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Orvin

In schwedischen Händen

Das weltweit tätige Unternehmen LNS mit Sitz in Orvin stellt Peripheriegeräte für Werkzeugmaschinen her. Nun wird die bernjurassische Firma verkauft. Was bedeutet das für das Unternehmen?

Bild: zvg

Philippe Oudot/pl

Die schwedische Beteiligungsgesellschaft Storskogen hat bekanntgegeben, dass sie sämtliche Aktien der LNS Group aus Orvin erwerben wird. Bisher war die Familie Scemama alleinige Eigentümerin des bernjurassischen Industrieunternehmens. Der vereinbarte Kaufpreis von 185 Millionen Franken wird nach Abschluss der Akquisition in der zweiten Januarhälfte ausbezahlt. Sofern das Unternehmen die Jahresziele von 2022 erreicht, steht der Verkäuferin eine zusätzliche Vergütung von bis zu 15 Millionen Franken zu.

Die Übernahme kommt nicht überraschend, denn es war bekannt, dass die Inhaber eine Nachfolgeregelung anstreben. Gilbert Lile, der Geschäftsführer der LNS Group, sagt, dass mehrere Kandidaten für den Kauf des Familienunternehmens geprüft wurden. Dass der Entscheid für Storskogen gefallen sei, habe unternehmerische Gründe: Es handle sich nicht um einen Konkurrenten, sondern «vielmehr um einen Partner, der unsere Unternehmensphilosophie teilt». Der schwedische Investor sei «in komplementären Industriesparten aktiv und wird LNS beim Wachstum unterstützen», so Gilbert Lile.

 

Für beide ein Gewinn

Die Akquisition des weltweit tätigen Schweizer Unternehmens sichert der skandinavischen Storskogen eine geografische Ausweitung in die Marktregion Deutschland, Österreich und Schweiz, aber auch in die Vereinigten Staaten und Asien, wo LNS Group bereits gut aufgestellt ist. Mit dieser Übernahme-Operation verschiebt das schwedische Beteiligungsunternehmen seine Geschäftstätigkeit in den Industriesektor, erklärt Lile.

Der Chef von LNS wertet den Verkauf als Win-win-Situation: Die Schweden würden die industrielle Kompetenz und das globale Netzwerk des Unternehmens aus Orvin erwerben. Umgekehrt könnten die Schweizer unter den neuen Fittichen auf «langfristige Stabilität» und «beschleunigtes Wachstum» bauen, ist Lile überzeugt. Mit der starken Eigentümerin im Rücken erwartet er mehr Durchsetzungskraft auf dem hart umkämpften deutschen Markt, wo LNS bereits präsent ist.

Ebenso rechnet der Geschäftsführer aus Orvin mit Synergien aus der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen von Storskogen Group: «Damit könnten wir unsere Produktfamilie durch Robotersysteme für die Be- und Entladung von Werkzeugmaschinen bereichern.»

 

Langfristige Strategie

Trotzdem wirft die Übernahme der Industriegruppe LNS durch eine Beteiligungsgesellschaft Fragen auf. Schliesslich haben herkömmliche Private-Equity-Firmen vor allem kurz- und mittelfristige Renditeziele im Auge. Gilbert Lile widerspricht: Obwohl Kapitalgeber prinzipiell nach ein paar Jahren einen Mehrwert erwarten, verfolge Storskogen eine langfristige Strategie: «Die Gruppe agiert viel eher im Geist der Firmengründer, die LNS zu einem international aufgestellen Maschinenbauer entwickelt haben.»

Diese Haltung findet auch in der weiteren operativen Tätigkeit von LNS Niederschlag: Gilbert Lile und sein aktuelles Führungsteam bleiben im Amt und werden das Unternehmen im Einklang mit den gewachsenen Visionen und Werten weiterführen.

Nach der Übernahme öffnen sich neue Entwicklungsperspektiven. Deshalb wird die Geschäftsführung bisher auf Eis gelegte Projekte im Hinblick auf ihre Umsetzung neu beurteilen.

 

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Vom KMU zum globalen Player

Der Maschinenhersteller LNS wurde 1973 gegründet. In der Anfangszeit war die Firma auf den Uhrensektor ausgerichtet. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus eine international tätige Unternehmensgruppe. Heute ist LNS ein führender Anbieter von Peripheriegeräten für Werkzeugmaschinen. Das Unternehmen mit Sitz in Orvin bietet vier Produktfamilien an: Stangenlade-Systeme für Bearbeitungsmaschinen, Spänemanagement-Lösungen, Luftfilter-Vorrichtungen, Kühlmittel-Systeme für die spanabhebende Metallbearbeitung. LNS beschäftigt weltweit rund 1000 Mitarbeitende an neun Produktionsstandorten und Vertretungen in 31 Ländern.

Im vergangenen Geschäftsjahr (Abschluss Ende September) hat LNS einen Umsatz von 180 Millionen Franken und ein Betriebsergebnis (Ebita) von 20,6 Millionen Franken erzielt.

Die neue Eigentümerin, die schwedische Beteiligungsgesellschaft Storskogen, bewirtschaftet mehr als 90 Unternehmen mit 7000 Angestellten und erzielt einen Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Franken. Ein Drittel davon wird im Industriesektor, vorwiegend in der Automation und Robotertechnik, erwirtschaftet. pho/pl

Stichwörter: Maschine, Firma, Orvin, Wirtschaft, LNS

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