Sie sind hier

Abo

Preisindex 

Traum vom Eigenheim wird teurer

Wegen Corona ist der Wunsch nach eigenen vier Wänden so gross wie nie. Dies treibt die Immobilienpreise im Kanton Bern weiter in die Höhe.

Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern hat seit Beginn der Pandemie zugenommen. Bild: Valerie Chételat

Julian Witschi

Ein eigener Garten als Freiraum, mehr Platz für die Heimarbeit: Davon träumen angesichts der Einschränkungen wegen Corona derzeit besonders viele Mieterinnen und Mieter. Tatsächlich hat die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern seit Beginn der Pandemie zugenommen. Deshalb muss man aber auch vielfach tiefer in die Tasche greifen.

Die Preise für Immobilienkäufe im Kanton Bern sind im vergangenen Jahr durchschnittlich um 1,6 Prozent gestiegen. Das zeigt der neue Eigenheim-Index der Berner Kantonalbank (BEKB). Er beruht auf Daten des Immobiliendienstleisters IAZI zu tatsächlich bezahlten Transaktionspreisen und liegt der «Berner Zeitung» mit Angaben nach Verwaltungskreisen exklusiv vor.

 

Biel holt auf

Dabei zeigen sich regional deutliche Unterschiede. So wurden insbesondere in den urbanen Regionen von Bern, Biel und Thun Preissteigerungen verzeichnet. Sie betragen hier durchschnittlich rund vier Prozent.

Dieser Anstieg ist noch bemerkenswerter, wenn man die Eigenheimpreise mit den Preisentwicklungen für die Güter und Dienstleistungen des täglichen Lebens vergleicht: Die Konsumentenpreise sind im vergangenen Jahr in der Schweiz um 0,7 Prozent gesunken.

Für Wohneigentum bleibt die Agglomeration Bern als Wirtschaftszentrum und Bundeshauptstadt besonders gefragt, in Thun sind die Sicht auf den See und das Alpenpanorama sehr 
beliebt. In Biel zeige sich im deutlichen Preisanstieg ein gewisser Aufholeffekt, sagt Noëmi Capelli, Ökonomin der BEKB. In der zweitgrössten Agglomeration es Kantons seien die Preise 
tiefer als in anderen städtischen Regionen. Biel habe aber mit dem Ausbau des Arbeitsplatzangebotes etwa durch das Dienstleistungszentrum der UBS sowie mit verbesserten Verkehrsverbindungen an Attraktivität gewonnen.

Ebenfalls zugenommen, wenn auch weniger deutlich, haben die Eigenheimpreise in Interlaken-Oberhasli (+1,7 Prozent) und im Oberaargau (+1,1 Prozent). Im Berner Jura und im Seeland blieben sie praktisch stabil. Dagegen sind sie im Verwaltungskreis Obersimmental-Saanen um 3,9 Prozent gesunken. Das ist auf den ersten Blick überraschend, gehört doch die Region Gstaad zu den beliebtesten Regionen bei Superreichen für ein Ferienchalet.

Der Eigenheim-Index bilde jedoch die Entwicklung des Erstwohnungsmarktes ab, erklärt Capelli. Zweitwohnungen werden nicht erfasst. Laut einer kürzlich publizierten Studie der UBS sind die Preise für Ferienwohnungen in Gstaad von hohem Niveau nochmals gestiegen. Bei Erstwohnungen gibt es relativ wenig Eigentümerwechsel. Und so könnte es hier letztes Jahr einen statistischen Ausreisser nach unten gegeben haben.

Gesunken sind die Eigenheim-Preise auch in Frutigen-Niedersimmental (-3,6 Prozent) und im Emmental (-1,2 Prozent). Über die letzten Jahre sind die Preise aber kantonsweit deutlich gestiegen. So verteuerte sich Wohneigentum im Kanton Bern seit Beginn der IAZI-Statistik um zwei Drittel (+67,6 Prozent). Schweizweit haben sich die Preise in dieser Zeit mit +92,5 Prozent annähernd verdoppelt.

In den grossen Wirtschaftszentren des Landes sind die Nachfrage und in der Folge die Preise besonders stark gestiegen, erklärt Capelli. Eine Rolle beim unterdurchschnittlichen Preisanstieg im Kanton Bern spiele auch die höhere Steuerlast, die die Zuzüge bremse.

 

Regelmässige Analyse

Künftig publiziert die Berner Kantonalbank den regionalen Eigenheim-Index zweimal pro Jahr. Sie wird die Analysen auch in ihre Informationsveranstaltungen und Beratungsgespräche einbringen.

Die Immobilienfinanzierung ist immer noch ein Kerngeschäft der Kantonalbank. Im vergangenen Jahr hat sie die Hypothekarkredite um 3,9 Prozent auf 23,5 Milliarden Franken ausgeweitet. Dies bei einer gesamten Bilanzsumme von 36,4 Milliarden Franken.

Nachrichten zu Wirtschaft »