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Arbeitsmarkt

Seco zieht positive Bilanz

Das Staatssekretariat für Wirtschaft sieht sich mit der Einführung der Stellenmeldepflicht auf Kurs. Ob damit die gewünschten Ziele erreicht werden, bleibt offen.

Symbolbild: Keystone

Vor einem halben Jahr hat das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco die in der Politik und bei Unternehmen höchst umstrittene Stellenmeldepflicht am Schweizer Arbeitsmarkt eingeführt. «Das Parlament hat uns die Aufgabe erteilt, die Stellenmeldepflicht gesetzeskonform umzusetzen. Die Einführung verläuft planmässig», erklärte der Leiter der Direktion für Arbeit im Seco, Boris Zürcher, gestern vor den Medien. Die IT-Systeme zur Online-Erfassung offener Stellen funktionierten gut und die notwendigen Überprüfungen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) erfolgten rasch. Seit Anfang Juli müssen Firmen, die offene Stellen von Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 8 Prozent besetzen möchten, diese vorab den RAV melden. Während fünf Tagen haben nur die auf den RAV registrierten Stellensuchenden die Möglichkeit, sich auf diese Stellen zu bewerben. Darüber hinaus haben die RAV die Möglichkeit, Stellensuchende zu vermitteln. Das Parlament hatte die Stellenmeldepflicht als EU-kompatible Umsetzung zur Masseneinwanderungsinitiative der SVP erarbeitet.

 

Mehr gemeldete Stellen

Es gebe derzeit keine Hinweise, dass Firmen versuchten, die Stellenmeldepflicht zu umgehen, sagte Zürcher. Die Massnahme habe in der Wirtschaft Akzeptanz. Ein Indiz dafür sei etwa die starke Zunahme der von den Unternehmen bei den RAV gemeldeten offenen Stellen. In den Monaten nach der Einführung der Stellenmeldepflicht wurden laut Seco jeweils zwischen 25 000 und 35 000 offene Stellen gemeldet. Davor pendelte dieser Wert um die 10 000er-Marke. Bei meldepflichtigen Berufen versechsfachte sich die Anzahl der gemeldeten Stellen sogar. Von der Stellenmeldepflicht sind besonders das Gast- und das Baugewerbe sowie die Produktion betroffen.

Ob hingegen die politischen Erwartungen mit der Stellenmeldepflicht erfüllt werden, könne man zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen, machte Zürcher klar. Denn diese Erwartungen seien breit gefächert und erstreckten sich von der Senkung der Arbeitslosigkeit, über die bessere Nutzung des inländischen Arbeitskräftepotenzials bis hin zur Eindämmung der Zuwanderung. Eine erfolgreiche Vermittlung von Stellensuchenden durch die RAV bedeute nicht, dass dies kausal auf die Stellenmeldepflicht zurückzuführen sei, gab Zürcher zu bedenken. Das Seco arbeite jedoch daran, in Zukunft der Politik weitere Informationen zu solchen Fragen bereitzustellen. In einem ersten Schritt will das Seco bis im Oktober 2019 in einem Bericht aufzeigen, ob die Massnahmen der Stellenmeldepflicht im Sinne des Gesetzgebers umgesetzt wurden. Erst später soll in einer Machbarkeitsstudie nach Messgrössen zu politischen Wirkungszielen gesucht werden, die als Basis für künftige Studien dienen.

 

Hohe Bussen drohen

Ein Verstoss gegen die Stellenmeldepflicht hat eine Anzeige zur Folge und kann ein Unternehmen teuer zu stehen kommen. Im Gesetz seien dazu Bussen von bis zu 40 000 Franken bei vorsätzlichen Vergehen vorgesehen, sagte Zürcher. «Allerdings sind uns bis heute keine solchen Anzeigen bekannt.» Im Grundsatz habe der Gesetzgeber für die Umsetzung der Stellenmeldepflicht keine Kontrollen vorgesehen, jedoch hätten dies die Kantone gewünscht. Der Bundesrat will die Kantone bei den Kontrollen finanziell unterstützen. sda

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Viel weniger Arbeitslose im letzten Jahr

In der Schweiz hat sich die Lage am Arbeitsmarkt 2018 weiter deutlich aufgehellt. Die Arbeitslosenquote sank im Jahresmittel von 3,2 im Jahr 2017 auf 2,6 Prozent. Betrachtet man nur die Entwicklung im Monat Dezember, dann hat sich die Quote verglichen mit November wie erwartet um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent erhöht. Saisonbereinigt verharrte sie bei 2,4 Prozent. Die jahresdurchschnittliche Zahl der Arbeitslosen lag 2018 mit 118 103 Personen um 25 039 tiefer als noch 2017. Die Zahlen zeigten, dass es der Schweizer Wirtschaft gut geht und dass sich der Arbeitsmarkt in einer guten Verfassung befindet, so das Seco. Stark abgenommen habe die Arbeitslosenzahl bis Juli, danach verblieb sie auf tiefem Niveau. Ab November hätten in erster Linie saisonale Effekte zu einer Zunahme geführt. Per Ende Dezember waren insgesamt 119 661 Personen bei den RAV eingeschrieben. Das waren verglichen mit November 9187 mehr. Die Werte entsprechen in etwa den Erwartungen der Ökonomen. Diese hatten im Vorfeld der Publikation für Dezember eine Arbeitslosenquote im Bereich von 2,6 bis 2,7 Prozent erwartet. Die Prognosen zur saisonbereinigten Ziffer lagen bei 2,4 und 2,5 Prozent. Weiter hat das Seco im Berichtsmonat 197 950 Stellensuchende gezählt, das sind 7738 mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl jedoch um 6,6 Prozent. Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt wird auch die Bundesfinanzen entlasten. Das Rechnungsjahr 2018 schloss der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung mit einem Überschuss von 1,11 Milliarden Franken ab und so konnten die Darlehen bei der Bundestresorerie auf 1,1 Milliarden halbiert werden. In Biel sank die Arbeitslosenquote im Dezember gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent. sda

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