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Berufslehre

Romands können sich neu in Biel ausbilden

Wichtiger Schritt für die Frankophonen: Sie können künftig an der Schule für Gestaltung in Biel Interactive Mediadesign, Mediamatik und Fotografie lernen.

Ausbildung in visueller Kommunikation: Bisher mussten die französischsprachigen Berner ihre Berufslehre in dieser Fachrichtung in einem anderen Kanton absolvieren.

Maeva Pleines/pl

«In den letzten drei Jahren haben wir 70 Anfragen zu einer französischsprachigen Ausbildung in visueller Kommunikation erhalten», sagt Florian Cosandey, Chef der frankophonen Sektion am Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern. Bezogen auf die Region sei das eine «enorme Zahl».

Als Antwort auf das Interesse bietet die Schule für Gestaltung am Standort Biel jetzt eine Lehre für die Romands an. Ab August 2022 werden zehn junge Menschen in den Berufen Interactive Mediadesign, Mediamatik und Fotografie ausgebildet.

 

Lockeres Auswahlverfahren

«Am Anfang ist ein recht lockeres Auswahlverfahren der Lernenden geplant: Es besteht aus einem Bewerbungsschreiben und einem Gespräch mit den Dozenten», erklärt Beat Trummer, Vizedirektor der Schule für Gestaltung und Leiter des Standortes Biel. Sobald das neue Angebot besser bekannt sei und die Nachfrage entsprechend steige, werde eine Aufnahmeprüfung organisiert. Die Auszubildenden aller drei Berufe werden drei Tage pro Woche gemeinsam in den allgemeinbildenden Fächern unterrichtet; den Fachunterricht besuchen sie in getrennten Gruppen.

Trummer unterstreicht das «praxisorientierte Modell» der vierjährigen Vollzeitausbildung, zu dem ein sechsmonatiges Praktikum gehört, das in mehrere kürzere Aufenthalte aufgeteilt werden kann. Im letzten Lehrjahr schreiben die Lernenden eine persönliche Arbeit, die Theorie und Praxis gleichermassen berücksichtigt. «Dadurch machen die jungen Menschen einen ersten Schritt ins Berufsleben», so Trummer. Die Formel habe sich in den deutschsprachigen Klassen bewährt, wo niemand Schwierigkeiten habe, eine Praktikumsstelle zu finden.

 

Nützlich für die Wirtschaft

Im Jahr 2014 betrug der Anteil der Bieler Romands an den Berufspraktikanten nur 25 Prozent; 2020 waren es bereits 33. Trotzdem entspricht diese Proportion noch immer nicht der französischsprachigen Bevölkerung von 43 Prozent.

«Das neue Angebot beinhaltet eine Verbesserung der gelebten Sprachkultur. Schliesslich hat die Schule für Gestaltung vor Kurzem das Label für die Zweisprachigkeit erhalten», unterstreicht Schulrat Julien Steiner. Er ist überzeugt, dass die Ausbildung für Romands nicht nur den jungen Menschen, sondern auch der Wirtschaft zugutekommt: «Die Bieler Industrie ist eng mit der visuellen Kommunikation verbunden.»

Gerade in der Uhrenbranche gelte es, die Kreativität in den Dienst von Design und Werbung zu stellen. «Diese Berufe werden sich weiter entwickeln, denn wir leben in einer Gesellschaft, in der Bilder an Bedeutung gewinnen», sagt Julien Steiner.

Die Auszubildenden können sich zudem für eine Berufsmatura entscheiden, die ihnen den Zugang zu Fachhochschulen öffnet.

 

Kanton spart Ausgaben

Neben der Pflege der Zweisprachigkeit hat der Kanton Bern ein finanzielles Interesse an der Berufsbildung am Standort Biel. Tatsächlich bezahlen die Behörden ausserkantonale Ausbildungen für die Romands. In den vergangenen drei Jahren haben rund 30 Jugendliche von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. «Für jeden von ihnen wendet der Kanton pro Jahr 10 000 bis 15 000 Franken auf. Das neue Angebot in Biel wird diese Kosten senken», erwartet Florent Cosandey.

«Einen Tag lang zeigen wir dir alles, was du bei uns lernen kannst»: Unter diesem Motto öffnet die Schule für Gestaltung am Standort Biel nächste Woche ihre Tore. Dabei stellt sie auch die französischsprachigen Berufslehren vor. Der Infotag findet am Mittwoch von 10 bis 18 Uhr an der Salzhausstrasse 21 in Biel statt.

Stichwörter: Wirtschaft, Biel, Ausbildung

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