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Digitaltag

Roboter-Team düngt vollautomatisch

Ein Schweizer Düngerroboter hilft einem amerikanischen Topfroboter bei der frühjährlichen Gartenarbeit. Die Kollaboration ist eine Weltneuheit. Morgen ist sie im Innovationspark in Biel zu sehen.

So sehen die Gartenroboter aus: Hauert-Verkaufsleiter Rolf Lösch (rechts) sieht darin viel Potenzial. Bild: zvg

Manuela Schnyder

Ein Roboter holt die Töpfe, der andere düngt sie. Alles vollautomatisch. Die beiden mobilen Helfer kommunizieren eigenständig miteinander.

Das intelligente und innovative Robotersystem im Gartenbereich ist weltweit einzigartig und soll die Arbeiten in Gärtnereien und Baumschulen revolutionieren.

Angestossen hat das Projekt die Firma Hauert mit Sitz in Grossaffoltern. Das auf verschiedenste Dünger spezialisierte Unternehmen will die Arbeiten ihrer Kunden erleichtern, denn die frühjährlichen Gartenarbeiten sind hochgradig repetitiv.

Mit viel Handarbeit schleppen die Gartenarbeiter die Topfpflanzen jeden Winter aus ihren Winterquartieren und bringen sie mit genügend Abstand in Stellung, wie Verkaufsleiter Rolf Lösch beschreibt. Danach würden sie einzeln gedüngt, damit sie wachsen und gedeihen. Das koste viel Zeit.

Die Firma verfüge bereits über Topfroboter aus den USA, die sie in der Schweiz vertreibt. Sie holen die eng zusammengedrängten Topfpflanzen aus ihren Containern und stellen sie bereit.

Nun hätten sie aber nach einer Lösung für das Düngen gesucht. Denn auch diese Arbeit sei für ihre Kunden äusserst mühsam, so Ries. Mit diesem Anliegen wendet sich die Firma im Oktober 2016 an den Entwickler Andreas Ries von Forschungszentrum Swiss Smart Factory, das zum Innovationspark in Biel gehört.

 

Unschlagbare Kombi
Nun steht er bereit im Innovationspark, der kleine, 15 Kilogramm leichte und rund 40'000 Franken teure mobile Düngersteuer. Die schlanke Statur ist sein Pluspunkt. Im Vergleich zu Agrarrobotern sei der Düngersteuer deutlich kleiner und vor allem schmäler, sagt Ries. Exakt auf die Bedürfnisse der Zielkunden angepasst.

Denn die Abstände zwischen den Pflanzen seien typischerweise eng. Mit einer Breite von 40 Zentimetern komme der Düngerroboter auf diesen beschränkten Gebieten gut zurecht.

 

Noch viele Ideen
Zusammen mit dem ebenfalls kleinen Topfroboter bildet der Düngerroboter nun ein Team. Die beiden Roboterfreunde arbeiten autonom zusammen. Über WLAN, Funk und Bluetooth kommunizieren sie miteinander und können sich aufeinander abstimmen. Marktreif ist der Düngerroboter allerdings noch nicht. Es handle sich um ein Prototyp, sagt Ries. Interessierte Baumschulen oder Gärtnerbetriebe könnten das Robotersystem zwar bereits in ihrem Unternehmen testen.

Doch man habe noch viele Ideen und Ansätze für die Weiterentwicklung. Der Roboter soll künftig auch bewässern, pflegen und begutachten können, führt er fort. Bis das fertige Endprodukt auf dem Markt ist, dürfte es also noch dauern. Hauert rechnet mit dem Verkauf in ihrem Betrieb frühestens im Jahr 2020.

 

Mehr Arbeitsplätze
Von der neuen Roboter-Roboter-Zusammenarbeit erhofft sich das Projektteam vor allem geringere Kosten für die Branche. Die Mitarbeiter könnten sich stärker auf gewinnbringende Tätigkeiten konzentrieren, sagt Ries. Dass der Einsatz von Robotern Arbeitsplätze vernichtet, glaubt er nicht. Im Gegenteil. Durch den Einsatz von Robotik im Gartenbereich dürften vielmehr neue Arbeitsplätze entstehen, sagt er. Denn die Herstellung von Robotern schaffe zusätzliche Arbeitsplätze.

Zudem werden sich die bestehenden Mitarbeiter in den Gärtnereien und Baumschulen seiner Ansicht nach stärker auf die Pflanzenpflege, die Beratung der Kunden sowie die Gestaltung der Gärten ausrichten.

Ein weiterer Vorteil sieht Ries bei den gesundheitsbedingten Arbeitsausfällen. Diese würden durch den Einsatz der Maschinen reduziert – und zwar von vier auf null Tage, sagt er. Denn durch das 1000-fache Drücken manueller Dünger-Lanzen entstünden Tennisarme. Auch ein Brennpunkt seien Rückenprobleme, die durch das Umsortieren von Pflanztöpfen im Feld verursacht werden.

 

Neues Thema entdeckt
Das Roboterprojekt von der Firma Hauert habe im Ausland grosses Interesse geweckt. Man erhalte Anfragen aus den USA und aus Asien, sagt Ries.

Beim Innovationspark sorgte es innerhalb der Swiss Smart Factory für ein ganz neues Forschungsthema: Smart Farming. Das Team soll im Bereich Landwirtschaft und Gärtnerbau weiterhin nach Innovationen forschen.

Wer den beiden Robotern nun live bei der Arbeit zusehen will, kann dies morgen in Biel tun. Anlässlich des nationalen Digitaltags zeigt der Innovationspark zusammen mit der Berner Fachhochschule (BFH) konkrete Beispiele aus der digitalen Welt.


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Digitaltag in Biel
Anlässlich des zweiten nationalen Digitaltags öffnet morgen in Biel der Switzerland Innovation Park einen Nachmittag lang seine Türen. Zusammen mit der Berner Fachhochschule zeigt er unter dem Motto «Digital gemeinsam erleben» konkrete Beispiele aus der digitalen Welt – zum Beispiel Neuheiten in Sachen Robotik und Sensorik. Besucher können einem «raffinierten» Roboter einen Handgriff geben oder können zuschauen, wie zwei Roboter miteinander kommunizieren. Gezeigt werden auch smarte Alltagshelfer und Innovationen im Bereich der Solarenergie. msd

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