Sie sind hier

Abo

Zeitmessung an den Olympischen Spielen

Neues vom Herr über Zeiten und Weiten

Die Fussball-EM läuft, aber die Olympischen Spiele in London stehen vor der Tür. Omega, seit 80 Jahren offizieller Zeitnehmer, wartet mit Neuheiten auf, und Peter Hürzeler ist bereits zum 16. Mal dabei.

Peter Hürzeler, bereits zum 16. Mal an Olympischen Spielen.

ROLF LÖFFLER

Er ist nach wie vor der Experte, wenn es drum geht, an Olympischen Spielen Zeiten, Längen und Distanzen zu messen: Peter Hürzeler aus Bellach, der pensionierte Chef von Omega-Timing.
Und auch vor seinen 16. Olympischen Spielen und 43 Jahre nach dem Beginn seiner Karriere bei Omega ist er mit Freude und grossem Engagement dabei, wenn es darum geht, die Meter und Sekunden in den heute 27 olympischen Sportarten zu messen und die Messung zu verbessern.
Die für Zuschauer im Schwimmstadion am besten sichtbare Neuheit und ein grosser Service ist die sogenannte «Swimming Show». Ein Leuchtsystem, das an den Startblöcken montiert ist und auf dem die Plätze eins, zwei und drei mit farbigen Punkten angezeigt werden.
Dazu Peter Hürzeler: «Im Fernsehen werden die Namen der Medaillengewinner und ihre Nationalität sofort eingeblendet, der Zuschauer am Schwimmbecken kriegt die Reihenfolge aber erst später mit, besonders wenn er weit weg sitzt oder sich sein Platz an den Kopfseiten des Bassins befindet». Die «Swimming Show» hilft den Zuschauern am Beckenrand sogleich zu erkennen, wer zuerst am Beckenrand angeschlagen hat.


Bis zu einem Millionstel
Zum ersten Mal im Einsatz an Olympischen Spielen ist das «Open Water Gate». Hürzeler: «Dabei handelt es sich um eine mit einer Antenne ausgerüsteten Platte, statt Zehntausendstelsekunden kann das Gate sogar eine Millionstelsekunde messen», sagt Peter Hürzeler, «aber die Zeitmessung wird deshalb nicht präziser».
Neuerungen kriegen die Zuschauer auch bei den Leichtathleten zu sehen. Die Startpistolen an den Laufbahnen gibts nicht mehr, vor allem darum, weil ihr Transport in Flugzeugen nicht mehr erlaubt ist – obwohl man damit bloss eine Knallpatrone abschiessen und niemandem weh tun kann. Ersetzt werden sie durch elektrische, pistolenähnliche Geräte, die an einen Science-Fiction-Film erinnern.
Peter Hürzeler: «Deren Ton ist nicht immer gut hörbar für die Zuschauer. Die Athleten konzentrieren sich beim Start auf die Lautsprecher, die in ihren Startblöcken integriert sind, weil sie der Ton nur verzögert erreicht wegen des Stadionlärms.»
Auch die Startblöcke wurden verändert. Früher mussten die Athleten kräftig dagegen drücken beim Start, die Platten gaben dabei bis zu fünf Millimeter nach. Hürzeler: «Manchen Sprintern, die beim Start stark abdrücken, behagt das nicht, wie zum Beispiel Asafa Powell, der es auf 250 Kilogramm Druck bringt». Die neuen Platten bewegen sich nicht mehr.
Peter Hürzeler gewinnt viele seiner Erkenntnisse und Erfahrungen dadurch, dass er mit den Top-Athlethen spricht und deren Meinung in neue Konstruktionen einfliessen lässt.
Omega misst aber nicht nur Zeiten und Weiten an den Olympischen Spielen. «Viele sportbegeisterte Fernsehzuschauer meinen, das Fernsehen würde Namen, Nationalität und weitere Angaben zu den Athleten liefern, dabei machen das alles wir von Omega, das Fernsehen blendet nur ein.»
Wenn also beim Speerwurf virtuelle Linien auf den Rasen gezeichnet, Linien bei Weit- und Dreisprung gezogen oder Statistiken aufgestellt werden: «Immer steht Omega dahinter, jede Sportart hat ihr eigenes Dossier, das der Gymnastik ist zum Beispiel gut 300 Seiten dick.»


Politisch korrekte Figur muss her
Dazu weiss er eine absurde Geschichte: An der Schwimm-WM 2010 in Shanghai wurden die angekündigten Sprünge der Turmspringer mittels eines virtuellen Figürchens in Ideallinie vorgezeichnet: «Die Chinesen waren darob einfach begeistert». Ob London das aber erlaube, sei unsicher. Die amerikanische Fernsehkette NBC wolle aus politischer Korrektheit ein schwarzes Figürchen, wenn ein dunkelhäutiger Athlet antritt und ein gelbes bei einem Asiaten, sonst sei das diskriminierend. «Denen habe ich geantwortet, sie sollen doch ein grünes nehmen.»
Peter Hürzeler vertraut auf die Erfahrung des Omega-Teams vor Ort und ihre dreijährige Vorbereitung. Ein Kribbeln spüre er vor dem Anlass, sonst wäre er kein richtiger Zeitmesser. «Aber kein Grund, nervöser als sonst zu sein, das sind einfach 27 Weltmeisterschaften zur gleichen Zeit». Olympische Spiele seien alle unterschiedlich, «in London kämpfen wir mit andern Schwierigkeiten als in Peking».
Peter Hürzeler ist Teil der Olympischen Welt, «ja, man kennt mich, aber nicht als den Hürzeler, sondern als den Mann der Omega». Eigentlich ist er schon ein paar Jahre pensioniert, aber ihm gefällt die Welt der olympischen Zeitmessung, «und Herr Hayek hat mir den Auftrag gegeben, weiterzumachen».

Nachrichten zu Wirtschaft »