverträge zum Ausbau von Produktionskapazitäten, aber auch Investitionen für die Aufrüstung von Technologien.

 

Erfreuliche Prognose

Das Unternehmen nannte dazu Zahlen: Die Deutsche Bank schätzt in ihrem aktuellen «Solar Update» vom Januar die Installationskapazität für Solarenergie in diesem Jahr auf mindestens 47 Gigawatt. Am höchsten ist die Nachfrage in Asien, in den USA und im südeuropäischen und nordafrikanischen Raum. Jedes neu installierte Gigawatt bedeutet für Meyer Burger einen potenziellen Umsatz von etwa 500 Millionen Franken.

Zweitens konnte Finanzchef Michel Hirschi einen erfreulichen Start ins neue Geschäftsjahr vermelden: Im Januar betrug der Auftragseingang 21 Millionen Franken, im Februar 22 Millionen Franken. Im Vergleich zum Vorjahr ist das fast doppelt so hoch: Im Januar 2013 lag der Auftragseingang bei 13 Millionen Franken, im Februar 2013 lediglich bei 9 Millionen Franken.

Allerdings mahnte Konzernchef Pauli zu Geduld, denn: Externe Faktoren können grosse Solarprojekte verzögern. Dazu gehören politische Entwicklungen und Probleme bei der Finanzierung auf Seite der Kunden. Der Ausblick auf das laufende Jahr fällt durchzogen aus. Das Unternehmen rechnet zwar mit einer «deutlichen Verbesserung» bei Umsatz und Ergebnis im Vergleich zu 2013. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte soll es besser laufen. Allerdings dürfte es beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei roten Zahlen bleiben. «Eine Rückkehr zur Profitabilität auf Stufe Ebitda ist frühstens für 2015 absehbar», sagte Finanzchef Hirschi.

 

Anleger enttäuscht

Die Anleger teilten gestern die Einschätzungen von Meyer Burger nicht. Die Aktie notierte bei Börsenschluss bei 13,75 Franken. Gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag bedeutet dies ein Minus von 1,4 Prozent.

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