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Moutier

Tornos im Aufwind

Tornos, der Maschinenhersteller aus Moutier, meldet nach dem ersten Halbjahr 2021 erfreuliche Geschäftszahlen. Ob der positive Trend anhält, ist allerdings nicht voraussehbar.

Bild: sgo

Sébastien Goetschmann/pl

«Tornos mit markanten Verbesserungen auf allen Ebenen»: So titelt der Werkzeugmaschinen-Hersteller seine Pressemitteilung zur gestrigen Medienkonferenz über den Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr 2021.

Die Unternehmensleitung will sich angesichts der aktuellen Unwägbarkeiten nicht festlegen, wie stabil sich der Aufschwung längerfristig entwickeln wird. «Die Mehrzahl der Märkte hat am Ende des letzten Jahres wieder angezogen, nachdem das weltweite Geschäft praktisch lahmgelegt war», erklärt Luc Widmer, der Finanzchef von Tornos.

Im ersten Semester von 2021 verbuchte die Firmengruppe einen Auftragseingang von 104,6 Millionen Franken. Das sind 144,3 Prozent mehr als in der gleichen Vorjahresperiode. Der Nettoumsatz betrug 84,4 Millionen Franken im Vergleich zu 56,2 Millionen Franken im ersten Halbjahr 2020 (+50,2%).

Allerdings war der Geschäftsgang im vergangenen Jahr wegen der Coronapandemie ausserordentlich schlecht. Immerhin ist die Entwicklung heute besser als 2019; die Rekordzahlen von 2018 werden jedoch nicht erreicht.

 

Die externen Faktoren

Erfreulicherweise legte Tornos im Automobilsektor deutlich zu. Dieses Marktsegment liegt nun wieder an der Spitze, gefolgt von der Medizin- und Dentaltechnik und der Elektroindustrie. «Die Automarken bringen viele neue Modelle auf den Markt. Dieser Trend wird sich fortsetzen», analysiert Michael Hauser, der Geschäftsführer der Tornos-Gruppe. Überdies verbesserte sich das operative Resultat EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von minus 13,1 Millionen Franken auf 11,1 Millionen Franken. Diese Steigerung ist einerseits dem Umsatzzuwachs und der Verbesserung der Kostenstruktur seit 2020 geschuldet.

Andererseits profitiert die Erfolgsrechnung von der Auflösung von Rückstellungen über von 6,5 Millionen Franken und von einem Buchgewinn von 0,7 Millionen Franken aus einem Liegenschaftsverkauf in Grossbritannien.

Aufgrund des hohen Auftragsbestandes geht Tornos auch für das zweite Semester 2021 von deutlich besseren Resultaten als im Vorjahr aus. «Ein guter Teil der Marktentwicklung im ersten Halbjahr 2021 dürfte auf Nachholeffekten beruhen, die auf das Coronajahr 2020 zurückzuführen sind», unterstreicht Luc Widmer. Der Finanzchef berichtet zwar über gut sortierte Lagerbestände. Dennoch hängt die termingerechte Auslieferung der Maschinen aus Moutier von externen Faktoren ab: «Die Verfügbarkeit der Rohstoffe und Zulieferteile bleibt ungewiss».

Weil die Nachfrage nach Industrie-Werkstoffen wieder zunimmt, werden die Materialkosten entsprechend steigen. «Diesen Mehraufwand müssen wir auf unsere Kunden überwälzen», so Widmer. Der Schweizer Maschinenhersteller hat seine Marktposition in China wesentlich gestärkt, vor allem mit den vor Ort hergestellten Langdrehautomaten. Innerhalb Europas war die Nachfrage aus Italien besonders lebhaft.

 

Maschinen aufrüsten

In São Paulo (Brasilien) hat Tornos im ersten Semester 2021 ein neues Kundenzentrum aufgebaut. «Wir hatten das südamerikanische Land seit Langem im Blick», berichtet Firmenchef Michael Hauser. «Unser Angebot trifft auf die dort angesiedelte Medizin- und Zahntechnik. Deshalb war es naheliegend, unsere Maschinen den potenziellen Kundinnen und Kunden an Ort und Stelle zu zeigen.» Ebenfalls erholt hat sich das Service- und Ersatzteilgeschäft von Tornos. Trotz der weiterhin bestehenden Reiseeinschränkungen wegen der Pandemie konnte dieser Bereich den Umsatz um 45 Prozent steigern.

Gut etabliert hat sich das neue Angebot Deco-10-Plus, mit dem Tornos-Kunden ihre gebrauchten Deco-10-Maschinen auf den aktuellen Stand der Technik aufrüsten können. Tornos kauft auch ältere Anlagen zurück und bringt diese im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nach einer kompletten Überholung wieder auf den Markt.

Zudem lancierte Tornos im ersten Halbjahr 2021 mit grossem Erfolg zwei neue Modelle ihrer Langdrehautomaten-Reihe Swiss DT, die speziell auf den nordamerikanischen und auf den chinesischen Markt zugeschnitten sind.

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