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Economiesuisse

Viel Arbeit für den Neuen

Heinz Karrer wird vermutlich Ende August zum Präsidenten des Wirtschaftsdachverbands gewählt. Die Wirtschaftsverbände sind begeistert - und präsentieren ihm ihre Wunschzettel.

Im Rampenlicht: Heinz Karrer wird von den Economiesuisse-Mitgliedern wohl genau auf die Finger geschaut werden. Bild: Keystone

Thomas Uhland

Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, hat keine einfache Zeit hinter sich. Die Schweizer Wirtschaft läuft zwar recht gut, und auch die Rahmenbedingungen können nicht als wirtschaftsfeindlich bezeichnet werden. Doch auf politischer Ebene konnte Economiesuisse in der letzten Zeit kaum Erfolge verbuchen, und auch sonst weht der Organisation ein steter rauher Wind entgegen.

Die Abzocker-Initiative offenbarte das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Wirtschaft, das Bankgeheimnis steht vor dem Fall und mit einigen wichtigen Exportpartnern steht die Schweiz im Steuerstreit. Von rechts die Forderung, dass die Zuwanderung begrenzt werden soll, von links sperrt man sich gegen jede Liberalisierung.

 

Gegen die Zentrifugalkräfte

Viel Arbeit also für den neuen Economiesuisse-Präsidenten, der nach der Vorstandssitzung vom 29. August höchstwahrscheinlich Heinz Karrer heissen wird. Er wird nicht nur die 1:12-Iniviative und das Referendum gegen das neue Arbeitsgesetz bodigen müssen, über die im November abgestimmt wird. Er wird auch den Verband zusammenhalten und ausscherende Mitglieder bei der Stange zu halten haben. Er wird widerstrebende Interessen verschiedener Branchen - etwa der Finanz- und der Industriebranche oder der KMU und der Grossbetriebe - unter einen Hut zu bringen haben.

Er sei zuversichtlich, dass dies Karrer gelingen werde, sagt Hans Hess, Präsident von Swissmem und Vizepräsident des Vorstandes von Economiesuisse, der Karrer Ende dieses Monats wählen wird. «Karrer passt gut zu unserem neuen Auftritt. Er ist eine glaubwürdige Persönlichkeit mit einem glaubwürdigen Auftritt.»

 

Weniger Gesetzesflut

Bei Economiesuisse sind nicht nur Grossunternehmen, sondern auch Branchen mit vielen KMU vertreten; so etwa Hotelleriesuisse. Die Präsidentin der Sektion Bern und Mittelland, Beatrice Imboden, wünscht Karrer, «dass er den Verband erfolgreich führen kann, denn wir haben ihn nötig». Bürokratische Hindernisse und die «Reglementierungswut» machten den KMU das Leben schwer. Da hoffe sie, dass der neue Economiesuisse-Präsident es schaffe, für deren Bedürfnisse Verständnis zu wecken.

 

Für die KMU

«Ich wünsche mir als Economiesuisse-Präsidenten jemanden, der auch die KMU versteht», sagt Charles Zuber, Präsident des kantonal-bernischen Baumeisterverbands, in dem viele Klein- und Kleinstbetriebe vertreten sind. «Ich glaube, dass Karrer eine gute Wahl ist. Trotzdem befürchte ich, dass unsere Branche zu kurz kommen könnte.»

Dem hält Adrian Haas, Direktor des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern entgegen: «Heinz Karrer hat ein Gespür für kleine und mittlere Unternehmen.» Es sei auf jeden Fall besser, wenn für anstehende Probleme innerhalb des Verbandes Lösungen gesucht würden, als wenn man dies der Politik überlasse und dann via Lobbying versuche, Einfluss zu erlangen. «Dies traue ich Karrer durchaus zu.»

 

«Kurswechsel nötig»

Für Corrado Pardini, Nationalrat und Geschäftsleitungsmitglied der Gewerkschaft Unia, zeugt die Wahl Karrers von einer «angeschlagenen» Economiesuisse. Offenbar habe man in den Kreisen der freien Wirtschaft niemanden gefunden, der diesen Posten übernehmen wollte, denn die beiden letzten Arbeitgeber Karrers, die Axpo und die Swisscom, «sind ja de facto Staatsbetriebe».

Für Pardini braucht Economiesuisse nun einen radikalen Kurswechsel in Richtung einer sozialeren und ökologischeren Wirtschaft, wenn sich der Verband nicht überflüssig machen wolle. «Doch ich glaube nicht, dass Heinz Karrer diesen Kurswechsel anstrebt.»

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